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Mitteilung vom 27.01.11

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Frühmittelalterliche Preziosen aus Soest

Publikation zu Gräbern vom Lübecker Ring

Bewertung:

Soest (lwl). Es war eine der Sternstunden der Archäologie, als 1930 in Soest am Lübecker Ring ein frühmittelalterliches Gräberfeld entdeckt wurde. Dr. Daniel Peters, Mitarbeiter der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt, stellt nach über 80 Jahren die erste umfassende wissenschaftliche Bearbeitung des umfangreichen Fundgutes vor. Die Ergebnisse seiner Münsteraner Dissertation lassen die Ausgrabung in neuem Licht erscheinen und bestätigen die außerordentliche Bedeutung des Fundplatzes. Die Altertumskommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Buch jetzt unter dem Titel ¿Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Soest. Studien zur Gesellschaft in Grenzraum und Epochenumbruch¿ herausgegeben.

¿Die in Westfalen einzigartigen Funde dürfen auch im überregionalen Vergleich als in Qualität und Quantität herausragende Ausstattungsgegenstände gelten¿, sagte der Vorsitzende der Altertumskommission Prof. Dr. Torsten Capelle bei der Buchpräsentation am Donnerstag (27.01.) in Soest. ¿Die Herkunft vieler Trachtbestandteile weist dabei besonders auf das fränkische Rheinland, aber auch auf das alemannische Südwestdeutschland hin und zeigt einen intensiven wirtschaftlich-kulturellen Kontakt der hier bestattenden Bevölkerung. Die detaillierte Analyse der Objekte und ihre kulturhistorische Einbettung in das frühmittelalterliche Europa führen zu neuen Erkenntnissen zur Rolle Soests und des Raums Westfalen in der Zeit vor und während der Sachsenkriege Karls des Großen.¿

Wie so oft in der Archäologie waren es Bauarbeiten, die zur Entdeckung des frühmittelalterlichen Friedhofes am südöstlichen damaligen Stadtrand von Soest führten. ¿Der Fundplatz gehört mit über 200 ergrabenen Bestattungen, darunter auch einige Pferdegräber, zu den größten und bedeutendsten frühmittelalterlichen Friedhöfen Westfalens und datiert vom späten 6. Jahrhundert bis in die Zeit um 800¿, erklärt Peters. Von einigen Vorberichten des Ausgräbers August Stieren abgesehen wartete die Fachwelt bis heute auf die wissenschaftliche Vorlage der Grabungsergebnisse. Nur einzelne Fundstücke gingen bisher als Grundlage für die mittelalterlichen Chronologiegerüste in die Forschung ein und wurden in der Fachwelt als Zeugnisse einer frühmittelalterlichen Hochadelsschicht in Soest diskutiert.

Hintergrund:
Die Belegung des Friedhofes setzte mit West-Ost orientierten Kammergräbern ein, eine Grabform, die für Bestattungen der frühmittelalterlichen Oberschicht in fast ganz Mitteleuropa typisch ist. In hölzernen Grabkammern von ca. zwei mal drei Metern Größe, zwei Meter unter dem heutigen Niveau, wurden die Toten in Holzsärgen in gestreckter Rückenlage beerdigt. Die Verstorbenen wurden in ihrer Tracht bestattet und zusätzlich mit Beigaben ausgestattet. Trank- und Speisebeigaben wurden meist am Fußende deponiert und ließen sich in Form von erhaltenen Keramik-, Glas-, Holz- und Metallgefäßen nachweisen. Zur Ausstattung der Männergräber zählte neben Gürteln besonders die Bewaffnung, während bei den Frauengräbern vor allem die Bestandteile der Tracht wie Perlenketten, Fibeln, Gürtelschnallen und -gehänge, Schuh- und Wadenbindengarnituren gefunden wurden.

Daniel Peters:
Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Soest. Studien zur Gesellschaft in Grenzraum und Epochenumbruch.

Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen Band XIX,
544 Seiten, 406 Abbildungen und 46 Tafeln, ISBN 978-3-402-15006-1, 59 Euro



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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