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Mitteilung vom 21.10.09

Presse-Infos | Kultur

Für Königtum und Himmelreich

Jubiläums-Ausstellung würdigt Bischof Meinwerk von Paderborn

Bewertung:

Paderborn (pdp/lwl). Das Erzbistum Paderborn und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) würdigen ab Freitag (23. Oktober, 20 Uhr) Leben und Werk Bischof Meinwerks in der Ausstellung ¿Für Königtum und Himmelreich ¿ 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn¿. Auf 2000 Quadratmetern zeigt die Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum und im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn Handschriften, Urkunden und liturgische Geräte, aber auch Schmuckstücke, Waffen und andere archäologische Funde des 11. Jahrhunderts aus ganz Europa. Die Jubiläumsausstellung zum Amtsantritt von Bischof Meinwerk vor 1000 Jahren lässt eine Epoche lebendig werden, in der das Zusammenspiel geistlicher und weltlicher Herrschaft ihren Höhepunkt erreichte und die Bischöfe zusammen mit den Königen das Reich regierten. Schirmherren der Ausstellung sind der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, 54. Amtsnachfolger des seligen Meinwerks, und NRW Bauminister Lutz Lienenkemper.

Zur Person: Meinwerk von Paderborn
Meinwerk von Paderborn wurde um 976 geboren und starb am 5. Juni 1036 in Paderborn. Er stammte aus der hochadeligen Familie der Immedinger, die sich auf den Sachsenherrscher Widukind (8. Jahrhundert) zurückführte. Meinwerk war einer der herausragenden Vertreter der mittelalterlichen Bischofselite und enger Vertrauter dreier aufeinander folgender Kaiser ¿ Otto III., Heinrich II. und Konrad II.

Der Geistliche war aktiv an der Regierung des Reiches beteiligt, unterstützte den König bei militärischen Unternehmungen, fungierte als politischer Berater und Diplomat. Gleichzeitig oblag ihm die Sorge für das Seelenheil der ihm anvertrauten Menschen, er leitete die Liturgie am Altar und stattete seine Kirchen mit kostbaren Büchern für den Messgebrauch, mit goldenem Altargerät und Reliquiaren aus.

Während seiner 27-jährigen Amtszeit verwirklichte Meinwerk in seiner Stadt auch ein umfassendes Bauprogramm. Der Dom und die Kaiserpfalz, die Bartholomäuskapelle, die Abdinghofkirche und das Busdorfstift prägen noch heute das Erscheinungsbild Paderborns.

Unter Meinwerk entwickelte sich Paderborn zu einem der bedeutendsten politischen und spirituellen Zentren des mittelalterlichen Reichs. Bis heute spielt Meinwerk für die Identität der Kirche von Paderborn und die Erinnerungskultur von Bistum und Stadt eine wichtige Rolle.

Eine Ausstellung an zwei Orten
Die zweiteilige Ausstellung findet in unmittelbarer Nähe des Hohen Doms in Paderborn an zwei Orten statt: Im Museum in der Kaiserpfalz werden die weltlich-politischen Aufgaben des Bischofs thematisiert, während im Erzbischöflichen Diözesanmuseum die theologisch-geistesgeschichtlichen und kunsthistorischen Aspekte im Mittelpunkt stehen. Dieser Ausstellungsteil würdigt Meinwerk und seine Amtskollegen als Seelsorger und Stifter bedeutender Kunst- und Bauwerke.

¿Für Königtum ¿¿ im Museum in der Kaiserpfalz
Am Beginn der Ausstellung steht die Ernennung Meinwerks zum Paderborner Bischof durch König Heinrich II. und seine anschließende Weihe durch Erzbischof Willigis von Mainz am 9. März 1009 in Goslar. In der Ikenbergkapelle der Kaiserpfalz wird der Besucher in einer szenographischen Installation Zeuge der Zeremonie.

