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Presse-Infos | Jugend und Schule

Mitteilung vom 27.09.19

Maßstab muss immer das Wohl der Kinder sein"
LWL-Löchterschule wird 50 Jahre alt / Festakt und anschließendes Schulfest

Rede des Vorsitzenden der LWL-Landschaftsversammlung, Dieter Gebhard, im Wortlaut
(Achtung Redaktionen: Sperrfrist bis Samstag, 28. September, 10.30 Uhr)



Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Löchterschule in Gelsenkirchen, die Förderschule des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, wird 50 Jahre alt. Der Festakt aus Anlass dieses Jubiläums, zu dem wir Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, bereits vor einiger Zeit eingeladen haben, findet am Samstag, 28. September, um 10 Uhr, in der Löchterschule, Lasthausstraße 8, 45894 Gelsenkirchen, statt.

Der Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, Dieter Gebhard, wird dabei die Festrede halten. Die Rede wollen wir Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, im Entwurf hiermit zur Verfügung stellen. Bitte beachten Sie, es gilt - wie stets - das gesprochene Wort:

"Liebe Schülerinnen und Schüler, liebes Lehrerkollegium, sehr geehrter Herr Georg Wrede, Schulleiter der Löchterschule, liebe Geburtstagsgäste.
Ihr Applaus ermuntert mich dazu - auch in Ihrem Namen - den Machern der Bildershow "The Times They Are A-Changing" für die gelungene Einstimmung in den offiziellen Teil der Geburtstagsfeier zu danken.
Gemeinsam mit der zuständigen LWL-Schuldezernentin, Frau Landesrätin Birgit Westers, und ihrer Stellvertreterin, Frau Dr. Christel Schrage, darf ich Sie für den Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe als Schulträger herzlich zum heutigen Jubiläum begrüßen.

Einige Gäste möchte ich auch namentlich begrüßen:
- Als Vertreter der Stadt Gelsenkirchen begrüße ich den 1. Bürger dieser Stadt, Herrn Oberbürgermeister Frank Baranowski. Ich finde es toll, dass er sich angesichts seiner vielen terminlichen Verpflichtungen heute die Zeit genommen hat, dabei zu sein. Das zeigt auch deutlich die Einbindung und Bedeutung der LWL-Förderschule für Gelsenkirchen und die Region. Dafür herzlichen Dank.
- Der 1. Bürger des hiesigen Stadtbezirks Gelsenkirchen-Nord ist Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann, den ich ebenfalls herzlich willkommen heiße, sowie meinen Kollegen im Rat der Stadt Gelsenkirchen, den örtlichen Stadtverordneten Reinhard Ostermann.
- Ich begrüße Abgeordnete aus der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, namentlich Herrn Willibald Limberg von der CDU-Fraktion beim LWL, Herrn Hans-Georg Wiemers von der SPD-Fraktion und Herrn Reinhard Broich von der Fraktion FDP-Freie Wähler.
- Ich begrüße Herrn Uwe Eisenberg von der Schulaufsicht der Bezirksregierung Münster.
- Ich begrüße mit dem Vorsitzenden der Schulpflegschaft, Thomas Funke, und dem Vor-sitzenden des Fördervereins, Herrn Ralf Siewert, auch die engagierten Eltern und Fördervereinsmitglieder der Löchterschule.
- Die Hauptpersonen der Schule und eines jeden Schuljubiläums - unsere Schülerinnen und Schüler - habe ich eingangs genannt. Ich darf das wiederholen und namentlich die Schülersprecher begrüßen: Dominik Velkhov und Luca Florin.
Und wenn Sie mögen, sehr geehrte Gratulantenschar, könnten Sie nun den Willkommensapplaus loswerden, den Sie so lange zurückgehalten haben. Schönen Dank.


Liebe Gäste,
heute feiert die Löchterschule, LWL-Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung, Gelsenkirchen ihren 50-sten Geburtstag - das ist ein besonderes Jubiläum und ich freue mich sehr, zusammen mit Ihnen und Euch diesen besonderen Festtag feiern zu dürfen. 50 Jahre, also ein halbes Jahrhundert, werden nun schon Kinder und Jugendliche mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen hier in Gelsenkirchen schulisch gefördert. Genauso lange ist es her, dass der erste Mensch auf dem Mond gelandet ist.
Damals ist die sogenannte "Städtische Schule für Körperbehinderte" in den Räumen der ehe-maligen Tagesstätte für körperbehinderte Kinder in der Albert-Schweitzer-Straße in Gelsenkirchen-Beckhausen offiziell ihrer Bestimmung übergeben worden.
Das war - wie der 1. Schritt auf dem Mond - "ein großer Schritt", ganz besonders für den Sonderschullehrer Hermann Willems, der unermüdlich - zusammen mit engagierten Eltern - das Ziel verfolgt hatte, eine Schule für die Kinder zu errichten, für die es damals noch keine Schulpflicht gab.
Man kann sich das heute kaum noch vorstellen, weil diese Form der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für uns - Gott sei Dank! - selbstverständlich geworden ist.

Am 01.04.1971 übernahm der LWL aufgrund entsprechender gesetzlicher Vorgaben im Schulverwaltungsgesetz die Schulträgerschaft und die "Städtische Schule für Körperbehinderte" wurde zur "Westfälischen Schule für Körperbehinderte" mit damals 59 Kindern.
Zum Vergleich: Heute hat die Schule über 200 Schülerinnen und Schüler. Die vorhandenen Räumlichkeiten in der Albert-Schweizer-Straße waren natürlich ein Provisorium und für den schulischen Bedarf nicht ausreichend. Bis zum Umzug in einen bedarfsgerechten Neubau an der Lasthaustraße sollten aber noch fast vier Jahre vergehen. Erst zum Schuljahresbeginn 1975 konnten die damals 145 Schülerinnen und Schüler in das gut ausgestattete und auch von der Fachwelt gelobte neue Schulgebäude umziehen.
Rund 25 Jahre später gab es erheblichen Sanierungsbedarf und die Notwendigkeit, den beim Bau der Gebäude seinerzeit noch standardmäßig verwandten Baustoff Asbest unschädlich zu machen.
Nach eingehender Prüfung wurde entschieden, die alte Schule abzureißen und durch ein neu-es Gebäude zu ersetzen, welches auch die neuesten fachlichen Erkenntnisse und den veränderten schulischen Bedarf berücksichtigen konnte.

Sie werden es wohl wissen, verehrte Gäste: Alle LWL-Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung - natürlich nicht nur in Gelsenkirchen - besuchen zu-nehmend Kinder und Jugendliche mit intensivem Unterstützungsbedarf, nicht selten verbunden mit schweren Erkrankungen. Neben der Vermittlung formaler Bildungsabschlüsse gewinnt daher auch an der Löchterschule die Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten zunehmend an Bedeutung. Hier werden die Weichen gestellt für ein Leben in weitestgehender Selbständigkeit und Unabhängigkeit, je nach den individuellen Möglichkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler.

Noch etwas: Die Löchterschule spricht auf ihrer Homepage ein "Herzlich Willkommen" in vielen Sprachen dieser Welt aus. Auch das zeichnet die Schule aus. Neben der heterogenen Schülerschaft bezogen auf das Lernvermögen und die motorischen Fähigkeiten weist diese mehrsprachige Begrüßung auf die multikulturelle Schulgemeinde hin, die das Zusammenleben vieler Kulturen hier im Ruhrgebiet widerspiegelt.
In ihrem Schulprogramm hat sich die Löchterschule zum Ziel gesetzt, ich zitiere: "Wir alle wollen uns in unserer Schule wohlfühlen und gut lernen und arbeiten können. Wir fühlen uns alle dafür verantwortlich, dass dies gelingt. Jeder von uns hat eigene Fähigkeiten, Stärken und Schwächen und das Recht, gleichwertig behandelt zu werden."

