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Mitteilung vom 21.10.10

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¿Wander-Navi¿ für Jakobspilgerwege in Westfalen

GPS-Tracks im Internet

Bewertung:

Westfalen (lwl). Auf zwei Jakobspilgerwegen durch Westfalen können sich Wanderer jetzt durch ihr Navigationsgerät oder Mobiltelefon leiten lassen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) stellt ab sofort im Internet entsprechende ¿GPS-Tracks¿, das sind elektronische Routenbeschreibungen, kostenlos zur Verfügung
(http://www.jakobspilger.lwl.org).

Die Beschreibungen zeigen den Weg auf Computer-Programmen wie ¿Google Earth¿ oder ¿Open Stree Map¿ und in Navigationsgeräten, wie sie Wanderer oder Radfahrer benutzen. Auch auf intelligenten Mobiltelefonen (Smartphones) wie dem IPhone funktionieren die GPS-Tracks mit entsprechenden Anwendungen (¿Apps¿).

Die beiden Strecken von Osnabrück über Münster und Dortmund nach Wuppertal-Beyenburg sowie von Höxter über Paderborn, Soest und Dortmund nach Bochum hat die Altertumskommission für Westfalen für den LWL erfasst. Bis 2011 soll ein GPS-Track für den Jakobsweg durch das Siegerland fertig sein, später werden die geplanten Routen durch Ostwestfalen und durch das Münsterland erfasst.

Die Tracks gibt es zum Herunterladen jeweils unterschiedlich für Fußpilger und Radfahrer in den Formaten gpx (für alle gängigen GPS-Navigationsgeräte und für Smartphones), kml (für Google Earth) und ovl (für amtliche Karten). ¿Das ist ein weiterer Service für Pilger, ergänzend zum Kartenmaterial in unseren Führern und zur Ausschilderung am Weg¿, so LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.

Die Routen sind entsprechend der Etappen in den drei Pilgerführern ("Jakobswege¿. Von Osnabrück über Münster und Dortmund nach Wuppertal-Beyenburg, Band 6, Bachem-Verlag, ISBN 978-3-7616-2210-0 und ¿ Jakobswege¿. Von Höxter über Paderborn und Soest nach Dortmund, Band 8, Bachem-Verlag, ISBN 978-3-7616-2380-0 und ¿Jakobswege¿. Von Dortmund nach Aachen, Band 9, ISBN 978-3-7616-2381-7) unterteilt und auch für ältere GPS-Geräte geeignet. Insgesamt 211 Wegstationen (so genannte ¿Waypoints¿), die der Nummerierung der sehenswerten Punkte in den Büchern entsprechen, verweisen auf die Seitenzahl im jeweiligen Pilgerführer, so dass Hintergrundinformationen einfach zu finden und nachzulesen sind.

Hintergrund
Die Altertumskommission für Westfalen hat im Auftrag des LWL zwei Wanderwege für Jakobspilger zwischen Osnabrück und Wuppertal und von Höxter nach Bochum zunächst wissenschaftlich erforscht und dann ausgeschildert. Drei Führer beschreiben die historischen Wege, die über 1.000 Jahre alte Tradition der Pilgerreise nach Santiago de Compostela (Spanien) und die Sehenswürdigkeiten entlang der Trassen in Westfalen.

Die Wege sind nach Angaben von LWL-Expertin Ulrike Spichal weitgehend an historisch belegte Wegführungen angelehnt. Spichal: "Wir haben Reste von Hohlwegen gefunden, die sich durch die schweren Fuhrwerke ins Gelände eingegraben hatten. Auch Wachtürme an den Landwehrdurchlässen sind Zeugnisse der alten Wegetrasse.¿

Dass auch tatsächlich Pilger die Wege benutzten, zeigen zahlreiche Funde von verlorenen Pilgerzeichen, nicht nur Jakobsmuscheln, sondern auch Zeichen anderer Wallfahrtsorte, die z.T. auf dem Weg nach Santiago lagen. Auch Hinweise auf Unterkünfte für mittelalterliche Pilger fanden sich in am Wegrand. Im noch heute bestehenden Pilgrim-Haus in Soest zum Beispiel, das direkt am Jakobitor mit gleichnamiger Kapelle lag, fanden Pilger bereits seit 1309 Unterkunft. Auch in Dortmund, dem Kreuzungspunkt des Hellweges mit der Nord-Süd-Strecke, befand sich seit dem 14. Jahrhundert ein Gasthaus, das sich der Unterbringung armer Pilger angenommen hat.

Die nächsten Strecken
Zwei weitere Strecken in Westfalen - von Minden über Herford und Bielefeld nach Lippstadt (2011/12) und von Warendorf über Münster und Coesfeld an den Niederrhein (2013/14) - sind die nächsten Projekte der Altertumskommission für Westfalen. Das Projekt will die mittelalterlichen Wege und die Spuren der Jakobspilger in Westfalen möglichst genau rekonstruieren: Entgegen heutiger Vorstellung gab es für die Pilger in Westfalen und anderswo keine eigenen Wege, im Gegenteil: Sie suchten aus Angst vor Überfällen stark frequentierte, bekannte Trassen.

Die Geschichte der Jakobspilgerwege
Die Pilgerfahrt zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren im über 2.000 Kilometer entfernten nordspanischen Santiago de Compostela hat eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückgeht. Man versprach sich die Heilung von Körper und Seele als Lohn für den Besuch der Kultstätte.

Seit dem 10. Jahrhundert kamen aus ganz Europa Pilger, Männer und Frauen aus allen Schichten, nach Spanien, zu Fuß oder zu Pferd. Als Beleg und Erkennungszeichen diente die Jakobsmuschel, die jeder Pilger in Santiago erstehen konnte und deutlich sichtbar an der Kleidung oder Umhängetasche trug.

"Seit einigen Jahren erlebt die Pilgerfahrt eine Renaissance, nicht erst, seit TV-Stars wie Hape Kerkeling sich auf den Weg machten: 2009 waren es über 140.000 Pilger, darunter etwa zehn Prozent Deutsche. Bereits 1987 hatte der Europarat dazu aufgerufen, die Jakobspilgerwege in Europa zu erforschen. 1993 erklärte die UNESCO den spanischen Teil des Weges, den "Camino Francés", zum Weltkulturerbe.

Über Jakobspilger, die aus Westfalen stammen, ist insgesamt nur wenig bekannt. Ein er der bekanntesten westfälischen Pilger ist Bischof Anno aus Minden, der sich in den Jahren 1174 und 1175 auf den Weg nach Santiago de Compostela machte, das damals als Pilgerort gleichrangig neben Rom und Jerusalem stand.

Durch eine Pilgerreise konnten Verbrecher auch ihrer Strafe entgehen, wenn ein Gericht sie dazu verurteilte. "Bettler, Räuber und Steuerhinterzieher im Pilgergewand haben zusammen mit den Strafpilgern die Pilgerfahrt im Laufe der Zeit in Verruf gebracht. Jakobsbrüder wurden vielerorts mit Gesindel gleichgestellt. In Herford, einer wichtigen Sammelstation für Pilger in Westfalen, soll die Jakobikirche 1530 wegen der Jakobspilger, die den Status für ihre Zwecke ausgenutzt haben, geschlossen worden sein", erläutert Spichal. Für mittellose Menschen war jedoch eine Pilgerreise oft die einzige Möglichkeit, die Heimat zu verlassen. Wohlhabende konnten das Pilgern auch delegieren und einen Berufspilger mieten.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
Altertumskommission für Westfalen
An den Speichern 7
48157 Münster
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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