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Mitteilung vom 02.07.24

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Geschichtszeugnis gerettet

Bahnhof Vlotho ist Denkmal des Monats

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Vlotho (lwl). Dem Engagement eines Fördervereins und dem Ankauf durch ein Familienunternehmen ist es zu verdanken, dass das eindrucksvolle Bahnhofsempfangsgebäude in Vlotho vor dem Abbruch gerettet wurde. Aufwändig instandgesetzt lädt es heute zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen ein. Mit der Auszeichnung "Denkmal des Monats Juli" würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die erfolgreiche Umnutzung des stadtbildprägenden Baudenkmals.

"Das Bahnhofsempfangsgebäude in Vlotho zählt zu den besonders eindrucksvollen Geschichtszeugnissen des Eisenbahnbaus in Westfalen", sagt LWL-Denkmalpfleger Marcus Brokmann, der das Projekt fachlich begleitet hat. Noch vor wenigen Jahren stand es schlecht um den Backsteinbau. "Starker Pflanzenbewuchs, zerstörte Fenster und Türen und klaffende Löcher im Dach ließen die geschichtliche Bedeutung und architektonische Qualität des Baudenkmals kaum noch erahnen", erinnert sich der Denkmalpfleger. Notdürftig durch einen Bauzaun gesichert, hatte das Gebäude seit seiner Privatisierung im Jahr 1992 leer gestanden.

Jahrelang hatten die Stadt Vlotho und der Verein "Bürgerbahnhof Vlotho" sich gemeinsam mit dem LWL-Denkmalfachamt um die Instandsetzung und Nutzung des Baudenkmals bemüht. Erst als der Abbruch bevorstand, war dank eines Ankaufs durch das Familienunternehmen "Karlchens Backstube GmbH" die Rettung gelungen.

"Angesichts des insbesondere im Inneren fortgeschrittenen Verfalls standen der neue Eigentümer und die Denkmalbehörden vor großen Herausforderungen", blickt Brokmann zurück, "in enger Abstimmung konnten jedoch gute Lösungen gefunden werden."

So strahlen die Ziegelfassaden heute wieder in einem lebendigen Rotton. Abgängige Verzierungen an der Fassade wurden nach historischem Vorbild ersetzt und anhand des letzten erhaltenen Originalfensters entstanden neue Sprossenfenster. "Auch im Inneren wurde die eindrucksvolle Qualität des Massivbaus durch die Instandsetzung der gemauerten Scheidbögen und Gewölbe im Vestibül des Erdgeschosses und im Kellergeschoss herausgearbeitet", beschreibt Brokmann die detailverliebte Instandsetzung.

Seit August 2023 setzt das verkehrsgünstige gelegene Bahnhofsempfangsgebäude wieder einen starken Akzent im Stadtbild Vlothos.

Hintergrund
Der Eisenbahnbau in Westfalen nahm nach der Deutschen Reichsgründung 1871 deutlich Fahrt auf und verhalf vielen vormals abgelegenen Regionen zu einem Wirtschaftsaufschwung. Im Zuge des Ausbaus im Weserbergland begann die private Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft 1872 mit dem Bau der Teilstrecke Elze-Hameln-Löhne. Nach der Einweihung der Verbindung im Jahr 1875 erschlossen sich für die Stadt Vlotho überregionale Verkehrswege, so dass eine Belebung insbesondere der Zigarren- und Tabakindustrie einsetzte.

Als Archetypus der zu dieser Zeit entstandenen preußischen Bahnhofsempfangsgebäude zeigt das Vlothoer Beispiel jenen hohen Gestaltungsanspruch, mit dem die An- und Abreisenden standesgemäß empfangen werden sollten. Nicht nur die Farbigkeit und Materialästhetik des sorgfältig geschichteten Ziegelmauerwerks, auch zahlreiche historistische Details prägen die Fassaden. Auffällig ist zunächst der erhöhte Mittelrisalit (Element zur Fassadengliederung), der durch Mittelakroterien (Verzierungen an der Giebelspitze) und Okulusfenster (Rundfenster) belebt wird. Seine Eckzinnen erwecken einen wehrhaften Eindruck. Die langgestreckten Fassaden werden darüber hinaus durch Lisenen, Sohlbankgesimse und Ziegelformsteine aus Vierpässen und Konsolen gegliedert. Mit geübtem Blick ist an den Baunähten zu erkennen, dass bereits vor dem Ersten Weltkrieg an beiden Schmalseiten Erweiterungen vorgenommen wurden.



Pressekontakt:
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