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(85 KB)   "Die Zukunft gehört Dem, der die Schule hat" - Karikatur aus dem Kladderadatsch vom 19.12.1875 
 / Münster, Publizistisches Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster / Münster, Landesmedienzentrum für Westfalen/E. Tschich   "Die Zukunft gehört Dem, der die Schule hat" - Karikatur aus dem Kladderadatsch vom 19.12.1875 
 / Münster, Publizistisches Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster / Münster, Landesmedienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITEL"Die Zukunft gehört Dem, der die Schule hat" - Karikatur aus dem Kladderadatsch vom 19.12.1875
DATIERUNG1875-12-19
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONIn der abgebildeten Karikatur ist Kultusminister Falk "im Besitz" der Schule. Einzelne Geistliche im Hintergrund versuchen, sie ihm wieder zu entreißen. Die "Verweltlichung" der Schule bildete seit 1848 eines der Hauptanliegen der Liberalen. Falk war seit Januar 1872 im Amt und führte den Gesetzentwurf über die Schulaufsicht als erstes Kulturkampfgesetz im März 1872 ein. Es bestimmte, daß die Aufsicht "über alte öffentlichen und Privat-Unterrichtsanstalten dem Staate" zukomme. Das Gesetz war der erste wirklich schwere Schlag gegen die Kirche, die sich um ihre angestammten Rechte gebracht sah. In einem Protestschreiben der preußischen Bischöfe vom April 1872 heißt es: "Jener organische Zusammenhang der Volksschule mit der Kirche stützt sich nicht allein auf ein geschichtlich überliefertes Herkommen, ... sondern auch auf ein der Kirche eingeborenes göttliches Recht." Das Gesetz verletze dieses "unveräußerliche heilige Recht der Kirche auf die Volksschule"; und man sehe "verderbliche Folgen für Kirche und Staat" sicher voraus. [1]

Um das Schulaufsichtsgesetz waren im Frühjahr 1872 heftige Parlamentsdebatten entbrannt. Es kam zur ersten großen Auseinandersetzung zwischen Bismarck und dem Zentrum. Aber auch seine eigene Partei - die Konservativen bekämpften energisch den Gesetzentwurf, der nicht nur die Herrschaft der katholischen, sondern auch der evangelischen Geistlichkeit über die Schule stark einschränken sollte. Mit 207 gegen 155 Stimmen nahm das preußische Abgeordnetenhaus das Schulaufsichtsgesetz an. Es brachte durchgreifende strukturelle Veränderungen im Schulwesen, indem die Schulaufsicht - bislang eine traditionelle Domäne der Kirchen - örtlichen Verwaltungsbehörden übertragen wurde.

Mit dem Erlaß von Mitte Juni 1872 über den "Ausschluß der Mitglieder geistlicher Orden von Schulstellen" verschärfte Falk den preußischen Kurs Richtung einer völligen Entklerikalisierung der Schule. Aufgrund dieses Erlasses wurden in Preußen etwa 1.000 Ordensmitglieder, meist katholische Schulschwestern, aus dem Schuldienst entfernt. Auch in Westfalen folgten jetzt die Kündigungen Schlag auf Schlag.


[1] Aus der Erklärung des preußischen Episkopats an das Staatsministerium vom 11.04.1872; Text bei Nikolaus Siegfried: Actenstücke betreffend den preußischen Culturkampf, Freiburg im Br. 1882, S. 96.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Publizistisches Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
FOTO-PROVENIENZMünster, Landesmedienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Kulturkampf in Westfalen | Dia 05, S. 23
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
120   Karikatur
Zeit3.8   1850-1899
3.8.4   Kulturkampf <1871-1887>
Sachgebiet14.11   Karikatur
DATUM AUFNAHME2004-02-04
AUFRUFE GESAMT671
AUFRUFE IM MONAT178