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Mitteilung vom 24.11.23

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Historische Forschungen zur Region mit überregionaler Relevanz

Neue LWL-Publikation zum "langen 1933", Kinderkuren und mehr

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Münster (lwl). Das Jahr 1933 dient wie kaum ein anderes als Chiffre für den Verlust der Demokratie und den Beginn von Faschismus und Diktatur. 1933 übernahm die NSDAP in Deutschland die politische Macht, Adolf Hitler wurde Reichskanzler, die Demokratie abgeschafft. All dies wurde begleitet von nationalsozialistischer Propaganda, die eine sofortige und allumfassende Wandlung der Gesellschaft suggerierte. Doch wie gestaltete sich dieser Prozess abseits der ganz großen Bühne, und wie positionierten sich lokale Behörden, regionale Kultur, Vereine und andere zivilgesellschaftliche Einrichtungen? Das bearbeiten 20 Autor:innen im Schwerpunktthema "Das lange 1933" im neuesten Band der "Westfälischen Forschungen", der Fachzeitschrift des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte.

"Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, die damit einhergehende Zerstörung der Weimarer Demokratie und die Errichtung einer rassistisch, radikal völkisch und auf die Vernichtung aller Feinde begründeten Diktatur lassen sich gerade nicht auf ein Kalenderjahr eingrenzen", so die Herausgeber Philipp Erdmann und Sabine Mecking zur Wahl des Titels. "Diese Entwicklungen deuten sich in Teilen schon seit Mitte der 1920er Jahre an. Ihre Etablierung sollte sich in manchen gesellschaftlichen Bereichen bis Kriegsbeginn 1939 oder weiter hinausziehen." Die Beiträge untersuchen das Verhalten von Polizei, lokalen Verwaltungen, Landtagen, Hochschulen, Sport- und Schützenvereinen, im protestantischen Milieu, bei organisierten katholischen Frauen oder Arbeitern, in der Filmbranche, Zeitschriften und dem Theater. Aktuelle Bezüge stellt unter Anderem Silke Fehlemann im Beitrag zu Hass und Hetze gegen etablierte (lokale) Politker her. Ein klarer Schwerpunkt liegt bei den Fallbeispielen zwar auf Westfalen und Münster, zahlreiche überregionale Vergleiche sorgen für Relevanz über die Region hinaus.

Vier Beiträge bearbeiten das Thema "Kinderverschickung und Kinderkuren - Überlieferung und Rekonstruktion". Historiker:innen und Archivar:innen haben die Quellenlage in den LWL-Archiven und darüber hinaus gesichtet und analysiert. In diesen ersten Vermessungen erörtern sie die Kontexte der Kinderkuren, untersuchen die institutionellen Zuständigkeiten und diskutieren die Heimaufsicht und Gewaltverhältnisse in den Kurheimen.

Weitere Beiträge behandeln Überlieferungs- und Digitalisierungsaspekte des Lemgoer Urkundenbestandes, das Problem der Loyalitätssicherung in Westfalen in der Zeit der napoleonischen Herrschaft und die Erträge, die sich aus neueren Editionen der Briefe Mathilde Franziska Annekes gewinnen lassen. Ein Tagungsbericht zur Konzeption von Stadtgeschichten kleinerer und mittlerer Großstädte nach 1945 sowie eine Zeitschriftenschau und die Buchbesprechungen runden den Jahresband 2023 ab.


Westfälische Forschungen 73
Themenschwerpunkt: Das lange 1933
Aschendorff Verlag, Münster 2023, 604 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-402-15411-3, Preis: 69,60 Euro



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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48147 Münster
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