Mitteilung vom 25.07.07
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LWL-Archäologen setzen Untersuchungen in Minden-Päpinghausen fort
Minden (lwl). Bei den diesjährigen Ausgrabungen im Gewerbe- und Industriegebiet in Minden-Päpinghausen (Kreis Minden-Lübbecke) haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sechs Gräber untersucht. Damit sind nun 82 Bestattungen des über 2000 Jahre alten Gräberfeldes bekannt.
Den Fachleuten der LWL-Archäologie für Westfalen gelang es in diesem Jahr, in Minden-Päpinghausen (Kreis Minden-Lübbecke) sechs weitere Gräber auszugraben. Die Gräber gehören zu einem größeren Gräberfeld, auf dem Menschen vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis etwa 300 v. Chr. ihre Toten bestatteten.
¿Zwar stehen wir noch am Beginn der Auswertungen¿ erklärt Hannelore Kröger, Archäologin von der LWL-Außenstelle Bielefeld, ¿doch erlauben uns erste Ergebnisse bereits jetzt einen Blick in die Lebens- und Glaubenswelt der Menschen, die hier vor mehr als 2000 Jahren lebten und starben¿.
Den damaligen Sitten entsprechend sind alle Toten auf Scheiterhaufen verbrannt und in Urnen aus gebranntem Ton oder in Lederbeuteln bestattet worden. Den meisten von ihnen waren kleine Becher oder Töpfe beigegeben. Den Archäologen zufolge dienten Speisen und Getränke darin den Verstorbenen als Nahrung für den Weg ins Jenseits oder das Leben nach dem Tode.
Die Gräber im nordwestlichen Randbereich der bislang untersuchten Fläche liegen in zwei parallelen Reihen. ¿Das weist darauf hin, dass sie entlang eines Weges angelegt worden sind¿, interpretiert LWL-Archäologin Hannelore Kröger den Befund.
Mit den neu entdeckten Gräbern haben die LWL-Archäologen bis jetzt 82 Bestattungen dokumentiert. Sie schätzen, dass hier insgesamt bis zu 140 Tote bestattet worden sein könnten. Um den damaligen Menschen näher auf die Spur zu kommen, veranlassten die LWL-Archäologen anthropologische
Untersuchungen der menschlichen Überreste. Wissenschaftler der Universität Göttingen konnten zu rund der Hälfte aussagekräftige Ergebnisse erzielen. So stammt der Leichenbrand aus Grab 82 von einem etwa 50-jährigen, 1,75 Meter großen Mann. Er hatte eine Zyste im Oberkiefer, litt an starker Paradontose im Unterkiefer und an Arthrose.
¿Nach dem derzeitigen Kenntnisstand zeigt sich eine Tendenz, dass in Päpinghausen nur wenige Kinder verbrannt wurden. Ob sich diese Tendenz erhärtet und was der Grund dafür war, werden wir nur durch weitere Untersuchungen herausfinden können. Es bleibt jedenfalls spannend¿, bilanziert Kröger ihre nun fast zehnjährigen Untersuchungen in Päpinghausen.
Das Gräberfeld bearbeiten die Archäologen abschnittweise seit 1998. Die Untersuchungen sind notwendig, weil auf dem Gelände ein Gewerbe- und Industriegebiet entsteht. Unterstützung leisten die Stadt Minden und die MEW Mindener Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH. ¿Wir kommen damit unserer Verantwortung für die Geschichte unserer Stadt und der Region nach. Gerne tragen wir unseren Teil dazu bei, dass diese unwiederbringlichen Informationen aus unserer Vergangenheit so weit wie möglich gesichert werden können¿, begründet Claus Cielobatzki von der MEW, einer Tochter der Stadt Minden, das Engagement.
Pressekontakt:
Dr. Yasmine Freigang, Tel. 0251 5907-267 und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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