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Mitteilung vom 24.09.19

Presse-Infos | Kultur

Die Formen des Zusammenlebens

Neue Sonderausstellung im LWL-Museum für Naturkunde

Bewertung:

Münster (lwl). Die wenigsten Tiere leben dauerhaft allein, sie schließen sich für einige Zeit in einer Gemeinschaft mit Artgenossen zusammen. Die Gründe und die Vorteile dafür sind vielfältig. Ähnlich ist dies auch bei den Pflanzen oder beim Menschen.

Dass das Zusammenleben mit anderen Organismen nicht immer ausschließlich zum gegenseitigen Vorteil ist, vermittelt die neue Sonderausstellung "Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur", die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem LWL-Museum für Naturkunde in Münster ab Mittwoch (25.9.) bis zum 27. September 2020 zeigt. Die Besucher erfahren Wissenswertes über die vielfältigen Formen und Facetten des Zusammenlebens und schärfen so auch ihren Blick für die "Beziehungskisten" in ihrer direkten Umwelt.

Auf 560 Quadratmetern lernen Expertinnen und Laien gleichermaßen verschiedenste Lebensgemeinschaften kennen, nicht nur zwischen Tieren und Menschen, sondern auch zwischen Pflanzen bis hin zu winzigen Mikroorganismen. Dabei wird nicht nur das Miteinander wie z.B. unter Verwandten thematisiert, sondern auch Beziehungen zwischen unterschiedlichen Arten, die beide vom Miteinander Vorteile haben. Aus nahezu allen Bereichen der belebten Natur werden zahlreiche Beziehungskisten für alle Altersgruppen erklärt.

Die Ausstellung biete den Blick auf die ausgeklügelten Strategien der Natur. "Beziehungen in ihren verschiedenen Formen sind für uns so alltäglich, dass wir sie gar nicht mehr bewusst wahrnehmen", so LWL-Direktor Matthias Löb bei der Ausstellungseröffnung. "Mit dem Aussterben einer Art kann gleichzeitig der Partner für eine 'Beziehungskiste' fehlen: der Wirt für einen Parasiten etwa, oder die Beute für einen Fressfeind. Dann kommt die bio-logische Vielfalt und damit der Motor für alle wesentlichen Lebensvorgänge ins Stottern. Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen reinigen Wasser und Luft, dienen als Nahrung und sorgen für fruchtbaren Boden und bestimmen unser Klima. Diese Funktion können sie nur dann übernehmen, wenn wir dafür sorgen, dass die biologische Vielfalt erhalten bleibt. Auch das bringt unsere Ausstellung ins Bewusstsein."

"Die 'Beziehungskisten' bieten auch spannende und unerwartete Eindrücke insbesondere für Kinder und Jugendliche. So schaffen 100-fach vergrößerte Parasiten wie Zecke und Floh, aber auch riesige Kopfläuse völlig neue Perspektiven", sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger beim Pressegespräch. "Es ist wunderbar, dass Kinder und Jugendliche freien Eintritt haben und sogar noch durch das Ange-bot unseres Mobilitätsfonds kostenfrei die Ausstellung erreichen können." Über den Mobilitätsfond finanziere der LWL Schulklassen und Kita-Gruppen die Anreise, wenn sie im Museum ein Programm gebucht haben.

Effektiv im Kollektiv - Kooperation mit Verwandten
"Die zehn Themenbereiche der Ausstellung zeigen die Biologie des Zusammenlebens unterschiedlichster Lebewesen", erläutert Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs. Anhand von 890 Ausstellungsstücken erfahren die Besucher, welchen Einfluss beispielsweise Verwandtschaft auf das Zusammenleben hat. "Man lernt etwa in der Ausstellung, dass wir Menschen wahre Ökosysteme für Bakterien sind. Dieses sogenannte Mikrobiom ist für uns überlebenswichtig. Bakterien schützen uns vor Krankheitserregern und helfen uns bei der Verdauung", so Kriegs.

Insgesamt 17 Tastmodelle, 31 Medienstationen sowie 14 Mitmach-Stationen hat die Ausstellungsmacherin Dr. Michaela Klösener gemeinsam mit Kuratorin Lisa Klepfer zusammengetragen und inszeniert.

Zusammenleben von Mensch und Tier
In insgesamt zehn Dioramen, sogenannten Lebensraum-Darstellungen von Tieren in Landschaften, und besonderen Inszenierungen können die Besucherinnen verschiedene Biotope kennenlernen, wie etwa Wüste, See oder Regenwald. Sie lernen daran dauerhafte aber auch kurzweilige Beziehungen zwischen den dort lebenden Organismen kennen. Neben dem ungewöhnlichen Diorama einer Küche werden in der Ausstellung aber auch Haus-, Nutz- und Wildtiere nebeneinander thematisiert. "Das Leben von Tier und Mensch ist schon seit Tausenden von Jahren eng miteinander verzahnt", sagt Kuratorin Klepfer. Nicht nur der Lebensraum werde mit bestimmten Tieren geteilt, sondern je nach Bedürfnissen des Menschen halten Tiere auch als Nahrung, Arbeits- oder Kuscheltier her. "Während Katze und Hund in unsere Wohnungen einziehen und mit Liebe überschüttet werden, hat unser Verhältnis zu Nutztieren allerdings eher eine entgegengesetzte Entwicklung genommen", sagt Klepfer.

