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Mitteilung vom 14.09.23

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Brandgräber in Fröndenberg-Frömern

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Fröndenberg-Frömern (lwl). Archäolog:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben bei Fröndenberg-Frömern (Kreis Unna) zirka 2.000 Jahre alte Gräber mit Leichenbrand und reichen Grabbeigaben, darunter Keramik, gefunden. "Die reiche Keramikbeigabe macht besonders ein Grab westfalenweit für die Eisenzeit einzigartig", so der LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler.

Immer wieder begleiteten die Fachleute den Lehmabbau rund um Fröndenberg-Frömern. Ein Familienunternehmen aus Fröndenberg/Ruhr gewinnt hier auf kleineren Flurstücken Rohstoffe, die als Bestandteile von Substratmischungen für den Pflanzenanbau weiterverarbeitet werden. Hierzu muss zunächst der Oberboden entfernt werden, der nach der Lehmgewinnung wieder aufgebracht wird. Danach dient das Areal wieder dem Ackerbau.

Reiche Fundlandschaft
Dass die Region um Fröndenberg eine reiche Siedlungslandschaft darstellt, ist bereits seit vielen Jahren bekannt, auch durch die jahrzehntelange intensive Arbeit des ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegers Michael Becker. Der Lehmabbau um Frömern hat in den vergangenen Jahren kleine Einblicke in die vor allem eisenzeitliche Siedlungsgeschichte ermöglicht. Doch mit den diesjährigen Befunden haben die Archäolog:innen des LWL nicht gerechnet.

"Direkt unterhalb des Ackerbodens erschienen neben kleineren Pfostengruben auch einige Eingrabungen, die vor allem durch viel Brandschutt, Holzkohlen und größere Keramikscherben recht leicht zu erkennen waren.", stellte Dr. Eva Cichy von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie fest. "Als dann auch vereinzelt Leichenbrandreste freigelegt wurden, war schnell klar, dass wir hier ein kleines Gräberfeld erwischt haben", so Cichy weiter. In einigen Gräbern waren die Reste von als Urnen verwendeten Gefäßen noch erhalten, während der größte Teil der Bestattung durch den Ackerbau bereits zerstört worden war.

Gräber der jüngeren Eisenzeit
Neben einigen kleineren Gruben mit Brand- und Keramikresten sind vor allem zwei größere Gruben zu erwähnen, in denen zahlreicher Brandschutt und größere Keramikscherben lagen.

Besonders hervorzuheben ist dabei der nördlichste, leicht ovale Grubenbefund. Dieser hat einen Durchmesser von etwas über einem Meter und war in der Mitte etwa 15 Zentimeter tief im anstehenden Lehm erhalten. Am Grubenrand fanden sich zahlreiche außergewöhnlich große Keramikscherben von offenbar hier aufgestellten Gefäßen, die im Laufe der Jahrtausende zerdrückt worden waren. Einige wiesen Verzierungen wie Fingereindrücke oder aufgesetzte Tonleisten auf.

"Derartige Keramik kennen wir beispielsweise aus gut datierten Siedlungen Niederhessens des 3. bis 2. vorchristlichen Jahrhunderts", weiß der LWL-Eisenzeitspezialist Dr. Manuel Zeiler. Reste von verbrannten Knochen deuten darauf hin, dass auch diese Grube ein Grab war. Es handelt sich um ein sogenanntes Brandgrubengrab, in dem nur geringe Mengen des Leichenbrands mit Überresten des Scheiterhaufen eingebracht wurden. weiter. In der Grube fanden sich außerdem ein verzierter Spinnwirtel und mehrere Webgewichte. Demnach könnte es sich um die Bestattung einer Frau handeln.

Ein Talisman?
Aus einer der benachbarten Gruben konnten neben großen eisenzeitlichen Keramikscherben auch eine vollständige, geflügelte und gestielte Pfeilspitze aus Feuerstein geborgen werden, die rund 2.000 Jahre älter als der Friedhof datiert. Sie gehört an das Ende der Jungsteinzeit, in die sogenannte Glockenbecherkultur. Möglicherweise wurde dieses auffällige Stück von den Eisenzeitlern aufgelesen und als Kuriosität aufbewahrt, oder sie gelangte zufällig beim Ausheben oder dem Verfüllen der Grube in diese hinein. Häufiger für die Eisenzeit belegt ist, dass viel ältere Steingeräte aufgesammelt und als Kuriosität oder vielleicht auch als eine Art Talisman verwahrt wurden.

"Das Beispiel in Frömern zeigt, wie wichtig eine konsequente archäologische Begleitung von Erdarbeiten in solch siedlungsgünstigen Regionen ist", betont der Leiter der LWL-Außenstelle Olpe, Prof. Dr. Michael Baales. "Hierbei können stets viele wissenschaftlich wichtige, weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden", so Baales weiter.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Kühlborn, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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