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Mitteilung vom 15.03.06

Presse-Infos | Der LWL

Heidschnucken statt hoher Bäume:
LWL macht den Kahlen Asten wieder kahl

Bewertung:

Winterberg (lwl). Wann genau, das kann Heinrich Westemeyer vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) heute nicht tagesscharf datieren: ¿Aber wohl noch in diesem Jahr¿, so seine Planung, wird der Kahle Asten, eine der bekanntesten Bergkuppen Deutschlands, wieder kahl.

Was 841 Meter über Normalnull rund um den Astenturm, vor allem in südöstlicher Blickrichtung, an Nadel- und Laubbäumen über die Jahre mehr oder minder unkontrolliert in die Höhe geschossen ist, das wird gefällt, kündigte Westemeyer am Mittwoch (15.3.06) anlässlich der Wiedereröffnung von renoviertem Turm und Berggasthof vor Journalisten an. Auf den frei werdenden, insgesamt 35.000 Quadratmeter oder knapp viereinhalb Fußballfelder großen Parzellen will der Grundeigentümer LWL die ökologisch ungleich wertvollere Hochheide weiter Platz greifen lassen. Seit 1989 helfen Heidschnucken, die schon vorhandene Heide-Flora im Naturschutzgebiet dauerhaft kurz zu halten.

Das Konzept zur ökologischen Aufwertung und Weiterentwicklung der Bergheide und des Grünlands auf dem Kahlen Asten hat der LWL, der mit rund 22 Hektar größter Grundstückeigentümer auf der insgesamt 36 Hektar großen Hochheidefläche ist, gemeinsam mit der Unteren Landschaftsbehörde des Hochsauerlandkreises und dem Naturschutzzentrum - Biologische Station - Hochsauerlandkreis e.V. erarbeitet. Die naturschützerische Bewertung im Rahmen dieses Konzepts stuft eine heidebewachsene Fläche ökologisch etwa anderthalb Mal wertvoller als eine Fläche mit Fichtenwald ein, erläuterte LWL-Liegenschaftsfachmann Westemeyer.

Zusatznutzen der Verbesserungsmaßnahme: Der LWL gibt seinen ökologischen Zugewinn, ausgedrückt und ihm von der Naturschutzbehörde gutgeschrieben in so genannten Biotopwertpunkten, gegen eine Aufwandsentschädigung teilweise an den Landesbetrieb Straßen NRW weiter. Dessen Niederlassung Meschede kann damit den vorgeschriebenen Ausgleich für den Flächenverbrauch beim Bau der Ortsumgehung Olsberg (B 480 n) nachweisen. Dieses, so Westemeyer, ¿Geschäft auf Gegenseitigkeit¿ erspart den Straßenbauern Kauf und Dauerpflege von Extra-Flächen andernorts. Der LWL spielt damit die Kosten für die Heide-Wiederherstellung ein.


Hintergrund
Hochheide Kahler Asten

Die Hochheide des Kahlen Astens mit einer Größe von rd. 36 ha ist nach dem Landschaftsplan "Winterberger Hochfläche" seit 1983 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der größte Teil der Fläche (rd. 22 ha) steht im Eigentum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und war bereits seit 1965 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Landschaftsplan "Winterberger Hochfläche" wurde im Auftrag des Hochsauerlandkreises (HSK) vom LWL-Amt für Landespflege - heute Westf. Amt für Landschafts- und Baukultur - erstellt. Er war einer der ersten rechtsverbindlichen Pläne in Nordrhein-Westfalen.

Die Ausweisung der Hochheide dient dem Schutz und der Entwicklung eines Gebietes, das wissenschaftliche, landeskulturelle und wegen seiner ökologischen Eigenart überregionale Bedeutung hat. Die Hochheide ist mit 841 m ü.NN die höchste Hochheide in Nordrhein-Westfalen.

Rechtlich zuständig für Maßnahmen im Naturschutzgebiet ist die Untere Landschaftsbehörde des HSK. Da der LWL aber größter Grundstückseigentümer ist, arbeiten HSK und Kommunalverband eng zusammen bei der Planung zum Schutz und der Pflege des Naturschutzgebietes. 1989 entwickelte das LWL-Amt für Landespflege ein Grundkonzept für eine fachliche Pflege. Es sieht vor, dass die Hochheide durch Schafbeweidung gepflegt wird. Dafür wurde eigens unterhalb der Bergkuppe eine Fläche angepachtet, um einen Schafstall zu errichten. Die Schafbeweidung betreiben seit 1989 die Bigger Werkstätten aus Olsberg. Als erster Teilplan eines Biotop-Management-Planes wurde 1990 ein Wegeplan erstellt, nach dem das vorhandene Wegenetz von 7,1 km auf 3,7 km und damit um rd. 3,5 km verkürzt wurde. Dieses Wegekonzept wurde vom HSK im Jahre 1993 umgesetzt.

Im Jahre 2000 wurde das Naturschutzgebiet Kahler Asten als FFH-Gebiet nach Brüssel gemeldet. Dies war Anlass, den Pflege- und Entwicklungsplan zu überarbeiten und weiterzuentwickeln. In Abstimmung mit dem Hochsauerlandkreis -Untere Landschaftsbehörde - und dem LWL wurde von dem Naturschutzzentrum - Biologische Station - Hochsauerlandkreis e.V. ein Konzept erarbeitet, das im Wesentlichen zum Ziel hat, die Bergheide bzw. das Extensiv-Grünland auf dem Kahlen Asten im Bestand zu sichern und weiterzuentwickeln.

Auf der Basis dieses Konzeptes hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe eine so genannte naturschutzfachliche Bewertung der geplanten Maßnahmen in Auftrag gegeben. Die Bewertung ermittelte mit Hilfe der Biotoptypenwertliste der Unteren Landschaftsbehörde des HSK das ökologische Aufwertungspotential, das durch die im Konzept vorgesehenen Maßnahmen aktiviert werden kann. Nach dieser Liste sind etwa Nadelholzbestände mit dem Wertfaktor 6, jüngere Laubwälder und Mischwälder aus heimischen, bodenständigen Gehölzen mit dem Wertfaktor 7 eingestuft. Demgegenüber haben Heideflächen den Wertfaktor 9/10. Wird also zum Beispiel ein Fichtenbestand abgeholzt, um die Entwicklung der Heide zu fördern, ergibt sich eine höhere ökologische Wertigkeit der Fläche. Die naturschutzfachliche Bewertung kommt somit zu dem Ergebnis, dass rund um den Astenturm Flächen von insgesamt rd. 6,25 Hektar, die vor allem mit Nadel- und Laubholz bewachsen sind, eine ökologische Aufwertung um rd. 150.000 Biotopwertpunkte erfahren können.



Pressekontakt:
Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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