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Mitteilung vom 27.06.17

Presse-Infos | Kultur

Vom Kommen und Gehen - Westfälische Artenvielfalt im Wandel

Neue Ausstellung im LWL-Museum für Naturkunde in Münster

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Münster (lwl). In einer neuen Dauerausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erleben Besucher im LWL-Museum für Naturkunde in Münster das Kommen und Gehen von Tieren und Pflanzen anhand von über 900 Exponaten. Die Ausstellung wird ab dem 30. Juni 2017 mehrere Jahre für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Lebten einst tatsächlich Wasserbüffel und Säbelzahnkatzen in Westfalen? Was ist mit Wolf, Schwarzstorch und Fischotter? Sind diese Tiere in Westfalen ausgestorben oder sind sie wieder da? "Die Zusammensetzung der westfälischen Artenvielfalt ist nicht konstant. Wir zeigen kompakt auf 320 Quadratmetern, wie sich die Natur stetig verändert", sagte LWL-Direktor Matthias Löb am Dienstag (27.6.) in Münster.

"Wie in einem Reisetagebuch der Jahrtausende kann man in unserer Ausstellung sehen, wer in unsere Region warum gekommen und wer gegangen ist: Tierarten kommen zum Beispiel zurück nach Westfalen, weil sie nicht mehr bejagt werden. Oder Pflanzenarten verschwinden, weil sich ihre Lebensbedingungen verschlechtert haben. Auch in Flora und Fauna ist Westfalen zugleich Einwanderungs- und Auswanderungsland."

Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs: "Zentrales Element der Ausstellung ist eine 15 Meter lange Karawane der Tiere, denn Arten sind aufgrund von Lebensraumveränderungen, Klimawandel, oder Umweltverschmutzung ausgestorben, andere sind vom Menschen ausgesetzt worden oder nach der lokalen Ausrottung wieder zurückgekehrt." Einige der 59 Tiere in der Karawane laufen aus der Ausstellung heraus wie der Wasserbüffel oder das Mammut. Diese Arten sind verschwunden oder werden derzeit seltener. Andere Tiere wiederum laufen in die Ausstellung hinein, wie etwa Wolf, Schwarzstorch, Fischotter oder Biber.

Wandel in der Kulturlandschaft
Ein wichtiger Ausstellungsbereich beschreibt den Wandel vom Wald hin zur Kulturlandschaft. Feldvögel und andere Arten haben lange in Westfalen von der Vielfalt des Lebensraumes profitiert. Ausstellungsmacherin Laura Prodöhl hat in zweijähriger Vorbereitungszeit Forschungsergebnisse zusammengetragen und in die Ausstellung integriert: "Diese Ergebnisse zeigen: Durch die aktuelle Intensivierung der Landwirtschaft und den Verlust an Flächen durch Bebauung verschwinden viele Tiere und Pflanzen." Dieses Verschwinden, aber auch das Ankommen, hat die Biologin zum Thema eines Ausstellungsbereiches gemacht.

Prodöhl: "Die Ausstellung möchte die Besucher für die empfindlichen Gleichgewichte in unserer Tier- und Pflanzenwelt sensibilisieren. Im digitalen Herbarium, einem weiteren besonderen Objekt der Ausstellung, finden sich daher zahlreiche gefährdete oder bereits ausgestorbene Pflanzenarten."

In dem digitalen "Buch" können die Besucher blättern und sich über Ackerwildkräuter informieren. In der Ausstellung wird auch der Mensch als ökologischer Faktor beleuchtet, und zwar nicht nur als Bewirtschafter der Landschaft, sondern auch als Verbraucher am Ende der Nahrungskette, der viel mit seinem Konsumverhalten verursacht.

Natürlicher und gemachter Klimawandel
Ein anderer Bereich in der Ausstellung erzählt vom Klimawandel. Belege eiszeitlicher Knochenfunde verschwundener Tierarten sind als Originale in der Ausstellung zu sehen. Daneben können die Besucher am modernen "Zeitrad" verschiedene Phasen des Erdzeitalters erkunden, die von der Eiszeit (Quartär, vor 2,6 Millionen Jahren) bis in die Gegenwart reichen.