Insekten wie Bienen und Hummeln seien als Honiglieferanten oder Blütenbestäuber im Garten gerne gesehen. Andere Tiere wie Blattläuse oder Wühlmäuse störten dort das menschliche Ordnungsempfinden. Dann ergreife der Mensch oftmals drastische Maßnahmen, wie der Inhalt einer Gartenhütte in der Ausstellung den Museumsgästen vor Augen führe. Ziel der Ausstellung sei es, die Besucher dazu anzuregen, über die eigene Gemeinschaft mit Tieren und Pflanzen zu reflektieren und die Umwelt auf dieser Ebene möglicherweise bewusster wahrzunehmen.

Interaktiv etwas über Bakterien erfahren
Die Sonderausstellung lebt von einer Mischung aus medialen und analogen Mitmach-Stationen. Um zum Beispiel einen Eindruck von der Masse und der Vielfalt der Bakterien auf und im eigenen Körper zu bekommen, können sich Besucherinnen auf eine Waage stellen, die das Verhältnis eigener Körperzellen zu Bakterienzellen berechnet. Die Dermoplastik einer ausgewachsenen Kuh, dem größten Tier der Ausstellung, soll zeigen, wie Kühe und Bakterien in einer Gemeinschaft leben. "Die Symbiose mit den Bakterien hilft der Kuh bei der Verdauung", sagt Ausstellungsmacherin Klösener, die insgesamt zwei Jahre an der Vorbereitung der Ausstellung gearbeitet hat. "Nur durch diese Bakterien und einen besonderen Verdauungstrakt können sich die Wiederkäuer überhaupt von Gras ernähren." An einem interaktiven Spiel ist dies insbesondere für kleine Besucher anschaulich nachvollziehbar, wenn sie dort ein angedeutetes Grasbüschel durch die Mägen der Kuh wandern lassen und dazu kleine Beiträge anhören. In der gesamten Ausstellung gibt es zudem zehn Ratekisten, die vor allem die jungen Besucherinnen zum genauen Hinschauen und Mitmachen animieren sollen.

Beziehungskisten aus Sicht von Studierenden
Studierende können ihre Seminararbeiten den Museumsgästen vorstellen, eine Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Design der Fachhochschule Münster unter Anleitung von Prof. Cordula Hesselbarth. 16 Studierende haben elf Projekte für die Beziehungskisten realisiert. Bereits seit 2003 präsentieren Design-Studierende in den Sonderausstellungen des LWL-Museums ihre interaktiven Stationen, grafischen Arbeiten, Rauminstallationen und andere Studienprojekte.


Hintergrund zur Ausstellung
Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster zeigt bis zum 27. September 2020 die inklusive Sonderausstellung "Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur". Auf 560 Quadratmetern lernen Besucher das Miteinander, Gegeneinander und Nebeneinander in der Natur kennen. Die Ausstellung ist für alle Menschen geeignet. Sie beinhaltet Brailleschrift, einen speziellen, mehrsprachigen Audioguide (D, EN, NL) sowie Tastmodelle für Menschen mit Sehbehinderung, Mitmachstationen und untertitelte Filme.

Alle Ausstellungsbereiche sind für Gehbehinderte und Familien mit Kinderwagen zugänglich. Begleitend zur Ausstellung werden museumspädagogische Programme für Schülerinnen, Kinder und Jugendliche sowie Führungen für Erwachsene, Werkstattnachmittage und Literarische Rundgänge angeboten. Ein Begleitbuch vertieft die Inhalte der Ausstellung und ist im Shop erhältlich.


Ausstellungsdauer Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens in der Natur:
25.09.2019 - 27.09.2020
http://www.beziehungskisten.lwl.org

Begleitbuch:
Klösener, M. und Klepfer, L. (2019): Beziehungskisten - Formen des Zusammenlebens. LWL-Museum für Naturkunde, ISBN 978-3-940726-63-6, 112 Seiten, Preis: 14,80 Euro. Das Buch ist ab dem 25.09.2019 im Museumsshop und über den Buchhandel erhältlich.


LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium

Sentruper Str. 285
48161 Münster
Telefon: 0251 591 05
Geöffnet: dienstags bis sonntags von 9-18 Uhr
Eintritt: 7,50 Euro Erwachsene, Minderjährige unter 18 Jahre haben freien Eintritt



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
presse@lwl.org



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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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