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(120 KB)   Der Beginn des Holocaust 1941: Deportation minden-ravensbergischer Juden auf dem Bahnhof Bielefeld / Bielefeld, Stadtarchiv   Der Beginn des Holocaust 1941: Deportation minden-ravensbergischer Juden auf dem Bahnhof Bielefeld / Bielefeld, Stadtarchiv
TITELDer Beginn des Holocaust 1941: Deportation minden-ravensbergischer Juden auf dem Bahnhof Bielefeld
DATIERUNG1941-12-13
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONBielefeld - 13.12.1941 kurz vor 15 Uhr. Die letzten Minuten minden-ravensbergischer Juden auf westfälischem Boden! Ohne nochmaligen Halt in der Heimat rollt der mit über tausend westfälischen Juden völlig überfüllte Zug mit je acht bis zehn Personen in einem Abteil 3. Klasse nach Osten, nach Riga.

Chaotisches Durcheinander auf dem Bahnsteig: ein deutscher Soldat im warmen Wintermantel, Zeichen, wie kalt es war, gibt letzte Weisungen. Gepäckstücke liegen umher - sie erreichten, wie wir wissen, ihren Bestimmungsbahnhof ohnehin nicht, Hasten, Angst, keinen Platz mehr zu bekommen, dazu die bedrückende Gewißheit einer Zukunft, die nur Schlimmes erwarten ließ, deren Schrecken aber alles vorstellbare Maß noch übersteigen sollten. Eine ganze Serie dieser für Westfalen einzigartigen Fotos vom Beginn der "Endlösung" befindet sich heute im Stadtarchiv Bielefeld, vom Museumsleiter Dr. Schoneweg in seiner Kriegschronik mit gewollt markig-mitleidlosen Kommentaren versehen wie hier: "Mal bißchen dalli! Einsteigen! Einsteigen!"

Die ersten der mindestens sieben Transporte sogenannter Volljuden in den Osten, in der Regel als "Evakuierungs- oder Umsiedlungsmaßnahme" getarnt, waren unter dem Gesichtspunkt der Geheimhaltung schlecht organisiert. Die Deportation an einem hellen Samstagnachmittag der Vorweihnachtszeit mitten im Hauptbahnhof hatte sich, wie ein Gestapobericht drei Tage später klagte, "in allen Bevölkerungskreisen herumgesprochen", mit unterschiedlichem Echo, in dem sich zum Teil auch eine Ahnung des Kommenden niederschlug. [1]

Wir besitzen eine Reihe erschütternder Berichte auch von westfälischen Überlebenden dieser nach Riga geleiteten "Reichs-Juden" - Transporte. [2] Für die überwiegende Mehrzahl der Betroffenen war es eine Reise in den Tod. Am Ende standen Zwangsarbeit bis zur physischen Erschöpfung. Demütigungen über alles erträgliche Maß hinaus, Erfrieren und Verhungern und schließlich die Vernichtung durch Terror, Mord und Gas.


[1] Näheres bei Joachim Meynert und Friedhelm Schäffer: Die Juden in der Stadt Bielefeld während der Zeit des Nationalsozialismus, Bielefeld 1983.
[2] Diethard Aschoff: Holocaust in Augenzeugenberichten westfälischer Juden, in: Westfälische Forschungen 38, 1988, S. 244-256; ders.: Autobiographische Zeugnisse (wie Literatur Nr. 25), S. 169-214.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZBielefeld, Stadtarchiv


QUELLE    Aschoff, Diethard | Juden in Westfalen | 12, S. 43
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.1   Bielefeld, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet6.8.10   Juden
11.4   Personentransport
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT657
AUFRUFE IM MONAT235