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(65 KB)   Minden: Historische Innenansicht der Synagoge / Minden, Atelier Pfleiderer   Minden: Historische Innenansicht der Synagoge / Minden, Atelier Pfleiderer
TITELMinden: Historische Innenansicht der Synagoge
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONDie Abbildung zeigt den Innenraum der 1865 eingeweihten Synagoge in Minden. Es handelte sich um ein massives, rechteckiges Gebäude mit einem Satteldach. Die Westseite mit dem Eingang war als Schaufassade aufwendig gestaltet und trug als oberen Abschluss einen quadratischen Aufsatz mit den Bundestafeln. Das Gebäude erhielt durch verschiedene architektonische Elemente in der Westfassade, wie z.B. drei Hufeisenfenster, ein orientalisierendes Aussehen. Der helle Innenraum nahm die maurischen Formen wieder auf. Charakteristisch für den maurisch-orientalischen Stil sind die hufeisenförmigen Bögen, die ausgezagten Bögen zwischen den Säulen und die Form der geschnitzten Holzverzierungen.

Der Innenraum hatte eine dreischiffige Gliederung. In den Seitenschiffen befanden sich im Obergeschoss die Frauenemporen, die über eine Treppe von der Vorhalle aus zu erreichen waren. Das Mittelschiff erhob sich basilikenartig über die seitlichen Schiffe. Wie viele Synagogen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte auch die Mindener Synagoge eine Orgel. Das von einem einheimischen Orgelbauer geschaffene Instrument stand oberhalb der Vorhalle. Nach Osten schloss das Gebäude mit einer Apsis ab, in der ein hoher kastenförmiger Toraschrein stand. Auch er war geprägt von einem hufeisenförmigen Bogen, der auf zwei gedrehten Säulen ruhte. Der Innenraum der Synagoge war, von viel Licht durchflutet, sehr hell. Tagsüber sorgten 32 Fenster für eine gute Ausleuchtung, abends übernahmen Kron- und Wandleuchter mit insgesamt 60 Gasflammen die Beleuchtung.

In den frühen Morgenstunden des 10.11.1938 brannte nicht nur das Synagogengebäude nieder, im Innern verbrannten auch 14 Torarollen, Kultgeräte und ein Beschneidungsstuhl aus dem Jahr 1720. Die Stadt Minden ließ die Ruine abreißen und eignete sich das Grundstück an. Mitte der fünfziger Jahr erhielt die zwischenzeitlich neu gegründete Kultusgemeinde die Liegenschaft zurück. Im Juni 1958 konnte man die Einweihung einer neuen Synagoge feiern. Das von dem Architekten Karl Gerle entworfenem Gebäude war ganz im Stil der "modernen Sachlichkeit" der fünfziger und sechziger Jahre errichtet. [1]

Die alte Innenraumgestaltung der Mindener Synagoge lässt sich durch das hier wiedergegebene Foto vom Innenraum her gut erschließen. Das Äußere wird nur durch eine Aufnahme der Westfassade dokumentiert. Bei vielen anderen Synagogen ist die Überlieferung ähnlich dürftig. Oft finden sich nur Gelegenheitsfotos. Zu nicht wenigen westfälischen Synagogen existieren überhaupt keine bildlichen Erinnerungen. Auch die archivalische Dokumentation ist vielerorts sehr dünn. Akten und Baupläne sind verschwunden, während des Krieges bei Luftangriffen verbrannt oder mancherorts im Gefolge der Zerstörungen der Pogromnacht vernichtet worden. Vor allem die Land- und Kleinstadtsynagogen können demgemäß vielfach nur unzureichend dokumentiert werden. Besser sind dagegen Großstadtsynagogen wie z.B. Dortmund belegt. So ist die zentral im Stadtbild gelegene Synagoge auf vielen Postkarten abgebildet.

Viele Synagogen sind daher nicht nur als Gebäude aus dem Straßenbild verschwunden, sondern auch in ihrer bildlichen und schriftlichen Dokumentation. Nur in den Erinnerungen älterer Menschen leben sie noch fort. Hier haben in den vergangenen Jahren verschiedene Projekte angesetzt, um vorhandene Spuren und Dokumente zu sichern und um verschüttete und vergessene aufzuspüren. [2]


[1] Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938. Nordrhein-Westfalen, S. 372-373. - Günter Birkmann, Hartmut Stratmann: Bedenke, vor wem du stehst. 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen und Lippe. Essen 1998, S. 183-185. - Stätten jüdischen Lebens in Minden-vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesbildstelle Westfalen 1992. S. 5-7, 13, 14.
[2] Hier sei auf die o.g. Veröffentlichungen verwiesen, die die Ergebnisse bereits abgeschlossener Projekte wiedergeben. Der Band "Feuer an Dein Heiligtum" wurde am Salomon- Ludwig-Steinheim-Institut in Duisburg erarbeitet und dokumentiert alle 1938 im heutigen Nordrhein-Westfalen zerstörten Synagogen. In der gleichen Reihe sollen alle zerstörten Synagogen Deutschlands aufgearbeitet werden. Das Buch von Hartmut Stratmann und Günter Birkmann erfasst die Geschichte und Architektur von 300 Synagogen aus Westfalen. In einem auf zehn Jahre angelegten Projekt erfasst die Kölner Historikerin Elfi Pracht-Jörns jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Neben den Synagogen werden alle Spuren jüdischen Lebens dokumentiert. Zu den Regierungsbezirken Köln, Detmold und Düsseldorf sind bereits drei umfangreiche Bände erschienen.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


FOTO-PROVENIENZMinden, Atelier Pfleiderer


QUELLE    Ridder, Thomas | Synagogen in Westfalen | Dia 01, S. 16-18
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.6.6   Minden, Stadt
Sachgebiet16.4   Jüdische Gemeinden
16.6.1   Kirchenbau, Sakralbauten / Kirchenaausstattung
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT2573
AUFRUFE IM MONAT212