Mitteilung vom 21.02.03
Presse-Infos | Der LWL
Gesicht - Maske - Farbe. Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Münster (lwl). Das Bildnis des weiblichen Gesichtes ist in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts weit mehr als nur Porträt. Es kündet von sozialgeschichtlichen Veränderungen wie der Emanzipationsbewegung der Frauen und der Formierung der Arbeiterklasse. Es spiegelt Träume von Ursprünglichkeit und Naturverbundenheit in einer sich industrialisierenden Welt. Und nicht zuletzt ist es Schauplatz von künstlerischen Neuerungen, von Ausdrucksgesten und Abstraktionsprozessen. Anhand von rund 60 Gemälden und Grafiken aus dem Besitz seines Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte stellt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der Ausstellung "Gesicht - Maske - Farbe. Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts" fünf Themenkreise vor, die diese Wandlungen des Frauenbildes anschaulich vor Augen führen.
Im Abschnitt Die kreative Frau geht es um Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker, Ida Gerhardi, die den Anschluss an die künstlerische Avantgarde ihrer Zeit fanden und sich dadurch neue Formen der Selbstwahrnehmung und des Selbstbewusstseins erschließen konnten.
In der Abteilung Die moderne Frau werden Protagonistinnen des städtischen Lebens vorgestellt: elegant gekleidete Damen beim Schaufensterbummel von August Macke, hässliche alte "Kaffeetanten" von Ernst Ludwig Kirchner und Frauen aus der Arbeiterklasse von Käthe Kollwitz.
Den Gegenpol dazu bildet die Abteilung Die ursprüngliche Frau, wo der weibliche Körper als letzte Bastion einer verloren geglaubten Ursprünglichkeit gefeiert wird. So malten Künstler wie Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff ihre Modelle vorzugsweise nackt und in einer intakten natürlichen Umgebung. Auch Elemente aus vermeintlich "primitiven" Kulturen gehören in diesen Zusammenhang - stilistische Parallelen zur afrikanischen Holzskulptur oder, wie bei Otto Müller, Motive aus dem Zigeunermilieu.
Im Abschnitt Die verletzte Frau geht es um das Scheitern dieser Ideale von Ursprünglichkeit und Naturverbundenheit. Die Gründe hierfür sind zuweilen subjektiver Natur, etwa bei Edvard Munch. Zumeist aber sind sie, wie bei Otto Dix, die unmittelbare Folge von traumatischen Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges.
War mit der Zerstörung der weiblichen Schönheit oftmals auch der Glaube an die heilende Wirkungsmacht der Kunst verloren gegangen, so werden im Abschnitt Die private Frau die mehr oder minder erfolgreichen Rettungsversuche vorgestellt. Hier geht es um Frauen aus dem Privatleben der Künstler, die nun - allen Katastrophen der modernen Welt zum Trotz - verstärkt wieder in ihrer traditionellen Rolle als Muse wahrgenommen und verewigt wurden. Im Zentrum der Ausstellung steht besonders das weibliche Gesicht, das mit den unterschiedlichen Bedeutungsfeldern offenbar auch die Substanz zu wechseln scheint: die Oberfläche erscheint als Haut, als Schminke, als Maske oder nur noch als Farbe; sie wirkt verletzt, verlebt, verfremdet, abstrahierend stilisiert oder wie von übernatürlichem Licht erleuchtet. In der intimen Nahsicht einzelner Gesichter gewinnt der weit gefasste zeitgeschichtliche Horizont dieser Ausstellung eine eindringliche Präsenz.
Gesicht - Maske - Farbe. Frauenbilder des frühen 20. Jahrhunderts
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Domplatz 10, Münster
23. Februar bis 25. Mai 2003
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
Öffentliche Führungen: sonntags um 15 Uhr.
Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit farbigen Abbildungen aller gezeigten Werke.
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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