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Mitteilung vom 30.04.13

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Über 82 Millionen Jahre altes Hepatitis-B-Virus entdeckt

Forscherteam gelingt molekularer Fund

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Münster (mfm/mk). Die Lebererkrankung Hepatitis B ist mit 350 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten Virusinfektionen weltweit ¿ und die Ahnen dieses Virus existieren schon seit mindestens 82 Millionen Jahren. Das hat eine Gruppe von Wissenschaftlern des Instituts für Experimentelle Pathologie der Universität Münster um Dr. Alexander Suh herausgefunden, die in Vogel-Genomen prähistorische Hepatitis-B-Viren nachweisen konnte. Die renommierte Wissenschaftszeitschrift ¿Nature Communications¿ hat die Erkenntnisse des Teams in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht.

Die Studie der Forscher ¿ sie gehört zu dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekt ¿Phylogenie der Vögel¿ - erlaubt bisher nicht dagewesene Einblicke in die frühe Evolution von Hepatitis-B-Viren bei Vögeln und Säugetieren. ¿Viren selbst hinterlassen keine Fossilien, die Aufschluss über ihre Vergangenheit geben könnten¿, erläutert Dr. Alexander Suh die Arbeitsweise der münsterischen Forschungsgruppe.

Gemeinsam mit Dr. Jürgen Schmitz, dem Leiter der Arbeitsgruppe, und mit Unterstützung von Dr. Jan Ole Kriegs vom LWL-Museum für Naturkunde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) entschied sich Suh, nach genomischen Überbleibseln paläoviraler Sequenzen in der Erbsubstanz von Wirtsorganismen wie Vögeln zu suchen.

Da sich Einschlüsse von viralen Sequenzen im Wirtsgenom vergleichsweise langsam veränderten, sei es heute noch möglich, viele Millionen Jahre alte virale Erbsubstanzen zu untersuchen, wie Dr. Jürgen Schmitz ausführt: ¿Die prähistorische virale Erbsubstanz wird quasi zum Zeitpunkt ihrer Integration ins Wirts-Genom im Urzustand eingefroren und bleibt daher bis heute als solche sichtbar ¿ wir nennen diese Sequenzen deshalb auch molekulare Fossilien¿, so Schmitz.

Durch dieses Vorgehen bei der Untersuchung molekularer Fossilien kann die frühe Evolution von Viren untersucht werden. Suh und seine Kollegen zeigten dies erstmals am Beispiel prähistorischer Einschlüsse von Hepatitis-B-Viren bei Vogel-Genomen. ¿Ein sensationeller Fund war dabei ein nahezu vollständiges Virusgenom, das sich seit über 82 Millionen Jahren als molekulares Fossil erhalten hat¿, schildert Suh. Dieses stammt also aus dem späten Mesozoikum - und einem Zeitabschnitt darin, in dem noch die Dinosaurier die Erde bevölkerten.

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler legen nahe, dass die Hepatitis-B-Viren bei Säugetieren vermutlich ihren Ursprung in einem Wirtswechsel vom Vogel zum Säuger haben. ¿Außerdem deuten unsere Forschungen darauf hin, dass das krebserregende X-Gen menschlicher Hepatitis-B-Viren relativ spät in der Evolution dieser Virenfamilie entstand¿, berichtet Suh. So sind mit diesem Sensationsfund der münsterschen Forscher nicht nur Erkenntnisse über eine Millionen von Jahren alte Form der Hepatitis B bei Vögeln möglich, sondern auch über die heutige Ausprägung dieser so weit verbreiteten Virusinfektion beim Menschen.

Publikation:
Suh, A., Brosius, J., Schmitz, J., Kriegs, J. O. (2013) The genome of a Mesozoic paleovirus reveals the evolution of hepatitis B viruses. Nature Communications, http://dx.doi.org/10.1038/ncomms2798



Pressekontakt:
Jan-Ole Kriegs, LWL-Museum für Naturkunde, Handy: 0176 66822587.
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