LWL-Newsroom

Mitteilung vom 12.09.19

Presse-Infos | Kultur

Eine Kuh als Herausforderung

Größtes Modell für neue Sonderausstellung angefertigt

Bewertung:

Münster(lwl). Ein Tiermodell in ein lebensechtes Präparat, eine sogenannte Dermoplastik, zu verwandeln, ist eine Kunst, auf die sich nur wenige Menschen verstehen. Präparatorin Narumi Sato wird die Kuh, die in der neuen Sonderausstellung "Beziehungskisten" über Formen des Zusammenlebens in der Natur im LWL-Museum für Naturkunde in Münster zu sehen sein wird, wohl so schnell nicht vergessen: Für die zoologische Präparatorin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist es die erste Großdermoplastik, die sie selbst angefertigt hat.

Ein so großes Tier lebensecht, mit kurzem Fell und in diesem Fall noch liegend darzustellen, ist für jeden Präparator eine große Herausforderung. Die Kuh ist zudem das größte Objekt der neuen Sonderausstellung ab 25. September.

In der Ausstellung soll mit der Dermoplastik gezeigt werden, wie Kühe und Bakterien in einer Gemeinschaft leben. "Die Symbiose mit den Bakterien hilft der Kuh bei der Verdauung", sagt Ausstellungsmacherin Dr. Michaela Klösener. "Nur durch diese Bakterien und ihren besonderen Verdauungstrakt können sich die Wiederkäuer von Gras ernähren."

Von den ersten Handgriffen Anfang März bis zur fertigen Tier-Dermoplastik dauerte es gut sechs Monate. Um eine Dermoplastik herzustellen, brauchen Präparatoren das Fell des Tieres und für das Innere einen Modellkörper. Außerdem werden anatomische Kenntnisse benötigt, die durch Fotomaterial und Beobachtung lebender Tiere ergänzt werden.

Zunächst hatte Narumi Sato jedoch die genauen Maße der Kuh ermittelt wie die Länge der Beine oder die Breite der Schulter. Von diesen Maßen hat die Präparatorin die Knochengröße geschätzt, um ein Modell im Maßstab 1:4 anzufertigen. Dafür hat sie aus PU-Schaum verkleinerte Knochen geschnitzt und die immer wieder mit einem Kuhskelett aus dem Museumsarchiv verglichen. So konnte sie mit Industrieplastilin auf bzw. über die Knochen ein detailgetreues Abbild mit den Darstellungen der Muskeln, Sehnen und Hautfalten formen.

"Ein liegendes Tier anatomisch und ästhetisch so zu modellieren, dass es später auch natürlich und lebendig aussieht, ist schwierig", sagt Sato. Damit ihr das gelingt, ist die gebürtige Japanerin mit dem Modell zu ihrem erfahrenen Kollegen Dieter Schön zum "Museum Mensch und Natur" nach München gereist. Er konnte Tipps geben, worauf zu achten ist. "Ich habe zuerst etwas zu steif nach Maßen modelliert und nun gelernt, mehr auf mein Gefühl und die Körperlinie des Tieres zu achten", erklärt Sato. Das fertige Modell wurde Anfang Juni gescannt und in Münster mit einer CNC-Fräse in Originalgröße angefertigt. Später sollte darüber dann das Fell gezogen werden.

Den Kopf der Kuh, mit all seinen Feinheiten, hat die Präparatorin komplett in Originalgröße selbst modelliert. Das Fell konnte Ende Juli auf den fertig zusammengesetzten Körper gezogen, zusammengenäht und fixiert werden. Für die Präparatoren des LWL-Museums war dies Schwerstarbeit und nur im Team zu schaffen, denn das große, nasse und schwere Fell mussten sie mit einem speziellen Kleber auf dem Modellkörper kleben. Gleichzeitig galt es, die Falten, Rippen und Muskelansätze zu beachten und das Fell möglichst naturgetreu darüber zu platzieren. Durch Feststecken mit dünnen Nadeln und Bandagen wurde die Haut fixiert, damit sie beim Trocknen nicht verrutscht oder spannt. Nach dem Trocknen erhielt die Kuh ihren letzten Schliff, indem Glasaugen eingesetzt und die Nase bearbeitet wurden.

Hintergrund zur Ausstellung
Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster zeigt ab dem 25. September 2019 die Sonderausstellung "Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur". Auf 560 Quadratmetern lernen Besucherinnen das Miteinander, Gegeneinander und Nebeneinander in der Natur kennen. Museumsgäste können die Vielfalt des Zusammenlebens von großen Insektenstaaten, über Parasiten und der Funktion von Vogelschwärmen bis hin zu lebenswichtigen Bakterien im menschlichen Körper entdecken. Die Ausstellung beinhaltet Brailleschrift, einen speziellen, mehrsprachigen Audioguide (D, EN, NL) und Tastmodelle für Menschen mit Sehbehinderung, Mitmachstationen und untertitelte Filme. Begleitend zur Ausstellung werden museumspädagogische Programme für Schüler, Kinder und Jugendliche sowie Führungen für Erwachsene angeboten.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium
Sentruper Str. 285
48161 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos