Territorien > Grafschaft Tecklenburg


 
 
 
 
Tecklenburg, Grafschaft

 
 
 
Burg Tecklenburg (Ausschnitt), um 1850
Burg Tecklenburg (Ausschnitt), um 1850  Medien

Um die vermutlich von den Grafen von Zütphen erbaute Burg Tecklenburg südwestlich Osnabrück erwarb das Grafenhaus Tecklenburg aus dem Geschlecht des Grafen Egbert (1129-1150) ausgedehnten Besitz im Osnabrücker Nordland zwischen Hunte und Ems. Es besaß bis 1173 die Vogtei über das Bistum Münster, seit etwa 1180 bis 1236 die Vogtei über das Bistum Osnabrück und stellte neben der mit ihm verfeindeten Grafschaft Ravensberg die beherrschende Macht dieses Raumes dar. In den Kämpfen des 12. und 13. Jahrhunderts um die Reichsgewalt standen die Tecklenburger auf seiten Lothars von Süpplingenburg und der Welfen. 1189 erwarb Simon von Tecklenburg (1158-1202) die Herrschaft Ibbenbüren. 1245 heiratete Heinrich II. von Tecklenburg, der letzte Egbertinger, Jutta von Ravensberg, starb jedoch kinderlos 1248.

Die Grafschaft fiel 1263 zunächst an die Grafen von Bentheim, 1327-1557 in weiblicher Erbfolge an die fehdesüchtigen Grafen von Schwerin. Diese erwarben 1365 die Herrschaft Rheda, verloren aber 1400 den größten Teil der nördlichen Besitzungen mit den Ämtern Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei Rheine an das Bistum Münster. Graf Konrad von Tecklenburg führte als erster westfälischer Landesherr die Reformation ein, trat dem Schmalkaldischen Bund bei und mußte nach dessen Niederlage 1548 Lingen an Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern abtreten. Über die habsburgischen Provinzen Geldern und Overijssel im Burgundischen Reichskreis gelangte dieser Landesteil 1633 an das Haus Oranien, 1702 im Erbgang an Brandenburg. Tecklenburg und Rheda fielen 1557 unter Umgehung von Erbansprüchen des Hauses Solms-Braunfels an die Grafen von Bentheim, die 1588 das reformierte Bekenntnis einführten und 1696 durch ein Urteil des Reichskammergerichts zugunsten von Solms auf Tecklenburg verzichten mußten. 1707 verkaufte das Haus Solms seine Rechte an Preußen. Die damit wiedervereinigte Grafschaft fiel 1808 an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich. 1815 erhielt Preußen die Grafschaft Tecklenburg und die Obergrafschaft Lingen zurück, während die Niedergrafschaft Lingen an Hannover, 1866 ebenfalls an Preußen fiel. Nach 1816 kamen Ober-Lingen und Tecklenburg zur Provinz Westfalen, seit 1946 zum Land Nordrhein-Westfalen, Nieder-Lingen zur Provinz Hannover, seit 1946 zum Land Niedersachsen.

Quelle: Alfred Bruns, in: Gerhard Taddey, Lexikon der Deutschen Geschichte, Stuttgart:  Alfred Kröner Verlag, 1998, S. 1239
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