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(2 KB)   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Franz von Papen als Page am Berliner Hof, 1897 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELVincke-Säule in Duisburg-Ruhrort: Wirtschafts- und Verkehrspolitik
DATIERUNG1847 [um]
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONDie Vincke-Säule im Duisburg-Ruhrorter Hafen (in der Rheinprovinz, nicht in Westfalen gelegen!) ist das erste öffentliche Denkmal zu Ehren des Oberpräsidenten. Es wurde 1847 in Anwesenheit König Friedrich Wilhelms IV. und der Söhne Vinckes eingeweiht. Die Ehrensäule würdigte dessen Verdienste um den Ausbau der Schiffahrtswege und die Anlage des Hafens, der zum größten Binnenhafen Europas werden sollte. Ludwig Vincke nahm jährlich an der Ruhr- und Lippebereisung teil. Die Schiffbarmachung der Ruhr, die 1770 begann und kontinuierlich weitergeführt wurde, war für die Kohlen- und Eisenindustrie von großer Bedeutung, wurde dadurch doch der Anschluß des Reviers an den Rhein und die niederländischen Seehäfen erheblich verbessert. In den 1830er Jahren erreichte der Güterumschlag auf diesem Wege einen Höhepunkt, um dann allmählich von der Eisenbahn überflügelt zu werden. Seit Ende des vierten Jahrzehnts förderte der Oberpräsident, nach anfänglicher Skepsis, das neue Verkehrsmittel. An der Vorbereitung und dem Bau der Köln-Mindener und der Bergisch-Märkischen Bahn waren Ludwig sowie sein Sohn Georg als Landrat von Hagen aktiv beteiligt. Bis zur Jahrhundertmitte waren jedoch weder Schiffahrt noch Eisenbahn die wichtigsten Transportmittel, sondern die von Pferden gezogenen Frachtwagen, und für diese war der Ausbau von Chausseen oder Kunststraßen notwendig. Ludwig Vincke baute das Straßen- und Wegenetz systematisch aus und verbesserte zunächst die Verbindungen zwischen den Hauptorten der Provinz, d. h. Münster, Minden, Arnsberg, Hamm und Paderborn. Im Regierungsbezirk Arnsberg, der ein großes industrielles Entwicklungsgefälle aufwies, bestand der größte Nachholbedarf, und zwar für das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Westfalen und der Wittgensteiner Grafschaften. lm Jahre 1825 wurden z. B. für Arnsberg 109, für Minden 30 und für Münster 19 Meilen Kunststraßen angelegt.

Die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse bewirkte zusammen mit technischen Innovationen eine beträchtliche Steigerung der Kohlengewinnung im Ruhrgebiet und Siegerland, die für die märkische und nordbergische Eisenindustrie wichtig war. Wurden um 1800 rund 200.000 Tonnen gefördert, so 1830 über 500.000 und ein Jahrzehnt später bereits eine Million Tonnen. Das erste größere Hüttenwerk, die "Westfalia" bei Lünen, wurde 1826 errichtet. Vincke trat schon 1832 für einen Schutz der Siegerländer und Märker Roheisenprodukte ein. Die westfälische Eisenindustrie hatte gegenüber der englischen Konkurrenz einen schweren Stand, zumal die preußische Zollpolitik bis 1844 keinen flankierenden Schutz gewährte. Auf Roheisen wurde kein Einfuhrzoll erhoben, die Zölle auf Eisenprodukte waren niedrig. Mit Mühe behaupteten sich einige Solinger, Remscheider und Iserlohner Stahlprodukte auf dem Markt. Absatzprobleme gab es auch in der Textilindustrie, in manchen Gebieten der Haupterwerbszweig. Als der 7. Westfälische Provinziallandtag 1843 eine Erhöhung der Schutzzölle auf ausländische Maschinengespinste und Leinwand forderte, unterstützte Vincke das Begehren nachdrücklich. Für die Konkurrenzfähigkeit der westfälischen Industrie war die Einführung technischer Neuerungen wie das Puddelverfahren in den 1820er Jahren grundlegend. Mit dieser Innovation trat der Unternehmer Friedrich Harkort in Wetter an der Ruhr als Pionier hervor, was Ludwig Vincke mit einem Informationsbesuch alsbald honorierte. Der Oberpräsident unterstützte Harkort erfolgreich bei dem Bemühen, staatliche Regulierungen zu verringern, um kostengünstiger fördern zu können. Auf der anderen Seite aber hatte er Bedenken gegen die Aufhebung der Zünfte in einigen Handwerken, da er von einer völligen Freigabe der Gewerbe Qualitätsminderung und personelle Überbesetzung befürchtete. Vincke war demnach kein konsequenter Vertreter eines Wirtschaftsliberalismus.

Analog sprach sich Ludwig Vincke m Jahre 1824 gegen eine freie Verkäuflichkeit von Bauernland aus, um einen kräftigen bäuerlichen Mittelstand am Leben zu erhalten. In der Landwirtschaft war in der ersten Jahrhunderthälfte immer noch die Mehrheit der westfälischen Bevölkerung beschäftigt. Trotz der Bemühungen des Oberpräsidenten verschwanden in dieser Zeit etwa 30% der alten Höfe, sei es durch Verkauf oder Bankrott. Im Jahre 1836 befürwortete er in einem Bericht an den Innenminister zur Lage der Landwirtschaft den Übergang zur Veredelungswirtschaft, wozu eine bessere Düngung des Bodens erforderlich sei. Er hielt eine stärkere Staatsintervention für angebracht und kritisierte die Bevorzugung der Fabrikindustrie in der Gewährung öffentlicher Mittel. Der Staat sollte mehr in die Ausbildung der Landwirte investieren und die Gründung landwirtschaftlicher Vereine unterstützen. Hier kamen Ideen zum Tragen, die bis in die kurmärkische Referendarzeit des jungen Vincke zurückreichten und die auf seinen Englandreisen und in der Reformzeit vertieft worden waren. Im Juni 1808 war er an der Gründungsversammlung eines Landwirtschaftlichen Vereins in Möglin beteiligt gewesen, die Albrecht Thaer auf seinem Mustergut einberufen hatte. Ludwig wurde damals zum Sekretär bestellt. Von größerer Bedeutung sollte das Vereinswesen aber erst in der zweiten Jahrhunderthälfte werden. Der westfälische Oberpräsident war mit seinen Forderungen und Aktivitäten der Zeit ein Stück voraus.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Universitäts- und Landesbibliothek
FOTO-PROVENIENZMünster, Landesarchiv NRW Staatsarchiv


QUELLE    Burg, Peter | Ludwig Freiherr von Vincke | Dia 10, S. 47-49
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.7   1800-1849
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT342
AUFRUFE IM MONAT87