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(121 KB)   Der Ruhrorter Hafen, um 1840 / Essen, Ruhrland-Museum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   Der Ruhrorter Hafen, um 1840 / Essen, Ruhrland-Museum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELDer Ruhrorter Hafen, um 1840
DATIERUNG1840 [um]
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONIm Anschluß an seine Trennung von der "Mechanischen Werkstätte" wandte sich Friedrich Harkort dem, wie er meinte, zukunftsträchtigen Bau von Dampfschiffen zu, die die rheinisch-westfälischen Industriezentren über Rhein und Weser mit den großen Nordseehäfen verbinden sollten. Eine Werft in Duisburg hatte von einer Mindener Gesellschaft den Auftrag zum Bau eines Dampfschiffes für die Weser erhalten, dessen Maschine Harkort baute. Im Januar 1836 ging das Schiff in Begleitung Harkorts auf seine Jungfernfahrt, von deren Schwierigkeiten er später eine ausführliche Schilderung gab:
"Mit Mühe arbeitete sich das kleine Boot nach Ostfriesland durch; oft durch Sturm genötigt, am Lande Schutz zu suchen. (...) Fast wäre den Reisenden noch am letzten Tage ihrer Fahrt Unheil begegnet. Das Schiff mußte bei solch bösem Wetter und unter so schwierigen Umständen um die Sandbänke der Wesermündungen herum manövrieren, daß es beide großen Anker verlor und nur mit Mühe davon kam." [1]
Harkorts Hoffnungen auf die Sanierung seiner Finanzen erfüllten sich nicht, im Gegenteil, da die Leistungen des Schiffes letztlich den Ansprüchen nicht genügten, erwies sich auch dieses Projekt als Fiasko.

Die Kosten für den Seedampfer "Rhein", der eine geplante regelmäßige Verbindung zwischen Köln und London einführen sollte, übernahm Harkort allein. Im Oktober 1837 legte das Schiff in Anwesenheit Harkorts und seiner Tochter in Köln ab. Nach der aufsehenerregenden Ankunft in der Themsemündung und einem begeisterten Empfang in London schrieb Harkort nach Hause:
"Wir haben von dem Abenteuer den Vortheil: 1) wir wissen, daß das Schiff in schwerer Brandung sehr gut steuert, 2) im Sturm den Kopf nicht untersteckt, also den Assekuradeuren vollständige Sicherheit gewährt; 3) die Bauart hat sich als vorzüglich erwiesen, (...). Die ganze Unternehmung ist jetzt in das Reich der Wirklichkeit getreten: Ihr sollt davon reden hören. " [2]
Diese Reise war Harkorts größter Erfolg. Weder mit der "Mechanischen Werkstätte" noch mit seinen Eisenbahnplänen hatte er solches Aufsehen erregt. Tatsächlich aber war sie das Ende seiner Karriere als Industrieller, da seine Mittel nun vollständig erschöpft waren und ihn im Jahr 1838 zum Bankrott zwangen. Ein im eigentlichen Sinne "erfolgreicher Unternehmer" ist Harkort nicht gewesen.
"Im Grunde war er ein 'Romantiker' der 'Industriellen Revolution', der stets nach der 'blauen Blume' des 'Fortschritts' suchte und dabei die realen Gegebenheiten vergaß. (..) Unbestritten bleibt Harkort das Verdienst, die westdeutsche industrielle Entwicklung mit angeregt und gefördert zu haben." [3]

Das Bild des Ruhrorter Hafens um 1840 zeigt anschaulich die verschiedenen Schiffstypen, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts für den Personen- und Güterverkehr eingesetzt wurden. Im Vordergrund erkennt man ein Pferdegespann, mit dem einfache Lastkähne vom Ufer aus "getreidelt" wurden. An der Anlegestelle und auf der Ruhr sind - neben zahlreichen Segelschiffen - zwei Dampfschiffe abgebildet. Sie gehören zu einer frühen Generation von Dampfschiffen, die aus Holz gebaut und zusätzlich mit einem Segel ausgerüstet waren und deren Schubkraft nicht mittels einer Schraube, sondern noch durch Schaufelräder erzeugt wurde.

Seit der Mitte der 1820er Jahre setzte die Dampfschiffahrt ein, die zunächst auf den Personenverkehr beschränkt war. Den Durchbruch erfuhr sie zu Beginn der 40er Jahre, nachdem durch die Rheinschiffakte von 1831 jedem die Erlaubnis zur Benutzung der Binnenschiffahrtswege gewährt worden war, doch behielten die Segelschiffe ihre Vorherrschaft beim Gütertransport bis etwa 1880. Durch die Steigerung der Schiffsgrößen, die Erhöhung der Transportgeschwindigkeit und die Vermehrung der Anzahl der Schiffe, vergrößerte sich das Transportvolumen zusehends und der Verkehr wurde billiger. Erzeugnisse, deren Verkauf bislang auf das engere Umfeld beschränkt war, konnten nun in größeren Mengen über weite Strecken transportiert werden. Westfalen profitierte von dieser Entwicklung nur beschränkt, da die Lippe und die Weser nur von geringer verkehrswirtschaftlicher Bedeutung waren. Lediglich die Ruhr gewann als Transportweg für den expandierenden Steinkohlebergbau große Bedeutung. Sie beförderte um 1860 ein bis zwei Drittel der Steinkohle der umliegenden Region. Der verstärkte Eisenbahnbau, vor allem die Fertigstellung der Bergisch-Märkischen Bahn 1862 und zehn Jahre später einer weiteren Linie durch das Ruhrtal, bewirkte das Ende der Ruhrschiffahrt. Erst durch die Kanalbauten Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Westfalen ein wirtschaftlich modernes Wasserstraßennetz.


[1] Berger, S. 262.
[2] Berger, S. 267f.
[3] Köllmann, F. Harkort, Bd. 1, S. 89.


TECHNIKLithografie
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OBJEKT-PROVENIENZEssen, Ruhrland-Museum
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Killing, Anke | Friedrich Harkort | Dia 06, S. 23-25
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.7   1800-1849
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT409
AUFRUFE IM MONAT59