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Presse-Infos | Kultur

Mitteilung vom 09.08.18

Relikte zur Huldigung des Friedens
Highlights der Ausstellung "Frieden von der Antike bis heute"

Münster. 400 Jahre nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges (1618), 370 Jahre nach Abschluss des Westfälischen Friedens (1648) und 100 Jahre nach dem Friedensschluss von Versailles (1919), der den Ersten Weltkrieg beendete, beschäftigt sich die Ausstellung "Frieden. Von der Antike bis heute" (bis 2.9.) mit der Frage, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschen, seine Bewahrung auf Dauer aber nie gelang. Frieden ist mehr als der Verzicht auf Gewalt - mit ihm verbindet sich die Hoffnung auf Harmonie, Freundschaft, Liebe, Glück, Wohlstand und Gerechtigkeit.

In Münster, der Stadt des Westfälischen Friedens, zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur, das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, das Archäologische Museum der West-fälischen Wilhelms-Universität (WWU), das Bistum Münster und das Stadtmuseum Münster in einer einzigartigen Kooperation von fünf Institutionen diese Ausstellung, die in interdisziplinärer Kooperation mit dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" der WWU erarbeitet worden ist.

In einer Serie werden ausgewählte Werke aus den fünf Ausstellungen vorgestellt.

Stadtmuseum Münster: Ein Grund zum Feiern? Münster und der westfälische Frieden

Ein herausragendes Exponat der Ausstellung ist der Schwedische Löwe: diese Rarität stammt von dem Nürnberger Rezess aus dem Jahr 1649. Nach der Ratifikation des Westfälischen Friedens war direkt im Anschluss ein weiterer Friedens¬kongress in Nürnberg von April 1649 bis Juli 1650 notwendig. Es mussten noch viele konkrete Absprachen in Abrüstungs- und Finanzierungs¬fragen getroffen werden, beispielsweise um den zeitlichen und örtlichen Abzug der schwedischen Truppen genau zu regeln. Nachdem es in Nürnberg zu einer Einigung gekommen war, wurde am 25. September 1649 ein großes Friedensfest von den beiden Hauptkontrahenten Pfalzgraf Karl Gustav von Zweibrücken, als schwedischer Hauptbevollmächtigter und Octavio Piccolomino, als kaiserlicher Hauptgesandter veranstaltet. 150 Vertreter und Befehlshaber aller sieben Kriegsparteien kamen zu einem fünfgängigen Menü zusammen und demonstrierten den geschlossenen Frieden bei einem Friedensmahl. Dekoration, Choreografie und Trinksprüche erfüllten das Geschehen mit tiefen Sinndeutungen.

Der einzig für die Feierlichkeit hergestellte über 1,20m hohe Weinlöwe aus Holz, der die Attribute des Friedens bei sich trägt: gesenktes Schwert, Lorbeerkranz und Palmzweig diente

der Bevölkerung als Trinkgefäß und stand im Fenster des großen Saals des Nürnberger Rathauses. Durch den Körper des Löwen verlaufen zwei Leitungen, die jeweils mit Fässern roten und weißen Weines verbunden waren, der sich aus dem Löwenmaul runter auf die Straße für die Bürger ergoss. Man kann diesen Gestus der Herrschenden als Huldigung an das Volk sehen: Man tut denjenigen etwas Gutes, die unter den kriegerischen Zuständen am meisten zu leiden hatten.

Weinspendende allegorische Figuren sind auch aus dem Kontext von Kaiserwahlen bekannt. Der Löwe wurde als ein Ausdruck des Machtanspruchs des gastgebenden Pfalzgrafen gedeutet, denn der schreitende Löwe ist das schwedische Wappentier. Zugleich stellt der spätere schwedische König sich durch die Figur bereits vor Besiegelung der Beschlüsse als Friedensspender dar: Denn während dem Löwen das Herrschersymbol der Krone fehlt, verleihen das Schwert, der Lorbeerkranz und der erhobene Palmzweig ihm Eigenschaften einer Allegorie des Friedens.

Dass eine Festdekoration über Jahrhunderte aufbewahrt wurde, ist eine Rarität und erinnert an die Feierlichkeiten anlässlich des Friedens. Der Künstler, der diese Holzfigur schuf bleibt leider anonym. Der Weinlöwe ist eine Leihgabe des Stadtmuseums Nürnberg im Fembo-Haus und wurde dem Stadtmuseum Münster für die aktuelle Friedensausstellung übergeben. Im LWL-Museum für Kunst und Kultur kann man die oft reproduzierte Radierung des Festmahls von Wolfgang Kilian, nach Joachim von Sandrart begutachten. Im Fenster am Ende des Festsaals steht der Weinlöwe. Hier werden die intertextuellen Bezüge der Teilausstellungen nochmal im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar.


Allgemeine Informationen zur Ausstellung unter http://www.ausstellung-frieden.de

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und ist als Gemeinschaftsprojekt "Frieden.Europa" von Münster und Osnabrück ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, der Stiftung Kunst³ für das LWL-Museum für Kunst und Kultur, der Sparkasse Münsterland Ost, der Friede Springer Stiftung und weiteren Förderern.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Claudia Miklis, presse@ausstellung-frieden.de, Telefon 0251 5907-168
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Schwedischer Löwe, Anonym, 1649, Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Stadtmuseum im Fembo-Haus.
Foto: Stadtmuseum im Fembo-Haus


Die gezeigten Fotos stehen im Presseforum des Landschaftsverbandes zum Download bereit.



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