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Mitteilung vom 01.03.24

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Herausforderung für die Restaurierung

Fassaden der Raesfelder Schlosskapelle sind Denkmal des Monats

Bewertung:

Raesfeld (lwl). Eine ungewöhnliche Materialvielfalt zeichnet die Außenfassaden der Kapelle von Schloss Raesfeld (Kreis Borken) aus - eine Herausforderung für konservatorische Maßnahmen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) würdigt die vorbildliche Qualität der jüngsten Restaurierungsmaßnahme und stellt die Fassaden der Schlosskapelle als Denkmal des Monats März vor.

Im Auftrag der katholischen Kirchengemeinde St. Martin in Raesfeld, unterstützt vom Bischöflichen Generalvikariat in Münster, wurde die Fassade zwischen 2020 und 2022 umfassend restauriert. Steinrestaurator Leonhard Lamprecht vom LWL-Denkmalfachamt hat die Maßnahme von Anfang an begleitet. Er erinnert sich an den Vorzustand der Fassade: "Nach einer umfassenden Zustandserfassung zeigte sich, dass neben einer Verschmutzung sowie dicklagigem Moos-, Algen- und Flechtenbewuchs einige Steinelemente gelockert, von Rissen durchzogen oder bis in tiefer reichende Zonen desolat waren."

Weit zurückgewitterte, morbide Backsteinbereiche und ein großflächig geschädigtes Fugennetz erweiterten den Schadenskatalog. Aufputzflächen hatten sich stellenweise gelöst. Instabile Zonen an den seitlichen Strebepfeilern gefährdeten zudem die Statik, rostende Eisenelemente führten zu Radialsprengungen. "Ein besonderes Problem ergab sich im Bereich der Natursteinquader der Doppelbögen", so der Materialexperte Lamprecht, "denn ihre Oberfläche war zwischenzeitlich bis zu drei Zentimeter Tiefe abgearbeitet. Die anschließend neu mit einem Kalkzementputz angetragene Oberfläche, die zusätzlich mit einer Art Dispersionsanstrich überzogen worden war, hat sich großflächig gelöst."

Die vielschichtigen Schäden zu beheben und trotzdem den gealterten Charakter der Fassade zu erhalten, erwies sich als Balanceakt. "Musterflächen dienten als wichtiges Mittel zur Entscheidungsfindung", so Lamprecht. "Auf diese Weise wurde ein Kalkmörtel mit Zusatz farbiger Sande als geeignetes Material für die Fugen- und Putzergänzung ermittelt. Auch konnten Backsteine, die dem Altbestand nahezu entsprechen, als Ersatzmaterial ausfindig gemacht werden."

Eine Fachfirma behandelte die Natursteinbereiche konservatorisch, entfernte Metallelemente entfernt oder konservierte sie mit Rostschutzmitteln. Wo es notwendig war, tauschte sie Steine ausschließlich mit Baumberger Kalksandstein aus, die statische Sicherheit der Strebepfeiler stellte sie durch Backsteinaustausch, Neuverfugung und Abdeckungen wieder her.

Die Werksteine des Portals wurden aufgrund ihrer besonders geschützten Lage noch nicht in die Maßnahme der Fassadenrestaurierung eingebunden. Hier erfolgte bislang nur eine erste Notsicherung. Lamprecht blickt nächsten Schritten gespannt entgegen: "Erste Untersuchungen im Zusammenhang mit der Holztür weisen auf eine besondere Konstruktion und Ausarbeitung der Gewändesteine hin. Erkenntnisse, die es im Rahmen einer noch anstehenden Restaurierung weiter zu vertiefen gilt."

Hintergrund: Die Fassaden der Schlosskapelle Raesfeld
Die Schlossanlage Raesfeld besteht aus Hauptburg, Vorburg und der umgebenen Freiheit, auf der sich die Schlosskapelle befindet. 1643-58 wurde die Burg für Alexander II. von Velen umfangreich ausgebaut. Die Pläne dazu erstellte der Kapuziner Michael von Gent, der auch das Kapuzinerkloster in Cochem vor 1625 plante. Nach dessen Tod, ab 1647 führte der Architekt Jean Schmitz aus Roermond die Umbaumaßnahmen Gents zu Ende. Dies gilt auch für die auf 1658 datierte Schlosskapelle, die Schmitz zusammen mit dem Bildhauer Dietrich Wichmann errichtete. Während das Schloss und die Vorburg zwischen 1922 und 1985 umfangreichen Veränderungen unterzogen wurden und heute als Akademie des Handwerks dienen, blieb die Schlosskapelle weitestgehend unberührt. Bis 1901 wurde die Kapelle von einem Schlossvikar betreut. Heute ist sie Eigentum der katholischen Kirchengemeinde St. Martin in Raesfeld.

Die nach Norden ausgerichtete große Saalkirche ist aus Backstein geschaffen. Der Eingangsbereich an der südlich gelegenen Doppelturmfassade ist besonders prächtig gestaltet. Zwischen den Türmen mit geschweiften Hauben findet sich mittig der leicht zurücktretende Mittelbau, der sich durch zwei Bögen auf Säulen als Vorhalle öffnet und von einem Volutengiebel gekrönt wird. Über den Bögen befindet sich das Allianzwappen derer von Velen und Bentheim. Das eigentliche Hauptportal ist mittig an der zurückliegenden Wand der verputzten Vorhalle platziert. Die Backsteinfassaden sind durch Eckquader und Werksteine imitierende Aufputzflächen sowie profilierte Natursteinelemente aus Baumberger Kalksandstein untergliedert.



Pressekontakt:
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