Ein wie ich finde anspruchsvolles aber eben auch genau richtiges und wichtiges Ziel, das
- angesichts der sehr differenzierten Förderbedarfe unserer Schülerinnen und Schüler und
- angesichts der multikulturellen Hintergründe
mitunter eine große Herausforderung darstellt. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle Akteure, die sich um die Förderung der Schülerinnen und Schüler kümmern, Hand in Hand arbeiten.
Das passiert. Und: Dafür sind wir sehr dankbar.
Ich unterstreiche das noch einmal am Beispiel der Löchterschule:
Dass dieses Zusammenspiel hier in Gelsenkirchen gelingt, liegt an dem Engagement und dem persönlichen Einsatz aller Beteiligten, insbesondere auch an dem professionellen Zusammen-wirken der Lehrkräfte sowie der therapeutischen und pflegerischen Kräfte des LWL an dieser Schule.
Für dieses tägliche Engagement und die hervorragende Arbeit bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Löchterschule ganz herzlich.
Das tue ich natürlich auch im Namen der zuständigen Dezernentin Frau Landesrätin Westers.
- Ich hoffe - meine Damen und Herren - Sie können unsere Einschätzung durch ihren Beifall bestätigen.
Der Dank des Schulträgers LWL gilt in diesem Zusammenhang ausdrücklich den Mitgliedern des Fördervereins der Löchterschule. Vieles wäre ohne den großen persönlichen Einsatz und die finanzielle Unterstützung des Fördervereins für schulische Projekte nicht denkbar. Diese Unterstützung bereichert das Schulleben in einem nicht unerheblichen Ausmaß.
- Aus diesem Grunde gilt unser Dank und unser Beifall dem Förderverein, den der Vorsitzende Herr Ralf Siewert bitte an die Mitglieder weitergeben möchte.
Anerkennung und Lob verdienen in besonderer Weise selbstverständlich auch die Schülerinnen und Schüler, denen es trotz ihrer körperlichen Einschränkungen oder gesundheitlicher Beeinträchtigungen gelingt, ihren Schulalltag zu meistern. Schülerinnen und Schüler, die früh morgens aufstehen und manchmal sehr lange Fahrwege zur Schule in Kauf nehmen, die von morgens bis nachmittags konzentriert dem Unterricht folgen und an verschiedenen Förderangeboten der Schule teilnehmen, die die Kraft aufbringen, um auch in der Therapie aktiv mitzuwirken.
Schülerinnen und Schüler, die trotz dieser Anstrengungen Spaß an und in der Löchterschule haben, machen die Schule aus und wirken motivierend auf alle Akteure.
- Ich denke, die Schülerinnen und Schüler haben dafür auch einen herzlichen Applaus verdient.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler,
zum Geburtstag einer Förderschule gehört auch, einen Blick auf die Entwicklung der schulischen Inklusion zu werfen. Ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Westfalenspiegels ist überschrieben mit dem Titel "Das Comeback der Förderschule". Der Westfalenspiegel zitiert hier den Schulleiter einer anderen LWL-Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung mit folgenden Worten:
"Inklusion bedeutet, dass Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Stärken, Schwächen und Handicaps am Schulleben teilnehmen können und intensiv gefördert werden. Dies wird ihnen hier ermöglicht. Wir sind für die da, die diese Intensität brauchen".
Genau darauf kommt es tatsächlich an: Darauf zu schauen, was die Schülerinnen und Schüler brauchen, welche Intensität, welche Rahmenbedingungen. Kurz: Maßstab allen Handelns muss immer das Wohl der Kinder sein.

Förderschulen und Inklusion - das ist kein Gegensatz. Der LWL unterstützt den Ausbau eines inklusiven Schulsystems gemeinsam mit seinen Schulen mit vielfältigen Maßnahmen und arbeitet aktiv an der Weiterentwicklung des Schulsystems in diesem Sinne mit.

