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Mitteilung vom 09.12.04

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Führer über Wallanlage Alt-Schieder erschienen ¿ Anlage ist deutlich jünger als bisher vermutet

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Schieder-Schwalenberg (lwl). Die Befestigungsanlage
Alt-Schieder bei Schieder-Schwalenberg (Kreis Lippe) ist nicht so alt wie bisher angenommen. Das hat der Archäologe Kai Niederhöfer jetzt mit neuen Bestimmungsmethoden herausgefunden. Der Wissenschaftler veröffentlicht seine Forschungsergebnisse in dem 25-Seiten umfassenden Führer ¿Die mittelalterliche Befestigungsanlage Alt-Schieder¿, die die Altertumskommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in der Reihe ¿Frühe Burgen in Westfalen¿ herausgebracht hat.

Die Befestigungsanlage, von der heute nur noch Bodenerhebungen erhalten sind, liegt am Westhang des Kahlenberges in der Nähe von Schloss Schieder und der Burg Schwalenberg. Diese ungefähr sechs Hektar umfassende, aus Haupt- und Vorburg bestehende Anlage wurde im Laufe ihrer im 19. Jahrhundert beginnenden Erforschungsgeschichte bereits für römisch, sächsisch, fränkisch und karolingisch gehalten. Dazu passt auch, dass bereits 822 eine Befestigungsanlage ¿Villa Schieder¿ in einer Urkunde genannt wird.

Doch nachdem Niederhöfer die archäologischen Funde mit verfeinerten Bestimmungsmethoden die frühmittelalterliche und mittelalterliche Keramik untersucht hat, kommt er zu einer Datierung, die nicht zu dieser urkundlichen Erwähnung passt: ¿Die Hauptburg und die Kirche, die sich in ihrem Innenraum befunden hat, lassen sich ins frühe 11. bis 13. Jahrhundert datieren. Die Anlage ist also ottonisch und damit viel später entstanden als bisher gedacht. Die im 9. Jahrhundert genannte ¿Villa Schieder¿ verbirgt sich den neuen Untersuchungen nach wahrscheinlich in der Vorburg, die auf archäologischem Wege zeitlich nicht genauer zugeordnet werden kann¿, fasst Niederhöfer seine Ergebnisse zusammen.

Also bestand in karolingischer Zeit (um 822) bereits ein eingefriedeter Wirtschafts- und Amtshof (Cur-tis) in Alt-Schieder, der ungefähr zwei Jahrhunderte später zu einer befestigten Siedlung, einer Civitas, ausgebaut wurde.

Die Befestigungsanlage ist zwar nicht so alt wie bisher vermutet, sie war aber mehr als nur die einfache Befestigungsanlage, als die sie bisher galt: ¿Die Anlage hat sich bei der Durchsicht des archäolgischen Materials auch als blühender Wirtschaftshof entpuppt, an dem auch Handwerker gearbeitet haben. Denn die hier gefundenen Schlacken lassen erkennen, dass hier der Eisen-, Buntmetall- und Glas verarbeitet worden sind¿, so Niederhöfer.

Erst im 13. Jahrhundert fiel Alt-Schieder wüst und wurde in seiner Stellung von dem im Bereich des heutigen Emmerstausees gelegenen Barkhof abgelöst. Nur die Kirche wurde offensichtlich noch einige Zeit genutzt, bis auch sie um 1438 aufgegeben wurde. Ebenfalls im frühen 15. Jahrhundert wurde auch die Siedlung Barkhof wieder aufgegeben, weshalb die Siedlungstätigkeit sich nach dem heutigen Schieder hin verlegte. So ist es nicht verwunderlich, dass im Laufe des 14. Jahrhunderts die Bezeichnung ¿Olden Schydere¿ bzw. ¿Olden Scydere¿ immer gebräuchlicher wurde und sich bis heute in ¿Alt-Schieder¿ gehalten hat.

Kai Niederhöfer: Die mittelalterliche Befestigungsanlage Alt Schieder
Heft 22 der Reihe ¿Frühe Burgen in Westfalen¿,
25 Seiten, 18 Abbildungen, 2 Euro
Bezug: Altertumskommission für Westfalen, Telefon 0251 5907-270



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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