Wenn Träume wahr werden

Paläontologe berichtet über seinen schönsten Moment 2023

Bewertung:

| Kommentar abgeben

 

Münster (lwl). Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst, heißt es im Volksmund. Dies kann Achim Schwermann, Paläontologe beim Naturkundemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster bestätigen.

Schwermann leitet Ausgrabungen im Sauerland, in der Nähe von Balve, und ist dort auf der Suche nach Resten von Dinosauriern und deren Zeitgenossen aus der Zeit von vor 125 Millionen Jahren. Während er im Mai 2022 Funde aus Salzgitter abholte, wurde ihm ein Foto eines kleinen Zahnes zugeschickt, der bei der Ausgrabungsstelle im Sauerland gefunden worden war. Der Zahn misst gerade einmal 1,6 Millimeter, ist aber eine wissenschaftliche Sensation: Er stammt aus einer Gruppe, aus der sich fast alle heute lebenden Säugetiere entwickelt haben.

Bis zu diesem Tag im Mai waren europaweit erst fünf Zähne dieser Gruppe aus dieser Zeit gefunden worden - alle in England. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Fundstück um einen Zahn einer bislang unbekannten Gattung und Art. Das bedeutet, dass der LWL-Paläontologe und sein Team dem Tier einem Namen geben durften. Sie wählten die lateinische Bezeichnung "Spelaeomolitor speratus - der "erhoffte Höhlenmüller". 2023 erschien schließlich die wissenschaftliche Veröffentlichung, mit der der Fund und auch der Name der neuen Gattung offiziell wurden.

Schwermann verbrachte am Fundtag übrigens einige Zeit auf dem Parkplatz in Salzgitter. Dort schaute er immer wieder erstaunt auf sein Handy, lachte, jubelte, schrieb Nachrichten und telefonierte. "Ich frage mich, ob man sich in der Firma in Salzgitter wohl gewundert hat, warum der Paläontologe vom LWL einfach nicht vom Hof fährt", lacht Schwermann. "Aber im Grunde ist es mir egal. Denn für mich bleibt dieser Moment ein großes Highlight in meinem Arbeitsleben."