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Mitteilung vom 02.11.18

Presse-Infos | Kultur

Malen mit der Kraft der Gedanken

LWL-Museum für Naturkunde eröffnet neue Ausstellung Brain Paintings

Bewertung:

Münster (lwl). Ein Bild allein mit der Kraft der Gedanken malen, ohne Muskelkraft und nur anhand einer Gehirn-Computer-Schnittstelle:. Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster zeigt ab Donnerstag (8.11. bis 20.1.2019) eine kleine Sonderausstellung zu diesem Thema.

Die Ausstellung ergänzt die große Gehirn-Ausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Unter dem Titel "Brain Paintings" werden 18 großformatige Bilder der Künstler Heide Pfützner und dem 2017 verstorbenen Jürgen Thiele vorgestellt. Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag um 18 Uhr Prof. Dr. Andrea Kübler im Planetarium des Museums mit einem Festvortrag. Die Öffentlichkeit ist zum Eröffnungsvortrag in Münster eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Dank der Forschung von Kübler und ihrem Team vom Psychologischen Institut der Universität Würzburg können auch körperlich eingeschränkte Menschen mit Hilfe eines Computerprogramms Bilder und grafische Kompositionen erstellen. Das "Brain Painting" oder "Malen mit Gedanken" ist eine Technik, bei der Menschen durch ihre Hirnströme Bilder auf einer digitalen Leinwand malen können. Dabei zeigt ein Bildschirm verschiedene Malutensilien wie Farben, Formen und Pinselgrößen an, die die Malenden mittels ihrer Gedanken fixieren. Am Kopf befestigte Elektroden übertragen die Informationen an ein Computerprogramm, das die Befehle auf der digitalen Leinwand abbildet. Dabei entstehen bunte Bilder, abstrakt oder mit klar erkennbaren Motiven, in jedem Fall aber individuell einem Künstler zuordenbar.

Hintergrund
Erfinder des Brain Paintings ist der Künstler und Kurator Adalbert Hösle. Die Methode sollte Künstlern wie Jörg Immendorf, der 1997 an der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) erkrankte, das künstlerische Gestalten wieder möglich machen. 2005 entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen Hösle und dem Brain-Computer Interface Projekt der Universität Tübingen ein Programm, das es gelähmten Menschen erlaubte, über einen Computer mit ihrer Umgebung zu kommunizieren. Die darauffolgenden ersten Versuche eines kreativ-malerischen Ausdrucks von Gedanken entstanden in einem Forschungsprojekt der damaligen Habilitantin Andrea Kübler, die gemeinsam mit einem Team der Universität Würzburg und der ebenfalls durch ALS schwerstgelähmten Liane Krauß die ersten Brain Paintings schuf. Seit 2011 können Patienten auch zu Hause ein leicht abgewandeltes Programm nutzen.

Heide Pfützner (*1939), studierte Anglistin und Germanistin, ist seit 1985 aktive Malerin und beschäftigte sich schon früh mit unterschiedlichen Kunsttechniken. Sie erhielt 2007 die Diagnose ALS und ist mittlerweile vollständig gelähmt. Sie nutzt ein sogenanntes Eye-Tracker-System, um mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Um die Malerei trotz der Erkrankung weiter ausüben zu können, versuchte sie sich im Januar 2012 erstmals an der Brain Painting Technik. Sie war damit die erste Künstlerin, die das Brain Painting-Programm zuhause nutzen konnte.

Jürgen Thiele (1940-2017) war nach Pfützner der zweite Künstler mit einem eigenen Brain Painting Home-System. Vor seiner Erkrankung und der Diagnose ALS im Jahr 2006 war der in Sachsen geborene Thiele unter anderem als Stadtplaner, Designer, Restaurator und Architekt tätig und fertigte mit großer Passion Aquarelle an. Von 2013 bis zu seinem Tod stand er in engem Kontakt mit der Würzburger Forschungsgruppe rund um Kübler und schuf seine beeindruckenden Brain Paintings, die als Ausdruck für seine Gedanken und Kreativität dienten.


Eintritt: Der Eintritt zur Ausstellungseröffnung ist frei, bei einem späteren Besuch der Ausstellung ist der normale Museumseintritt zu entrichten.

LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster
http://www.das-gehirn.lwl.org | http://www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag (und feiertags) von 9 bis 18 Uhr.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org



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Sentruper Str. 285
48161 Münster
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