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Mitteilung vom 26.10.18

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"Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit"

Presseserie zur Wanderausstellung "Weimar im Westen: Republik der Gegensätze" (Teil 1)

Bewertung:

Münster (lwl). Wie kaum eine zweite Region in Deutschland besticht die westfälische Region durch ihre Vielfalt: Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand Westfalen aus ganz unterschiedlichen Wirtschafts- und Sozialräumen, die scheinbar unverbunden nebeneinander existierten. Zechen mit ihren riesigen Fördertürmen und Schloten fanden sich nicht nur in den Ruhrmetropolen wie Bochum oder Dortmund, sondern auch in sogenannten Industriedörfern wie Herne oder Wanne-Eickel, die sich das Land mit den noch verbliebenen Bauernhöfen teilten. Die Wanderausstellung "Weimar im Westen: Republik der Gegensätze" der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) spürt im Rahmen des Projekts "100 Jahre Bauhaus im Westen" diesen Widersprüchen in Westfalen und im Rheinland nach. Eröffnet wird die multimediale Schau zum 100. Jahrestag der Weimarer Nationalversammlung am 19. Januar 2019 im Düsseldorfer Landtag. Eine vierteilige Presseserie stellt die Inhalte der Schau vor.

"So verschieden und gegensätzlich das Wirtschaften - wie auf dem Foto zu sehen ist - war, so unterschiedlich waren die sozialen Bedingungen und kulturellen Lebensstile, in denen die Menschen während der Weimarer Republik lebten", erläutert Kuratorin Dr. Julia Paulus vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, die zusammen mit Regina Göschl die Ausstellung konzipiert. Auf der einen Seite hoffte sowohl ein stetig wachsendes Industrieproletariat als auch die zahlreichen engagierten Frauen auf die erstmalige, gleichberechtigte Berücksichtigung ihrer Interessen. Auf der anderen Seite fürchteten viele ehemalige Stützen des untergegangenen Kaiserreichs in Verwaltung und Kirchen, dass sie die neue Demokratie ihrer bisherigen Vormachtstellung beraubt.

"Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Während der Weimarer Republik genossen erstmals alle Deutschen demokratische Rechte und Freiheiten. Gleichzeitig wurden in dieser Zeit die Zerbrechlichkeit und Gefahren der Demokratie spürbar. Die Erfolge und Probleme der Weimarer Republik werden in Westfalen und im Rheinland wie unter einem Brennglas sichtbar", betont Paulus. In Westfalen kam es beispielswiese wie noch nie zuvor in diesem Umfang zur Bildung von zahlreichen Freizeit-, Unterstützungs- und politischen Vereinen sowohl der Arbeiterbewegung als auch der Kirchen. Während die einen diese Formen und Foren nutzten, um ihre neu errungenen Freiheiten zu feiern und die entstehende Demokratie durch ihre Arbeit zu unterstützen, nutzten andere die wirtschaftliche Notlage von Kriegsheimkehrern und Arbeitslosen aus, um mithilfe von Ressentiments und Gewalt einer nationalistischen Abschottung, Antisemitismus und Ausgrenzungen Andersdenkender Vorschub zu leisten.

Außerdem bildeten Westfalen und Rheinland das Zentrum reichsweiter Auseinandersetzungen. Der Ruhraufstand linker Arbeiter zur Abwehr des Kapp-Putsches 1920 und der Ruhrkampf 1923 gegen die französische Militärbesetzung erregten weit über die Region hinaus die Gemüter zahlreicher Deutschen. Die Wahlerfolge der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Lippe Anfang 1933 wurden von den Nationalsozialisten als Startschuss für die Machtergreifung im Reich inszeniert.


Hintergrund
Die Wanderausstellung "Weimar im Westen: Republik der Gegensätze" wird 2019 von den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) im Rahmen des Projekts "100 Jahre Bauhaus im Westen" gezeigt. Bislang unbekannte Fotos und Filme stehen im Mittelpunkt der Schau, die erstmals einen umfassenden Blick auf "Weimar im Westen" eröffnet. Ergänzt wird die regionale Perspektive durch eine Einführung in die allgemeine Geschichte Deutschlands zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus mit ihren vielfachen Bezügen zu Westfalen und zum Rheinland. Eröffnet wird die Ausstellung zum 100. Jahrestag der Weimarer Nationalversammlung am 19. Januar 2019 im Düsseldorfer Landtag. Anschließend ist sie bis Ende 2019 an sieben weiteren Orten in Westfalen und im Rheinland zu sehen. Ausstellung und Begleitprogramm erarbeitet das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen und dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte.

Weitere Informationen: http://www.weimar-im-westen.de


Die Stationen der Wanderausstellung
1. 19.01. bis 10.02.2019: Landtag NRW (Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf)

2. 17.02. bis 27.03.2019: Geschichtsmuseum der Stadt Lüdenscheid (Sauerfelder Straße 14, 58511 Lüdenscheid)

3. 1.04. bis 16.05.2019: LVR-Landeshaus (Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln)

4. 19.05. bis 23.06.2019: Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (Hansastraße 3, 44137 Dortmund)

5. 27.06. bis 27.07.2019: Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Neumarkt 1, 33602 Bielefeld)

6. 1.08. bis 16.09.2019: NS-Dokumentation Vogelsang (Vogelsang 70, 53937 Schleiden)

7. 21.9. bis 26.10.2019: Mindener Museum (Ritterstraße 23, 32423 Minden)

8. 5.11. bis 21.11.2019: LWL-Landeshaus (Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster)



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Kathrin Nolte, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Tel. 0251 591-5706 (Mo, Di, Mi)
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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