Spießversetzt und frei geformt

Glas aus dem Thüringer Wald im LWL-Museum Glashütte Gernheim

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Petershagen (lwl). Unter dem Titel "Spießversetzt und frei geformt" präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Sonntag (12.11.) in seinem Museum Glashütte Gernheim in Petershagen Glas aus dem Thüringer Wald. Neben dem weltweit bekannten Christbaumschmuck zeigt die Ausstellung auch weniger präsente Zweige - etwa die Herstellung von Glasaugen oder gläsernen Insekten.

Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet das freie künstlerische Glas in der DDR der 1960er bis 1980er Jahre, das an kleinen Öfen hüttentechnisch entstand. Diese Werke, etwa von Volkhard Precht oder Albrecht Greiner-Mai, tragen teilweise deutlich ablesbare Spuren dieser Situation und zeigen zugleich den äußerst kreativen Umgang mit Beschränkungen in Material und Infrastruktur. An die Zeit der 1970er Jahre knüpfen spätere Generationen an, zum Beispiel Ulrich und Susanne Precht oder Susan Liebold, und entwickeln eigenständige künstlerische Positionen.

Zur Ausstellung gibt es ein reichhaltiges Rahmenprogramm: Am ersten und zweiten Adventswochenende wird gläserner Christbaumschmuck aus dem Thüringer Wald in einer Verkaufsausstellung gezeigt, der ebenso wie die manuelle Glasfertigung ein immaterielles Kulturerbe ist. Vertreten sind hier Werkstätten aus Lauscha und Umgebung. Am 2. und 3. Dezember demonstriert Falk Bauer wie er naturgetreue Insekten vor der Lampe herstellt. Am 9. und 10. Dezember führt Peter Seibt das historische Drücken von Glasknöpfen vor. Außerdem finden regelmäßig Führungen und Vermittlungsprogramme zu den Themen der Ausstellung statt (siehe Termine auf der Homepage).

Hintergrund
Der Thüringer Wald ist eine typische Glashüttenregion: Rohstoffe und Brennmaterial zum Betrieb von Glashütten waren einst reichlich vorhanden. Heute ist die Region vor allem für die Arbeit "vor der Lampe" bekannt: In der Flamme eines Brenners wird das Glas in einem kleinen Bereich formbar gemacht. Mit Hilfe dieser Technik kann ein weites Spektrum von Glaswaren hergestellt werden, das von Zierfiguren und Gläsern über künstliche Augen bis zu technischem Glas und plastischer Kunst reicht. In der künstlerischen Glasproduktion der Region treffen daher zwei Techniken aus unterschiedlichen Bereichen, der Lampe und der Hütte, zusammen: das sogenannte Spießversetzen zur Herstellung komplexer Dekore und das freie Formen am Ofen.

Eröffnung
Die Ausstellung wird am Sonntag (12.11.) um 15 Uhr von Klaus Baumann, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung, eröffnet. Gäste sind herzlich willkommen.


Spießversetzt und frei geformt: Glas aus dem Thüringer Wald
LWL-Museum Glashütte Gernheim
12.11.2023 - 25.2.2024
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uhr
http://www.glashuette-gernheim.lwl.org