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Mitteilung vom 19.07.06

Presse-Infos | Der LWL

Canossa 1077 ¿ Erschütterung der Welt
Eine Ausstellung zur Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik

Bewertung:

Paderborn. ¿Der Gang nach Canossa¿ - ein historisches Ereignis, dessen Tragweite längst vergessen scheint, ein oft benutztes ¿geflügeltes Wort¿ - ein Ausstellungsthema? In Paderborn wird das Ereignis zum Erlebnis, zur großartigen Inszenierung einer Epoche in drei Museen der Stadt. Rund 700 Kunstwerke aus Museen in aller Welt, eingebettet in eine Präsentation, die mit imposanten Bildern zu einer Reise ins Herz des Mittelalters einlädt. Am 21. Juli wird Bundespräsident Horst Köhler die Ausstellung eröffnen. Gut fünf Jahre lang hat ein Kuratorenteam, beraten von Wissenschaftlern der unterschiedlichsten Fachrichtungen, das riesige Projekt vorbereitet. Auf etwa 3.000 Quadratmetern sind kostbare Goldschmiedearbeiten und Elfenbeinschnitzereien, reich illustrierte Handschriften, darunter die imposanten Riesenbibeln, Architekturfragmente mit ungewöhnlicher Ausdruckskraft, Sarkophage, Waffen, Skulpturen und Gemälde zu sehen. Modelle und moderne Medien verbinden sie zu einem sinnlich erfahrbaren Zeitbild des 11. und frühen 12. Jahrhunderts.

¿Für die Kirche war die Epochenschwelle vom 11. zum 12. Jahrhundert von größter Bedeutung¿, begründete Generalvikar Alfons Hardt bei der Pressekonferenz das Engagement des Erzbistums Paderborn für die kunst- und kulturhistorische Schau. ¿Uns liegt sehr daran, in der Ausstellung die religiösen Reformen und geistesgeschichtlichen Wandlungen jener bewegten
Zeit herauszustellen.¿

Der Bußgang und ein Konflikt mit weit reichenden Folgen
Was geschah damals wirklich? Papst und König standen sich erbittert gegenüber. Mit scharfen Worten und schlagkräftigen Truppen trugen sie einen Konflikt aus, der bis heute nachwirkt und der im sprichwörtlich gewordenen ¿Gang nach Canossa¿ seinen Ausdruck fand. König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. trafen sich am 25. Januar des Jahres 1077 vor der norditalienischen Burg Canossa. Der König kam als Büßer, der um Aufhebung der Exkommunikation, des Kirchenbanns, flehen musste.

Der Papst, der sich zum alleinigen Oberhaupt der Christenheit erklärt hatte, beschnitt die Rechte des Herrschers in Kirchenfragen. Heinrich IV. bestand auf den tradierten Rechten des sakralen Königtums, doch Gregor VII. trieb unerbittlich eine grundlegende Reform der Kirche und ihre Lösung von weltlichem Einfluss voran. In diesem Konflikt wurde die überkommene Werteordnung der mittelalterlichen Gesellschaft grundsätzlich in Frage gestellt, der ganze römische Erdkreis war erschüttert.

Auf dem Weg zur Selbständigkeit von Kirche und Staat
In dieser ereignisreichen Zeit markiert ¿Der Gang nach Canossa¿ den Beginn einer Entwicklung, die letztendlich in der Trennung von Kirche und Staat gipfelte. Ein Thema, das in unserem Zeitalter der Globalisierung neue, brisante Aktualität bekommt und das als roter Faden die riesige Paderborner Epochen-Ausstellung durchzieht. Die Ausstellung ¿Canossa 1077 ¿ Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik¿ wird zeitgleich im Erzbischöflichen Diözesanmuseum, im Museum in der Kaiserpfalz und der Städtischen Galerie gezeigt.

