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Mitteilung vom 14.06.04

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Kohle war nicht alles - Eisenerzbergbau im Ruhrgebiet
Spätschicht mit Erlebnisführung und Vortrag

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Hattingen (lwl). Steinkohle ist der bedeutendste Rohstoff des Ruhrgebiets. Auf ihm basierte die Industrialisierung, ohne ihn wäre das Ruhrgebiet nicht entstanden. Aber Steinkohle ist nicht der einzige Rohstoff, den das Revier zu bieten hat. Eisenerz war Mitte des letzten Jahrhunderts ein weiterer Bodenschatz, der heute vielfach in Vergessenheit geraten ist. Am Freitag, 18. Juni referiert der Historiker Martin Lochert im Rahmen der Spätschicht im Westfälischen Industriemuseum Henrichshütte Hattingen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) um 20 Uhr über diesen vergessenen Bodenschatz, der zwischen 1850 und 1875 einen wesentlichen Beitrag zur Industrieentwicklung im Ruhrgebiet geleistet hat.

Schon ein Vorläufer der Gutehoffnungshütte in Oberhausen hatte ab 1758 oberflächennahen Raseneisenstein verarbeitet, ebenso die Eisenhütte Westfalia in Lünen ab 1828. Als 1850 die Kohlen- und Spateisensteinvorkommen im Dortmunder, Bochumer und Essener Süden und im Ennepe-Ruhr-Kreis entdeckt wurden, begann der Ansturm auf diese Lagerstätten. Man hoffte, dass diese Vorräte für viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte reichen würden. Kurze Transportwege für Kohle, Erz und auch für den Kalk aus den nahegelegenen Steinbrüchen versprachen geringe Kosten und damit gute Gewinne. Nicht nur die Henrichshütte, die wegen dieser Prognose in Hattingen gegründet wurde, sondern beispielsweise auch die Haßlinghauser Hütte und die Hörder Hütten-Union im Dortmunder Süden setzten auf diese einheimischen Funde. Gerade in dieser Zeit, in der die Entwicklung des Eisenbahnnetzes noch in den Anfängen stand, war der Transportvorteil von großer Wichtigkeit. Andere Hütten ohne eigene Eisenerzfelder im Ruhrgebiet bezogen ihr Erz aus dem Lahn-Dill-Revier in Hessen und mussten mit großen Schwierigkeiten kämpfen, weil der niedrige Wasserstand der Lahn einen Schiffsverkehr oft über Monate unmöglich machte.

Die großen Hoffnungen, die man in die Eisenerzvorkommen gesetzt hatte, erfüllten sich jedoch aus mehreren Gründen auf Dauer nicht: Ihr Umfang war weitaus geringer als anfangs angenommen. Neue Produktionsverfahren benötigten chemisch anders zusammengesetzte Erze. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes erlaubte die zuverlässige Zufuhr höherwertiger Erze über größere Entfernungen. Um 1880 war der Eisenerzabbau im Ruhrgebiet weitgehend zum Erliegen gekommen und wurde nur noch einmal im Zuge der nationalsozialistischen Autarkiepolitik in größerem Umfang wieder aufgenommen.

Trotzdem dürfen die Eisenerzvorkommen im Ruhrgebiet weder in ihrer Bedeutung für die dortige Industrieentwicklung unterschätzt werden noch in ihrem quantitativen Umfang: Immerhin sind insgesamt mehr als neun Millionen Tonnen Eisenerz gefördert worden.
Der Vortrag beginnt um 20.00 Uhr im Foyer des Westfälischen Industriemuseums Henrichshütte Hattingen und ist kostenlos. Treffpunkt für die Spätschichtführung ist um 19 Uhr das Foyer (Erwachsene 3,50 ¿, ermäßigt 2 ¿).



Pressekontakt:
Anja Kuhn, Tel: 0231 6961-193 und Markus Fischer, Tel: 0251 591-235
presse@lwl.org




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