Mitteilung vom 19.08.05
Presse-Infos | Der LWL
Spuren historischer Techniken machen schlichtes Geländer interessant -
LWL zeichnet Wehrgang des Schlosses Hohenlimburg als Denkmal des Monats aus
Hagen (lwl). Der historische Wehrgang des Schlosses Hohenlimburg in Hagen soll in den nächsten Monaten restauriert werden, damit das schlichte Eisengeländer, an dem man historische Arbeitstechniken besonders gut erkennen kann, erhalten bleibt und der zur Zeit wegen Absturzgefahr gesperrte Wehrgang wieder für Besucher zugänglich wird. Der Wehrgang soll Teil eines museal geführten Rundganges werden, damit die Besucher diesen Teil der wehrhaften Anlage wieder erleben und besonders auch den Blick über das Lennetal genießen können. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Wehrgang jetzt als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Um das 150 Jahre alte Geländer zu erhalten, dürfen die Restauratoren sogar die für sie gesundheitsgefährdende und daher eigentlich verbotene Bleimennige verwenden.
Der Wehrgang der Hohenlimburg, die um 1230 gegründet wurde, entstand um 1850. ¿Wir gehen davon aus, dass das Geländer aus so genanntem Puddeleisen besteht¿, nennt LWL-Denkmalpflegerin Danae Votteler eine Besonderheit des Wehrgangs. Das Puddeln (von englisch to puddle = Teig umrühren) ist ein Verfahren das in England im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt wurde, um Eisen fester zu machen. ¿Dabei haben die Arbeiter mit langen Stangen das schwerflüssiges Eisen gerührt, um ihm Sauerstoff zuzuführen. Bei diesem ¿Frischen¿ genannten Oxidationsprozess sinkt der Anteil des Kohlenstoffes und andere unerwünschter Beimengungen. Mit diesem einfachen Verfahren entstanden die ersten Massenstähle¿, erklärt Votteler.
Der Wehrgang befindet sich an der Ringmauer, die noch aus der ersten Bauphase der Burg von 1230 bis 1300 stammt. Für den Wehrgang hat man Konsolen aus Sandstein durch die ganze Mauerstärke geführt, auf denen die Sandsteinplatten des Wehrganges liegen. Das Eisengeländer ist einfach und rein nutzungsbezogen gestaltet. ¿Der obere waagerechte Stab ist ein plattgeschmiedeter Rundstab. Die Spuren des Schmiedens kann man noch heute gut erkennen. Interessant ist auch die Technik, mit der die einzelnen Elemente aneinander gefügt worden sind: Die spitz zulaufenden Horizontalstäbe wurden in die Ösen der Pfosten gesteckt und verkeilt. Die Hohlräume wurden anschließend mit Blei vergossen¿, beschreibt Votteler den Herstellungsprozess, den man auch heute noch am Geländer ablesen kann.
Damit das auch noch nach der Restaurierung so ist, wird das Geländer nicht wie mittlerweile üblich verzinkt, denn dazu müsste viel von der Substanz abgetragen werden. ¿Das würde die Vernichtung des Geländers bedeuten¿, so Votteler. Deshalb rücken die Restauratoren dem Rost mit der eigentlich verbotenen Bleimennige zu Leibe. Um dieses Rostschutzmittel verwenden zu können, muss nur der lose Rost entfernt bleiben, die Substanz bleibt erhalten. Diese Lösung haben die LWL-Denkmalpfleger gemeinsam mit dem Metall-Restaurator Stefan Brunnert vom LWL-Museumsamt erarbeitet.
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