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Mitteilung vom 07.11.24

Presse-Infos | Kultur

Die Tradition der Lackbaum-Ernte

LWL-Museum für Kunst und Kultur zeigt 2025 auch Werke von Lackkünstler Heri Gahbler

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Münster (lwl). Nach der Übernahme der Sammlung des Museums für Lackkunst durch das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster werden ab April 2025 ausgewählte asiatische und europäische Lackobjekte in der neuen Sonderausstellung "Faszination Lack. Kunst aus Asien und Europa" im LWL-Museum präsentiert.

Der Künstler Heri Gahbler hatte im Spätsommer den Lackbaum am ehemaligen Museum für Lackkunst in Münster geerntet, ein in Europa äußerst seltener Baum. Die Ernte, die sich über mehrere Wochen erstreckte, war ein langwieriger Prozess und ein Abschiedsritual für das Museum.

Auch Gahblers Werke werden in der neuen Sonderausstellung (4.4. bis 27.7.25) im LWL-Museum für Kunst und Kultur zu sehen sein. Die Schau soll einen kurzen Abriss der Geschichte der Lackkunst vermitteln. Im Mittelpunkt stehen die Exportlacke, die seit dem 16. Jahrhundert in Asien für den europäischen Markt hergestellt wurden. Sie zeigen, wie die asiatische Kultur die europäische beeinflusst hat. Auch die Gewinnung und Verarbeitung des asiatischen Lacks wird veranschaulicht.

Hintergrund
Heri Gahbler erlernte das Handwerk als erster nicht-japanischer Schüler an der Akademie für Lackkunst in Wajima in Japan. Zuvor arbeitete er als Möbelrestaurator und kam von der Arbeit mit Schellack und durch sein Studium der Japanologie und der orientalischen Kunstgeschichte zur japanischen Lackkunst. Nach Abschluss seiner Ausbildung in Japan brachte er einen Setzling des Lackbaumes mit nach Deutschland, inzwischen besitzt er in Köln eine kleine Plantage. Einer seiner Lackbäume befindet sich hinter dem Gebäude des ehemaligen Museums für Lackkunst in Münster.

Die Ernte eines Lackbaumes zieht sich von Juni bis September. Zunächst werden dabei kleine, nicht sehr tiefe Schnitte gemacht, um den Baum zu stimulieren. In zeitlichen Abständen werden dann etwas längere und tiefere Einschnitte gesetzt, aus denen Lacksaft gesammelt wird. Die Pausen benötigt der Baum, um sich zu erholen und neuen Saft zu produzieren. Bei der letzten Zapfung wird ein tiefer Einschnitt um den gesamten Stamm gemacht.

Anschließend wird der Baum gefällt, und aus seinen Wurzeln treibt ein neuer Lackbaum, der frühestens nach zehn Jahren geerntet werden kann. Der Rohlack, eine milchig weiße Flüssigkeit, wird anschließend gefiltert und luftdicht verschlossen. Dieser Rohlack muss innerhalb von 24 bis 48 Stunden an der Luft aushärten.

Angefangen hat Gahbler mit Gebrauchskunst, inspiriert von den in Japan über Generationen vererbten Lackobjekten. In jüngster Zeit gestaltet er Wandtafeln, die den ostaisatischen Lack (japanisch: Urushi) mit anderen Materialien kombinieren. Während er die Perfektion der japanischen Lackkunst schätzt, glaubt er, dass kleine Ungenauigkeiten die Werke lebendiger machen. Im November 2023 erhielt er für eines seiner Werke in Japan einen bedeutenden Preis.

"Wenn man sich über 30 Jahre im Kreis der Lackkünstler bewegt," so Gahbler, "kennt man seine Kollegen." Er schätzt die Zahl der Urushi-Künstler:innen in Europa auf sechs. Obwohl er selbst Lackkunst-Kurse gibt, glaubt er, dass der Kreis auch weiterhin klein bleibt. Gahbler: "Die Anforderungen sind sehr hoch, man muss viel Zeit und Geduld investieren, die trotz Begeisterung für die Kunst nur wenige aufbringen können."



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235, presse@lwl.org und Carina Soltau, Telefon 0251 591-3209, carina.soltau@lwl.org
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LWL-Einrichtung:
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Tel.: 0251 5907-210
Domplatz 10
48143 Münster
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