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Mitteilung vom 13.05.24

Presse-Infos | Kultur

Nueva Germania und andere utopische Siedlungen

Kostenloser Vortrag im LWL-Museum für Archäologie und Kultur

Bewertung:

Herne (lwl). Nueva Germania erlangte traurige Berühmtheit als erste Privatkolonie Paraguays und Zufluchtsort für die "arische Rasse". Gegründet 1887 durch die Schwester von Friedrich Nietzsche, besteht sie bis heute und ist Thema eines aktuellen Forschungsprojekts. Am Donnerstag (16.5.) ist die Mittelalter- und Neuzeitarchäologin Prof. Dr. Natascha Mehler von der Universität Tübingen im Museum für Archäologie und Kultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne zu Gast. In einem kostenlosen Vortrag berichtet sie von ihren aktuellen Ausgrabungen in Südamerika und wirft einen Blick auf weitere utopische Siedlungen auf dem amerikanischen Kontinent.

Die großen Einwanderungswellen nach Nord- und Südamerika in der Neuzeit sind gut untersucht. Europäische Herrschende oder auch Handelskompanien gründeten Kolonien, deren Bewohner:innen zum Beispiel aus Spanien, England oder den Niederlanden die Geschichte der Kontinente prägten. Wenig bekannt sind dagegen die sogenannten utopischen Siedlungen, kleinere Enklaven, deren Gründungen anders motiviert waren.

Hierher kamen Menschen, die sich in ihrer Heimat in der Ausübung ihrer religiösen Praxis eingeschränkt sahen oder verfolgt wurden. Andere flohen vor der Industrialisierung, die Europa erfasste, um in der "Neuen Welt" ein einfaches, auf Landwirtschaft basierendes Leben zu beginnen. Einzelne utopische Siedlungen sind inzwischen auch in den Fokus der historischen Archäologie gerückt. Sie basieren häufig auf Visionen, die in der Praxis dauerhaft nicht bestehen können.

Mehler präsentiert einige Beispiele, besonders die aktuellen Untersuchungen zur Kolonie Nueva Germania, die 1886 von Elisabeth Nietzsche und Bernhard Förster in Paraguay als privates, antisemitisch motiviertes Unternehmen gegründet worden war.

Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe des Fördervereins LWL-Museum für Archäologie und Kultur zur aktuellen Sonderausstellung "Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten".

Der Vortrag ist unter folgendem Link im Livestream abrufbar: https://youtube.com/live/V628wAvB_O8

Zur Referentin
Prof. Dr. Natascha Mehler ist Professorin für die Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. 2017 erhielt Mehler den Caroline-von-Humboldt-Preis für ihre kreative und interdisziplinäre Forschung.

Hintergründe zum Forschungsprojekt
Mehlers Forschungsprojekt zur Kolonie Nueva Germania ist Teil des Sonderforschungsbereichs "RessourcenKulturen", das die gesellschaftlichen Dimensionen von Ressourcen untersucht. Mehler betrachtet mit Attila Dészi die Ideologie des Gründerpaares und der ersten Siedler als immaterielles Hilfsmittel und fragt, wie sich ihre Ideologie vor Ort und auf der Grundlage der Siedlungsbedingungen veränderte. Zahlreiche Schriftquellen und Pläne stehen für die Auswertung zur Verfügung. In einer ersten Feldkampagne im Februar und März 2022 untersuchten und dokumentierten die Wissenschaftler:innen Baustrukturen und Parzellen der Gründungsphase der Kolonie. In Interviews sprachen sie mit der Bevölkerung vor Ort über die materiellen Hinterlassenschaften als "dark heritage" (engl. dunkles Erbe).

Die Sonderausstellung "Modern Times"
Die Sonderausstellung "Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten" zeigt anhand von etwa 100 Fundplätzen archäologische Objekte der vergangenen 200 Jahre. Sie befasst sich mit den Beziehungen zwischen dem Menschen und diesen Objekten und ordnet sie sechs Kategorien zu: Innovation, Gefühl, Zweck, Besonderes, Zerstörung und Erinnerung. Jedes Exponat erzählt eine eigene, spannende Objektgeschichte und wird außerdem historisch und archäologisch eingeordnet.

Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Westfälisches Landesmuseum
Das LWL-Museum für Archäologie und Kultur ist das zentrale Schaufenster der LWL-Archäologie in Westfalen und materieller Spiegel der Menschheitsgeschichte dieser Region. Um ein breites Publikum für die Archäologie und Kulturgeschichte zu begeistern, entwickelt das Museums-Team außergewöhnliche Ideen und verwirklicht mutige und besondere Ausstellungskonzepte. Im Mittelpunkt stehen ausgegrabene Fundstücke, deren Erforschung Grundlage für spannende Geschichten ist. Eine dem Thema entsprechende Inszenierung und Dramaturgie macht diese Inhalte für die Besucher:innen mit allen Sinnen erfahrbar. Mitmachen, Anfassen und Ausprobieren sind dabei ausdrücklich erwünscht.

Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de

LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
presse@lwl.org



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44623 Herne
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