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Mitteilung vom 21.07.15

Presse-Infos | Maßregelvollzug

Platzmangel und Sprachbarrieren

LWL-Tagung: Probleme in der Behandlung suchtkranker Straftäter

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Münster/ Herten (lwl). Kaum mehr Plätze, immer mehr Patienten - der Aufnahmedruck bei gerichtlich zugewiesenen suchtkranken Straftätern in den forensisch-psychiatrischen Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) steigt. Die Anzahl der wegen einer Abhängigkeitserkrankung untergebrachten schuldunfähigen Verurteilten hat sich beim LWL seit 1997 um fast 70 Prozent auf heute rund 440 erhöht. In den beiden LWL-Suchtfachkliniken in Marsberg und Stemwede-Haldem gibt es aber nur rund 290 Behandlungsplätze für so genannte 64er-Patienten. Suchtkranke Patienten sind daher auch in den LWL-Maßregelvollzugskliniken für psychisch kranke Straftäter untergebracht, zudem in der LWL-Allgemeinpsychiatrie sowie in der Suchtfachklinik eines anderen Trägers.

¿Der Belegungsdruck ist ein bundesweites Problem und damit eine Herausforderung, der nicht nur wir uns in unseren LWL-Maßregelvollzugskliniken stellen müssen. Daher ist es sinnvoll, sich über Träger- und Landesgrenzen hinweg auszutauschen¿, sagt Dr. Bernd Dimmek, Leiter der Forschungsgruppe ¿Sucht¿ des LWL-Maßregelvollzugs. Diese hatte kürzlich zu einem interdisziplinären Austausch eigeladen ¿ zur 2. Fachtagung ¿Maßregelvollzug und Sucht¿ der LWL-Maßregelvollzugsabteilung Westfalen.

Rund 100 Fachleute aus den Bereichen Maßregelvollzug, Strafvollzug, Justiz, Sicherungsverwahrung und allgemeiner Suchthilfe kamen dazu in die LWL-Klinik Herten. In verschiedenen Fachvorträgen berichteten Experten unter dem Tagungstitel ¿Was wirkt? Im Spannungsfeld zwischen Motivation und Verweigerung¿ über ihre Erfahrungen in der therapeutischen Behandlung von suchtkranken Straftätern.

Dr. med. Herbert Steinböck, Chefarzt und Maßregelvollzugsleiter am Isar-Amper-Klinikum München-Ost (Kliniken des Bezirks Oberbayern), machte in seinem Vortrag auf die gestiegene Zahl von untergebrachten suchtkranken Straftätern mit Migrationshintergrund und die damit gewachsenen Herausforderungen an den Maßregelvollzug aufmerksam. In den 1980er Jahren hatten etwa vier bis fünf Prozent der untergebrachten suchtkranken Straftäter einen Migrationshintergrund, heute liege der Prozentsatz zwischen 20 und mehr als 30 Prozent, sagte Steinböck. ¿Im Isar-Amper-Klinikum München-Ost hat mittlerweile sogar fast jeder zweite untergebrachte suchtkranke Straftäter einen Migrationshintergrund¿.

Im Klinikum München-Ost stelle man sich dieser Entwicklung, indem zum Beispiel bei Neueinstellungen darauf geachtet werde, dass Mitarbeiter neben Deutsch und Englisch auch andere Sprachkenntnisse mitbringen. ¿Inzwischen hat etwa ein Drittel unserer Mitarbeiter einen interkulturellen Hintergrund; das Sprachenspektrum umfasst Kroatisch, Serbisch, Türkisch und Polnisch¿, so Steinböck. Dies sei eine große Hilfe bei der Behandlung der Patienten. Dennoch bleibe für eine erfolgreiche Therapie das Verstehen und Sprechen der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung. Daher investiere das Klinikum rund 60.000 Euro pro Jahr in Deutschkurse. Steinböck: ¿Das hat sich bewährt. Die Patienten, die in den Deutschkursen gute Fortschritte machen, machen auch in der Therapie gute Fortschritte.¿


Ausführliche Bildunterzeile:
Die Organisatoren und Referenten der 2. LWL-Fachtagung "Maßregelvollzug und Sucht" an der LWL-Klinik Herten (v.l.): Dr. Ulrich Kemper (LWL-Klinikum Gütersloh), Dr. Herbert Steinböck (Isar-Amper-Klinikum München-Ost), Prof. Dr. Dr. Thomas Schnell (Medical School Hamburg), Dr. Bernd Dimmek (Forschungsgruppe ¿Sucht¿ des LWL-Maßregelvollzugs), Dr. Jan Querengässer (Zentrum für Psychiatrie Reichenau), Elke Harzhauser (Sozialmedizinisches Zentrum Ost - Donauspital, Wien), Anja Mercedes Westendarp (AWO-Psychiatriezentrum, Königslutter), Sabrina Wiecek (LWL-Maßregelvollzug), Doris Sarrazin (LWL-Koordinationsstelle Sucht), Dr. Janine Breil, Markus Stremmel-Thoran (Behandlungszentrum Deerth, AWO). Foto: LWL/Hannig



Pressekontakt:
Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzug, 0251 591-3476 und Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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