Der Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten hat immer drastische Veränderungen des "Arteninventars" zur Folge. Heute kommt der menschengemachte Klimawandel hinzu. Die Wissenschaftlerin Lisa Klepfer hat diesen Ausstellungsbereich mit den aktuellen Klimaangaben vorbereitet. Forscher beobachten, dass südeuropäische Insekten in Westfalen auftauchen und heimische Tiere dagegen Probleme bekommen und aussterben.

Neue Tier- und Pflanzenarten, wie die Ammen-Dornfingerspinne, erobern neue Gebiete. Diese sogenannten Neubürger sind Teil der gegenwärtigen westfälischen Flora und Fauna. Klepfer: "Eine Gefährdung besteht heutzutage für die ursprüngliche Artenvielfalt Westfalens. Nicht zuletzt durch das Wirken des Menschen sind viele heimische Pflanzen und Tiere verschwunden." Dieses Verschwinden halte noch immer an. Die Ursachen und die aktuellen Probleme der westfälischen Natur werden aufgedeckt und thematisiert.

125 Jahre Forschung
Das LWL-Museum für Naturkunde feierte in diesem Jahr 125-jähriges Bestehen und ist seit Beginn auch forschend tätig. Von Anfang an arbeiteten ehrenamtliche Forscher und Museum eng zusammen. Das Haus hat seit seiner Gründung im Jahre 1892 die Aufgabe, die Natur Westfalens zu erforschen, zu dokumentieren und wertvolle Belege in seinen Sammlungen zu bewahren. Diese Naturschätze, fast zwei Millionen Sammlungsobjekte, sind Grundstock für die neue Ausstellung.

Im Dioramen-Raum mit Lebensraumdarstellungen von Tieren und Pflanzen können die Besucher Arten, deren Vorkommen in Westfalen derzeit erforscht wird, kennenlernen. Nur eine genaue Erforschung kann die ökologischen Ursachen für ihr Aussterben oder ihre Vermehrung sichtbar machen. Die Besucher entdecken in der Ausstellung die Tierwelt Westfalens und können sich über aktuelle Forschungsergebnisse informieren.

"Die Ausstellungsobjekte zeigen sowohl die heutige Vielfalt an heimischen Pflanzen- und Tierarten als auch eizeitliche Fossilien, welche die Überreste vergangener Artenvielfalt darstellen. Und sie sind immer auch unser kulturelles Erbe", so Löb.

Die Ausstellung wird von Gertrud Welper, stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, eröffnet.


Hintergrund zur Ausstellung
Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster zeigt ab dem 30. Juni 2017 die neue Dauerausstellung "Vom Kommen und Gehen - Westfälische Artenvielfalt im Wandel". Auf 320 Quadratmetern erleben Besucher das Kommen und Gehen von Tieren und Pflanzen, die aktuellsten Forschungsergebnisse, originale Knochenfunde und Präparate von ausgestorbenen oder seltenen Tieren. Die Ausstellung ist dank Brailleschrift, einem speziellem Audioguide und Tastmodellen für Menschen mit Sehbehinderung genauso geeignet wie für sehende oder hörbehinderte Menschen.

Begleitend zur Ausstellung werden museumspädagogische Programme von Kindergarten bis Klasse 10 sowie Führungen für Erwachsene angeboten. Literarische Rundgänge, Vorträge, ein Familientag und ein Ehrenamtsforum runden das Programm ab. Zur Ausstellung steht Einzelpersonen ein Audioguide mit einem familienfreundlichen Programm in Deutsch und Englisch zur Verfügung.
Das gleichnamige Begleitbuch zur Ausstellung ist im Museumsshop erhältlich (15,80 Euro, ISBN 978-3-940726-49-0). Das Buch gibt es auch als Hörbuch (9,95 €).


LWL-Museum für Naturkunde
Sentruper Str. 285
48161 Münster
Telefon: 0251 591 05
Geöffnet: Di-So 9-18 Uhr
Eintritt: Kinder 4 Euro, Erwachsene 6,50 Euro, Familien 14 Euro
http://www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium
Sentruper Str. 285
48161 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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