Als ein Beispiel möchte ich hier auf das Beratungshaus Gelsenkirchen hinweisen. Das Gemeinschaftsprojekt der Bezirksregierung Münster, der Stadt Gelsenkirchen und des LWL, bündelt hier unter einem Dach, was an vielfältigen Fachkenntnissen für einen gleichberechtigten Zugang gehandicapter junger Menschen zum Bildungssystem wichtig ist, was sich Interessierte aber bislang oftmals aus unterschiedlichsten Quellen zusammensuchen musste.
Das Beratungshaus ergänzt hier vor Ort mit seinen Beratungskompetenzen in hervorragender Weise das bestehende Beratungsangebot der örtlichen Inklusionswerkstatt.

Ein aktuelles inklusiv angelegtes Projekt ist ganz typisch für Gelsenkirchen und würde so ganz und gar nicht in eine Förderschule z.B. nach Dortmund passen.
Unter dem Titel "Mit Schalke können alle rechnen" hat die Löchterschule eine Projektwoche im Fach Mathematik gemeinsam mit den umliegenden Grundschulen durchgeführt.
Auch wenn eine gemeinsame Beschulung der Schülerinnen und Schüler von Förderschulen und allgemeinen Schulen formal noch nicht möglich ist, kann über ein solches Projekt in vor-bildlicher Weise inklusives Erleben auch für die Schülerinnen und Schüler mit intensivem Unterstützungsbedarf ermöglicht werden.
Die Projektwoche "Mit Schalke können alle rechnen" hat gezeigt, mit wie viel Spaß und Freude alle Beteiligten bei einem solchen Projekt dabei sind.

In vielen allgemeinen Schulen sind die erforderlichen spezifischen Rahmenbedingungen für eine Beschulung körperlich und motorisch beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher nicht bzw. noch nicht gegeben.
Ich brauche beispielhaft nur die Breite der Flure und die Notwendigkeit eines Parkplatzes für Rollstühle im Schulgebäude zu nennen.
Aufgrund des damit verbundenen hohen Investitionsbedarfs müssen wir davon ausgehen, dass sich an dieser Situation - auch aufgrund der angespannten Haushaltslagen vieler Kommunen - alsbald nicht viel ändern wird.

Der LWL bietet Kindern und ihren Eltern insgesamt 35 Schulen an, die die erforderlichen Rahmenbedingungen an die Förderbedürfnisse der Kinder erfüllt. Die Schülerinnen und Schüler und ihre ganz individuellen Bedarfe stehen hier im Mittelpunkt.

Und auf Gelsenkirchen bezogen:
Die Anmeldezahlen der Löchterschule in Gelsenkirchen zeigen deulich: Das schulische Angebot ist hier richtig platziert. Die Schülerinnen und Schüler erfüllen ihre Schule tagtäglich mit Leben und fühlen sich hier angenommen. Daher bin ich sicher, dass die Löchterschule noch viele weitere Jubiläen feiern wird. Wir alle, liebe Festgäste, sind heute gekommen, um der Löchterschule zu ihrem 50. Geburtstag zu gratulieren.
Frau Landesrätin Westers und ich haben dazu ein Geburtstagsgeschenk mitgebracht.
Eine "Spieltonne" mit Inhalt. Ob Seil springen, Gummi-Twist oder Ball spielen, die Auswahl an Spielmöglichkeiten hilft, zukünftig keine Unterrichtspause langweilig werden zu lassen.

Wir werden die Spieltonne an die Schülersprecher Dominic Velkhov und Luca Florin,
und eine Urkunde zur Erinnerung an den 50. Geburtstag an den Schulleiter Georg Wrede über-reichen.
Ich bitte die Genannten, zu mir nach vorn zu kommen.

Bis sie hier sind, stelle ich noch fest: Beim heutigen Jubiläumsfest soll das Miteinander im Vordergrund stehen.
Ich bedanke mich bei allen, die durch ihren Fleiß in der Vorbereitung den Rahmen dazu geschaffen haben und mit vielen Helferinnen und Helfern die Durchführung dieses Festes ermöglichen.

Ihnen, liebe Gäste, wünsche ich heute noch viele interessante Kontakte, einen regen Austausch untereinander hier beim Schuljubiläum, viel Spaß und ein herzliches Glück auf!"

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.



Foto zur Mitteilung
Dieter Gebhard, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung.
Foto: LWL


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