Der Königsdienst (lateinisch ¿servitium regis¿) war eine der wichtigsten Aufgaben, die ein Bischof im Mittelalter zu erfüllen hatte. Dazu gehörten das fürbittende Gebet, die Beratung in geistlichen und politischen Angelegenheiten und die Begleitung des stets durch das Reich reisenden Königshofes. Zwei weitere Aufgaben, nämlich die Beherbergung des umherreisenden Königshofes (sogenannte Königsgastung) und die Beteiligung an militärischen Unternehmungen (Kriegsdienst) werden ausführlich vorgestellt.
Im Gegenzug erhielt Meinwerk Privilegien und Schenkungen, wodurch die Wirtschaftskraft und das Ansehen der Paderborner Kirche gesteigert sowie ihr Territorium ausgedehnt wurde.

Unter den Bischöfen tat sich besonders Meinwerk als Bauherr hervor, wie insbesondere der Vergleich mit seinen norddeutschen Amtskollegen in Minden, Hildesheim oder Magdeburg in der Ausstellung zeigt. Von dem Baustellencharakter, der die Bischofsstädte im frühen 11. Jahrhundert prägte, können sich die Ausstellungsbesucher in einer Inszenierung selbst ein Bild machen.

Die Ausstellung beantwortet auch die Frage, woher die Informationen über Meinwerk stammen. Die wichtigste Quelle ist die Lebensbeschreibung Meinwerks, die ¿Vita Meinwerci¿. Sie entstand rund 130 Jahre nach dem Tod Meinwerks im Abdinghofkloster und wird zum ersten Mal zusammen mit ihren beiden Abschriften zusammen ausgestellt.

¿¿ und Himmelreich¿ im Diözesanmuseum

Im Diözesanmuseum empfängt den Besucher die Inszenierung einer Synode, die im Jahr 1005 in Dortmund stattfand. Damals schlossen 15 Reichsbischöfe mit Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde eine Gebetsverbrüderung. Zentrales Exponat ist die sogenannte Christusscheibe aus dem Konstanzer Münster.

Wie stieg man in diese Bischofselite auf, deren Mitglieder sich selbstbewusst als Kollegen des Königs verstanden? Eine wichtige Rolle spielten die Domschulen, in denen für die geistliche Laufbahn bestimmte junge Adlige ausgebildet wurden. So lernte Meinwerk in der Domschule zu Hildesheim auch den späteren Kaiser Heinrich II. kennen. Jene Bildungseinrichtungen werden in der Ausstellung durch Texthandschriften zu Grammatik, Geometrie und Astronomie vergegenwärtigt. In der Ausstellungseinheit gibt es außerdem ein 1030 erfundenes Zahlenkampfspiel, das in Domschulen gerne gespielt wurde. Schüler des Paderborner Gymnasiums Theodorianum haben es neu entdeckt und zum Ausprobieren in der Ausstellung erarbeitet.

Die Liturgie, der Dienst am Altar, wurde zur Zeit Meinwerks mit besonderer Pracht ausgestaltet. Hier werden das sogenannte Silberne Bernwardkreuz und die Bernwardleuchter präsentiert, die zum ersten Mal außerhalb von Hildesheim zu sehen sind. Bernward von Hildesheim, ein Zeitgenosse Meinwerks, hat sie gestiftet.

Einzigartig wegen seines Umfangs ist ein Komplex von acht reich illuminierten Handschriften samt Einbänden mit Elfenbeinschmuck, die Bischof Sigebert von Minden (1022¿1036) im St. Galler Skriptorium in Auftrag gegeben hatte. Sie haben sich in unterschiedlichen Sammlungen erhalten und werden in Paderborn erstmals zusammengeführt.

