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Mitteilung vom 27.02.24

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"Lieber Taub als gar kein Vogel" im LWL-Museum für Archäologie und Kultur

Drei Fragen an Stand-Up-Comedian Okan Seese

Bewertung:

Herne (lwl). "Ich bin halb deutsch, halb Türke, aber ganz schwul. Und klar, ich bin taub", so stellt sich Okan Seese selbst in seinem Bühnenprogramm "Lieber taub als gar kein Vogel" vor. Am Donnerstag (14.3.) um 19 Uhr ist er damit im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne zu Gast. Ein Dolmetscher, selbst Comedian, übersetzt die Gebärden für die Zuschauer:innen. Laut Seese wird er nicht pro Stunde, sondern pro Lacher bezahlt, und das ist nur eine von vielen Erwartungshaltungen, die der Comedian mit seinem humorvollen Bühnenprogramm auf den Kopf stellt.

Herr Seese, Sie gelten als Deutschlands einziger tauber Komiker, der auch für Hörende spielt und sind - dank zahlreicher Fernsehauftritte - über die Taube Community hinaus bekannt. Wie sind Sie zur Comedy gekommen?

Ich stand schon immer auf der Bühne. Zum Beispiel habe ich sechs Jahre lang beim Gehörlosen-Theater mitgespielt und auf Tauben-Festivals performt. Aber das war eher im Bereich Theater, als Schauspieler. Dabei habe ich immer lustige Rollen gespielt, was mir aber erst im Nachhinein bewusst geworden ist.

2018 habe ich als Dozent für DGS - die Deutsche Gebärdensprache - gearbeitet und Archie, einen Komiker, unterrichtet. Er fand mich im Unterricht sehr lustig und hat mich überredet, in Berlin einfach mal bei einem Stand-Up-Comedy-Programm aufzutreten. Er hatte zehn Witze für mich geschrieben. Ich dachte zuerst, das wird nicht klappen. Archie hat nicht locker gelassen und mich überredet, in die "Scheinbar" zu gehen. Das ist eine offene Bühne in Berlin. Wir haben gesagt: "Wenn die Zuschauer:innen mehr als dreimal lachen, machen wir weiter. Wenn nicht lassen wir es sein." Und dann ging alles super-schnell.

Zu meinem Solo-Programm kommen sowohl taube Menschen und Schwerhörige als auch Hörende. Es ist schön zu sehen, dass eine Comedyshow nicht vom Hörstatus abhängig ist.

Wie reagieren die Zuschauer:innen auf Sie?

Im besten Fall lachen sie an den richtigen Stellen. Meistens Funktionieren meine Auftritte sehr gut. Ich erkläre in den ersten Minuten, wer der Komiker ist und wer übersetzt, damit sich auch die Zuschauer:innen orientieren können. Ich gehe da sehr offen mit um und gerade diese Lockerheit wird gut aufgenommen. Ich bin es ja gewohnt, dass es oft Missverständnisse mit Hörenden gibt. In der Zeit, wo ich als Dozent gearbeitet habe, gab es viele herrliche Missverständnisse. Da habe ich gelernt, meinen Humor einzusetzen. Klar, bleibe ich etwas länger im Gedächtnis als andere Komiker:innen. Das ist mein Vorteil.

Was möchten Sie mit Ihrer Kunst erreichen?

In erster Linie möchte ich, dass die Zuschauer:innen lachen. Es ist schön, dass Menschen rein durch meine Präsenz anfangen umzudenken. Das können ganz kleine Sachen sein. Nach einer Aufzeichnung für den ZDF-Comedy-Sommer sind wir mit den anderen Komiker:innen mit einem Taxi ins Hotel gefahren. Archie hat alles für mich übersetzt und der Comedian Özcan Cosar hat das Licht im Taxi ausgemacht, weil es ihn gestört hat. Es war nachts und Archie konnte dann nichts für mich übersetzen, weil es dunkel war. Nach ca. 30 Sekunden ist es Özcan selber aufgefallen und er hat das Licht wieder angemacht. Ohne das ich nachfragen musste. Ein toller Moment!

Oft schreiben oder sagen die Leute auch "taub" zu mir und nicht mehr "taubstumm", was mich sehr freut, denn taubstumm bin ich nicht, ich habe ja meine Sprache, die Gebärdensprache. Taube Menschen schreiben mir oft, dass ich für sie ein Vorbild bin, das freut mich.

Es gibt leider immer noch viele Stigmata über taube Menschen und viel zu wenig Wissen über unsere Kultur. Ein Perspektivwechsel ist immer auch eine Chance, etwas Neues zu entdecken und kennenzulernen. In der "Mehrheitsgesellschaft" sind wir oft die Dummen. Es ist schön, dies in meiner Show mal auf den Kopf zu stellen.


Achtung Redaktionen: Wenn Sie selbst mit Okan Seese sprechen möchten, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf.

Die Veranstaltung "Lieber taub als gar kein Vogel" ist Teil des Rahmenprogramms zur Wanderausstellung "Diversity", die noch bis zum 24.3. kostenlos im Museumscafé zu sehen ist.

Taube Besucher:innen haben die Möglichkeit vorab, um 17.30 Uhr, an einer Führung in Deutscher Gebärdensprache durch die Sonderausstellung "Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten" teilzunehmen.

Tickets für Okan Seese sind ab sofort erhältlich für 10 Euro im Vorverlauf unter: https://shop.ticketpay.de/FNY7RVS0


Die Sonderausstellung "Modern Times"
Die Sonderausstellung "Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten" zeigt anhand von etwa 100 Fundplätzen archäologische Objekte der vergangenen 200 Jahre. Sie befasst sich mit den Beziehungen zwischen dem Menschen und diesen Objekten und ordnet sie sechs Kategorien zu: Innovation, Gefühl, Zweck, Besonderes, Zerstörung und Erinnerung. Jedes Exponat erzählt eine eigene Objektgeschichte und wird außerdem historisch und archäologisch eingeordnet.

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur
Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur ist das zentrale Schaufenster der LWL-Archäologie in Westfalen und materieller Spiegel der Menschheitsgeschichte dieser Region. Um ein breites Publikum für die Archäologie und Kulturgeschichte zu begeistern, entwickelt das Museums-Team Ideen und verwirklicht besondere Ausstellungskonzepte. Im Mittelpunkt stehen ausgegrabene Fundstücke, deren Erforschung Grundlage für Geschichten ist. Inszenierung und Dramaturgie machen diese Inhalte für die Besucher:innen erfahrbar. Mitmachen, Anfassen und Ausprobieren sind dabei ausdrücklich erwünscht.

Programmübersicht am 14.3.
17.30 Uhr: Führung in Deutscher Gebärdensprache durch die Sonderausstellung "Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten"

19 Uhr: "Lieber taub als gar kein Vogel" - Stand-Up-Comedy mit Okan Seese

Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de

LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
presse@lwl.org



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44623 Herne
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