Um das gigantische Unternehmen realisieren zu können haben sich die Stadt und das Erzbistum Paderborn sowie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) partnerschaftlich zusammengeschlossen. ¿Die Kaiserpfalz in Paderborn ist immer ein Ort internationaler Kontakte gewesen. Dies bewährt sich auch in der Gegenwart¿, lobte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch den Ausstellungsort. ¿Seit der großen Karolingerausstellung von 1999 sind hier zahlreiche Forschungskontakte gewachsen, mehrere internationale Symposien haben das Ausstellungsthema vertieft und erheblich erweitert ¿ für eine Ausstellung von europäischer Dimension.¿

Vom Ereignis zum Mythos
Die Ausstellung spannt in mehr als 20 thematischen Einheiten den Bogen vom geschichtlichen Ereignis bis zum polemischen Disput über Glaubenssätze und Machtansprüche und spürt dem Mythos vom ¿Gang nach Canossa¿ bis in der Kunst und Kultur des 19. Jahrhunderts nach. Es werden der Einfluss der Klöster und die Position der Fürsten zum Thema gemacht, es geht um das Seelenheil im Jenseits und die Angst vorm Fegefeuer, die Sachsenkriege, das erstarkende Bürgertum in den mittelalterlichen Städten, um wegweisende Impulse für die Kunst und Architektur der Romanik und die Bedeutung des ¿geflügelten Wortes¿ in der Bismarck-Zeit. ¿Wir wünschen uns, dass durch diese Ausstellung Geschichte auch jenseits der romanhaften Verarbeitung für viele weiter spannend bleibt, und dass die Kenntnis historischer Entwicklungen auch die Wahrnehmung für die Notwendigkeiten der Gegenwart fördert¿, unterstrich Paderborns Bürgermeister Heinz Paus die Bedeutung des Kulturprojekts.

Paderborn ¿ ein geschichtsträchtiger Ort
Nicht ohne Grund findet die facettenreiche Canossa-Ausstellung in Paderborn statt: Die Auswirkungen der geschichtlichen Ereignisse manifestierten sich hier in der Präsenz von gleich zwei Bischöfen. Den einen bestätigte der Papst, dem anderen sprach der König das Bistum zu. Zudem erlebten die Stadt und die Kirche im Hochmittelalter eine zweite Blüte. Noch heute ist das Stadtbild geprägt von Bauten aus dieser Epoche, neben der Kaiserpfalz sind darunter die imposante Klosterkirche Abdinghof, das Busdorf-Stift oder die Bartholomäuskapelle mit ihrer einzigartigen Akustik. Wichtige Kunstgegenstände befinden sich im Domschatz und im Diözesanmuseum.

Gemeinsamer Kraftakt für eine gute Idee
Das Paderborner Großprojekt ist mit einem Etat von fünf Millionen Euro ausgestattet. Zahlreiche Stiftungen und viele Förderer aus der Wirtschaft unterstrichen mit ihrem Engagement die Bedeutung der Ausstellung. Allein die Unternehmen der Region steuerten eine Million Euro hinzu. ¿Als Mann der Wirtschaft reizt es mich, die Erwartungen an die Canossa-Ausstellung in die Sprache der Wirtschaft zu übersetzen¿, sagte Hans Behringer, der Vorsitzende des Paderborner Kulturfonds und führte fort: ¿Die Geldgeber haben angemessen investiert und sind von der Ertragkraft, vom gesellschaftlichen Nutzen des Projekts überzeugt. Das Produkt ¿ die Ausstellung ¿ ist von erstklassiger Qualität und trifft auf einen aufnahmebereiten Markt, denn es melden sich Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet an. Eine gute Idee wurde zur Marktreife geführt und die Markteinführung steht unmittelbar bevor.¿

Pressefotos zum Ausstellungsprojekt finden Sie unter: https://www.canossa2006.de/presse/pressefotos
Weitere Informationen: https://www.canossa2006.de



Pressekontakt:
Waltraud Murauer, Tel. 052 51- 1051-22, presse@canossa2006.de
presse@lwl.org



Links:
http://www.canossa2006.de



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