Die Heiligenverehrung nahm im Mittelalter breiten Raum ein. Die Bischöfe strebten danach, Reliquien von möglichst vielen und bedeutenden Heiligen zu erwerben. Reliquien, die Herrscher und Päpste den Kirchen schenkten, bezeugen daneben die Kontakte der Bischöfe untereinander und nach Italien.
Weiterhin charakteristisch für die Zeit Meinwerks ist der Ausbau der Bischofssitze mit Kirchen und Klöstern. Alle aus seiner Zeit stammenden Bauten werden in der Ausstellung als Modelle präsentiert, die auf der Grundlage neuester Forschungen erstellt sind.

Das Ende der Ausstellung im Diözesanmuseum ist Meinwerks Tod und Nachleben gewidmet. Im Mittelpunkt steht dabei der Sarkophag, in dem er nach seinem Tod am 5. Juni 1036 im Abdinghofkloster beigesetzt worden ist. Hier inszeniert der Künstler Brody Neuenschwander das Gedächtnis an den toten Bischof: Ein letztes Mal wird er von seinen Panzerreitern in langsamer Prozession getragen und nimmt Abschied von seinem Bistum.

Achtung Redaktionen:
Im TV- und Audio-Service finden Sie auf der Internetseite
http://www.lwl.org/tvaudio/Meinwerk. Sie können das TV-Material in sendefähiger Qualität (DV 16:9) und das Radio-Material im MP3-Format kostenfrei herunterladen.

Ausstellungsdauer
23.10.2009* bis 21.2.2010 *23.10.2009: 20 bis 24 Uhr

Ausstellungsorte
Erzbischöfliches Diözesanmuseum
Markt 17
33098 Paderborn
Tel. 05251 125-1400
museum@erzbistum-paderborn.de

Museum in der Kaiserpfalz
Am Ikenberg
33098 Paderborn
Tel. 05251 1051-10
kaiserpfalzmuseum@lwl.org

http://www.meinwerk-ausstellung.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
An jedem ersten Mittwoch im Monat 10 bis 20 Uhr
Geschlossen 24., 25. und 31.12.

Eintrittspreise
Erwachsene 6 Euro
Erwachsene in Gruppen ab 10 Personen 4 Euro
Ermäßigungsberechtigte 4 Euro Ermäßigungsberechtigt sind (mit Nachweis): Schülerinnen und Schüler, Studierende, Auszubildende, Wehrpflichtige, Zivildienstleistende, Menschen mit Behinderungen ab 80 Prozent

Katalog
Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog. Der Einführungspreis bis 21.2.2010 beträgt 34,90 Euro. ISBN 978-3-7954-2152-6.

Audioguide
Einen Audioguide gibt es in deutscher und englischer Sprache, er kostet 4 Euro.

Führungen, museumspädagogische Programme und Begleitprogramm
Zur Ausstellung werden elf Führungen und Programme in mehreren Varianten für alle Altersstufen angeboten sowie ein besonderes Programm für Sehbehinderte.
Kosten: 90 Minuten 40 Euro, 120 Minuten 45 Euro.
Zuschlag pro Gruppe für Führungen in Englisch, Französisch, Polnisch: 15 Euro
Schulklassen pro Person inklusive Führung: 4 Euro

Öffentliche Führungen finden an jedem Samstag und Sonntag um 11 und 15 Uhr statt. Sie kostet 3 Euro pro Person zuzüglich Museumseintritt.

Ein umfangreiches Begleitprogramm bietet Stadtrundgänge, eine lange Museumsnacht am 16.1.2010 sowie Konzerte und Vorträge im Rahmen des Meinwerk-Jahres. Informationen dazu gibt es auch unter http://www.meinwerk-jahr.de.



Pressekontakt:
Claudia Nieser, Erzbischöfliches Generalvikariat, Tel. 05251 1251590, pressestelle@erzbistum-paderborn.de und Dr. Yasmine Freigang, LWL-Archäologie für Westfalen, Tel. 0251 591-8920 und 0151 50759714, lwl-archaeologie-presse@lwl.org und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Tel 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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