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Mitteilung vom 01.03.23

Presse-Infos | Maßregelvollzug

Gesetzreform für den Maßregelvollzug kommt März in den Bundestag

Eickelborner Fachtagung: Bundesjustizminister macht zur Eröffnung positive Ankündigung

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Lippstadt (lwl). "Der Maßregelvollzug steht vor großen Herausforderungen." Mit diesen Worten eröffnete am Mittwoch (1.3.) der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann, die diesjährige Eickelborner Fachtagung des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt vor rund 550 forensischen Fachleuten.

Auf der erstmals hybrid stattfindenden dreitägigen Fachkonferenz skizzierte Lunemann die drei größten Herausforderungen: Zum einen die Überbelegung fast aller forensischen LWL-Kliniken, nicht nur die schon lange beobachtete bei der Unterbringung suchtkranker Straftäter:innen ( nach Paragraf 64 Strafgesetzbuch (StGB)), sondern zunehmend auch bei der Unterbringung von psychisch kranken Straftäter:innen mit Psychose-Erkrankungen (nach Paragraf 63 StGB). Außerdem seien immer größere Anstrengungen notwendig, um trotz des Fachkräftemangels qualifiziertes Personal für die Maßregelvollzugskliniken des LWL zu rekrutieren.

Zu  der übermäßig hohen Zuweisung von suchtkranken Straftäter:innen hatte Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann in einer Video-Grußbotschaft gute Nachrichten: Er kündigte an, dass die lange von einer Bund-Länder-Kommission vorbereitete Reform des zugrundeliegenden Paragrafen 64 StGB vom Kabinett vor Weihnachten gebilligt worden sei und voraussichtlich noch im März im Bundestag in erster Lesung behandelt werde. Günstigenfalls könnte laut Buschmann bereits im Mai die notwendige zweite und dritte Lesung stattfinden und das reformierte Gesetz voraussichtlich zum 1. Juli oder spätestens zum 1. Oktober in Kraft treten. Die Reform ziele darauf ab, die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt wieder stärker auf tatsächlich behandlungsbedürftige und behandlungsfähige Straftäterinnen und Straftäter zu konzentrieren, so Buschmann. "Ich bin zuversichtlich, dass durch diese Reform den Entziehungsanstalten und ihren Patientinnen und Patienten die gewünschte Entlastung bringen wird", sagte der Minister.

"Sorgen bereitet mir allerdings auch der Zuwachs an vorläufig untergebrachten Patientinnen und Patienten und der Wiederanstieg der gemäß § 63 StGB Untergebrachten", so Lunemann. Die Ursachen dafür seien nicht so klar wie bei der Überbelegung der Suchtkliniken. Es gebe Hinweise, dass dies mit Veränderungen in der gemeindepsychiatrischen Versorgung zusammenhänge, so der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Die Entwicklung einer verstärkt ambulanten gemeindepsychiatrischen Versorgung sei sehr zu begrüßen. Aber häufig gebe es keine adäquaten Versorgungsstrukturen für potentiell gewalttätige psychisch kranke Menschen mehr. Es dürfe nicht sein, dass sich das System hier per se für nicht zuständig erkläre. Lunemann:  "Aus meiner Sicht wäre es erforderlich, dass sich die Gemeindepsychiatrie einerseits stärker an der Versorgung auch von ehemaligen Maßregelvollzugspatienten beteiligt." Andererseits sei die Gemeindepsychiatrie auch vorbeugend gefragt.: Der LWL-Direktor sprach sich dafür aus, für psychisch kranke Menschen mit einer gewissen Gewaltneigung Präventionsambulanzen zu etablieren, die genauso wie das von NRW eingeführte Polizei-Programm "PeRiskoP" eine weitere Eskalation und mögliche Straftaten verhindern, Opfer schützen und psychisch kranken Menschen helfen soll, ein straffreies, möglichst normales Leben zu führen.

Der LWL-Direktor freute sich, dass eine neue Maßregelvollzugsklinik, das LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Münsterland in Hörstel, mit 150 Plätzen in der zweiten Jahreshälfte den Betrieb aufnimmmt: "Ganz wichtig: Der Zuwachs an Plätzen kann dazu beitragen, die Überbelegung abzumildern", betonte Lunemann.

Bis einschließlich Freitag (3.3.) werden die rund 550 forensischen Fachleute aus der gesamten Bundesrepublik noch im LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt-Eickelborn tagen und sich mit etlichen speziellen Themen des Maßregelvollzuges, mit aktuellen Entwicklungen und Trends der Forensischen Psychiatrie beschäftigen.


Hintergrund
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem PDF-Programmheft: https://www.lwl-forensik-lippstadt.de/de/eickelborner-fachtagung/

Unter dem Motto "Wir sichern Zukunft" hat der LWL-Maßregelvollzug eine Personalkampagne aufgelegt, um für die LWL-Maßregelvollzugskliniken neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen: http://www.jobs-lwl-massregelvollzug.de



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Bildunterschrift

Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann (ganz l.), eröffnete die 36. Eickelborner Fachtagung zu Fragen der Forensischen Psychiatrie. Bei der Eröffnung mit dabei Gudula Hommel, Ministerialrätin aus der Maßregelvollzugsabteilung des NRW-Gesundheitsministeriums, LWL-Maßregelvollzugsdezernent Tilmann Hollweg, sowie Stephan Deimel, Pflegedirektor, und Bernd Wallenstein (v.l.), Ärztlicher Direktor des LWL-Zentrums für Forensische Psychiatrie Lippstadt-Eickelborn.
Bild: LWL/Schulte-Fischedick



Pressekontakt:
Petra Schulte-Fischedick, LWL-Maßregelvollzug, Telefon: 0231 4503-4100 und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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