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Mitteilung vom 03.02.16

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Pottwal-Strandung

Drei Fragen an Werner Beckmann, Chef-Präparator des LWL

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Münster (lwl). Derzeit stranden viele Pottwale an den Küsten. Im November 2011 kam dies schon einmal vor. Da strandete ein Pottwal an der Nordseeküste. Der Chefpräparator des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Werner Beckmann und sein Team waren damals vor Ort in Meldorf (Schleswig-Holstein) und haben das Skelett für das LWL-Museum für Naturkunde in Münster geborgen.

Wie präpariert man einen Pottwal, wie birgt man das Skelett?
Beckmann: ¿Wir hatten gerade mit den Vorbereitungen für unsere Sonderausstellung ¿Wale ¿ Riesen der Meere¿ begonnen, als der Anruf kam, dass ein Pottwal gestrandet sei und ob wir den haben wollten. Wir haben nicht gezögert und ich bin sofort mit drei weiteren Kollegen aus dem Museum hin. Mit insgesamt elf Mann haben wir den Kadaver vor Ort bearbeitet. Dicke Hautstücke wurden abgezogen, das Fleisch grob entfernt, Knochen in Teile zerlegt. Das Walfett ist mir dabei bis auf die Unterwäsche vorgedrungen.

Einige der kleineren Teile haben wir direkt mit nach Münster genommen, Körperteile wie ein Auge, ein Stück Haut und Darm und die Flossen oder das Schulterblatt. Diese kleineren Sachen haben wir in Münster auf verschiedene Arten bearbeitet, um sie haltbar zu machen. Die großen Knochen wurden nach Stralsund zum Meeresmuseum gebracht, wo wir sie in einem großen Container mazeriert, das bedeutet entfleischt, haben. Anschließend wurden die Knochen drei Mal gereinigt, wofür wir allein jeweils 150 Kilo Waschpulver benötigten, damit das Fett aus den Knochen geht. Dafür mussten wir alle Knochen zuvor anbohren.

Im Oktober 2012 wurden die vorbereiteten Knochen dann nach Münster gebracht, wo sie ab November in der Wale-Ausstellung ein Jahr lang zu sehen waren und gleichzeitig trocknen konnten. 2013 habe ich dann das Skelett aufgestellt, und seit September 2014 ist der Pottwal nun in der Dauerausstellung zu sehen.¿

Was hat Sie bei der Arbeit am meisten überrascht?
¿Der Pottwal hatte eine Länge von 15 Metern und wog über 30 Tonnen. Aber sein Auge war nicht größer als das eines Pferdes. Das finde ich höchst erstaunlich.¿

Stank es Ihnen?
¿Es hat unglaublich gestunken. Wenn so ein Tier stirbt, entwickeln sich schnell Verwesungsgase. Bei meinem ersten Kontakt mit dem Wal musste ich mich erst mal an den Geruch gewöhnen. Es riecht unglaublich, man kann es nicht beschreiben. Ich dachte kurz: Oh je, das schaffst Du nicht. Aber danach gewöhnte ich mich an den Gestank und habe nicht ein einziges Mal mehr gezweifelt, dass wir das schaffen.¿



Werner Beckmann ist Werkstattleiter der zoologischen Präparation am LWL-Museum für Naturkunde. Er hatte schon früh sein Interesse an Tieren und Natur entdeckt. Nach einem Praktikum bei einem Präparator entschloss er sich, eine Ausbildung in diesem künstlerisch anspruchsvollen Beruf zu machen. Nach einer ersten Anstellung an der Pädagogischen Hochschule in Münster, kam Beckmann 1976 ans Museum.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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