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(90 KB)   Aufruf an die deutschen Landwirte und Landfrauen zur erhöhten Abgabe von Lebensmitteln, 18.11.1916 / Dortmund, Institut für Zeitungsforschung   Aufruf an die deutschen Landwirte und Landfrauen zur erhöhten Abgabe von Lebensmitteln, 18.11.1916 / Dortmund, Institut für Zeitungsforschung
TITELAufruf an die deutschen Landwirte und Landfrauen zur erhöhten Abgabe von Lebensmitteln, 18.11.1916
DATIERUNG1916-11-18


INFORMATIONDie Durchführung des "Hindenburg-Programms" erforderte die Anspannung aller wirtschaftlichen Kräfte an der "Heimatfront". Die geplante Steigerung der Rüstungsproduktion war jedoch nur zu erreichen, wenn eine ausreichende Versorgung der Arbeiter gesichert werden konnte. In dem abgebildeten Aufruf an die deutschen Landwirte und Landwirtsfrauen, herausgegeben vom Vorstand des Deutschen Landwirtschaftsrats, sollte das Bündnis zwischen Rüstungsindustrie und Landwirtschaft betont und gleichzeitig der Gegensatz zwischen den Konsumenten auf der einen und den Produzenten auf der anderen Seite entschärft werden. In dem Begleittext zu dem hier abgebildeten Aufruf heißt es:
"Immer größer wird das heimische Heer unserer Brüder, die in der Tiefe heißer Schächte oder vor glühendem Feuer uns die Waffen schmieden, welche unsere Feinde vernichten und uns einen ehrenvollen Frieden bringen sollen. Immer schwieriger wird diesen unseren Brüdern die Arbeit, und fast unmöglich wird sie, wenn die schwer arbeitenden Männer und Frauen, denen die natürlichen Hilfsquellen nicht in gleichem Maße wie uns zur Verfügung stehen, nicht soviel Nahrung bekommen, wie zur Aufrechterhaltung ihrer vollen Arbeitskraft erforderlich ist...
ln noch weit höherem Maße als je zuvor ist es heute unsere vaterländische Pflicht, unsere ganze Kraft freudig in den Dienst der Erzeugung von Lebensmitteln für unser Volk zu stellen...
Wie der eine Teil unseres Volkes in beispiellosem Heldentum im Felde gegen eine Welt von Feinden kämpft und ein anderer Teil in rastlos schwerer Arbeit uns die militärischen Kriegsmittel schafft, so wollen auch wir Landwirte unter Hintansetzung aller eigenen Wünsche, wo und wie immer es geht für die Ernährung unserer Kriegsarbeiter sorgen und freudig alles hingeben, was wir mit Gottes Hilfe in mühseliger Arbeit unserm Boden abgewinnen und nur irgend selbst entbehren können.... ". [1]

Die rechtliche Grundlage für die Mobilisierung aller verfügbaren zivilen Arbeitskräfte für die Ziele der nationalen Kriegswirtschaft bildete das Gesetz vom vaterländischen Hilfsdienst vom 5. Dezember 1916, wodurch auch die Landwirtschaft zum kriegswichtigen Sektor erklärt wurde:
"§1
Jeder männliche Deutsche vom vollendeten siebzehnten bis zum vollendeten sechzigsten Lebensjahre ist, soweit er nicht zum Dienst in der bewaffneten Macht einberufen ist, zum vaterländischen Hilfsdienst während des Krieges verpflichtet.

§2
Als im vaterländischen Hilfsdienst tätig gelten alle Personen, die bei Behörden, behördlichen Einrichtungen, in der Kriegsindustrie, in der Land- und Forstwirtschaft, in der Krankenpflege, in kriegswirtschaftlichen Organisationen jeder Art oder in sonstigen Berufen und Betriebe die für Zwecke der Kriegsführung oder Volksversorgung unmittelbar oder mittelbar Bedeutung haben, beschäftigt sind ..." [2]

Aber auch noch so eindringliche Appelle an die Landwirtschaft vermochten eine erhöhte Abgabe von Nahrungsmitteln nicht zu erreichen. Die im Herbst 1916 neben dem "Hindenburg-Programm" eingerichtete "Hindenburg-Spende", die die Erzeuger aufforderte, neben den festgesetzten Ablieferungskontingenten zusätzlich Speck und Butter an die Industriearbeiter direkt zu liefern, hatte kaum Erfolg. Ein Bündnis zwischen Landwirten und Industriearbeitern mußte aufgrund der unterschiedlichen Interessen scheitern. Die noch im August 1914 propagierte Einheit des ganzen Volkes erwies sich als Fiktion. Wegen der mangelhaften Ernährung waren die Rüstungsarbeiter des Industriereviers kaum in der Lage ihr festgesetztes Arbeitssoli zu erfüllen. Die Produktionsziffern im Bergbau und in der Montanindustrie sanken.


[1] Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund, Plakatsammlung: Weltkrieg I.
[2] Reichsgesetzblatt 1916, S. 1333.


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OBJEKT-PROVENIENZDortmund, Institut für Zeitungsforschung


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Erste Weltkrieg in Westfalen | Dia 03, S. 24f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
160   Plakat
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet9.4   Konsum, Nahrung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT3415
AUFRUFE IM MONAT19