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Burkhard Feldmann

Salz aus Werl

 
 
Orte
 Städtisches Museum Haus Rykenberg, Werl,  Stadtarchiv Werl sowie mehrere Stationen in der Altstadt
 
 
Fachbereiche
fächerübergreifend (Geschichte, Deutsch, Geographie, Chemie, Kunst, Religion)
 
 
Dauer
Je nach Ausführlichkeit mindestens ein Vormittag im Museum und an anderen außerschulischen Lernorten in der Stadt, zusätzlich Vorbereitung und Auswertung in der Schule; bei Bearbeitung aller Module etwa drei bis vier Projekttage
 
 
Zielgruppe
Lehrerinnen und Lehrer, sowie Schülerinnen und Schüler der Primarstufe
 
 
Das Projekt
Salz war über Jahrtausende einer der seltensten und begehrtesten Rohstoffe der Welt. In seinem Umfeld gab es erbitterte Machtkämpfe, blutige Auseinandersetzungen, eine sich ständig erweiternde Vorrangstellung von Sälzerfamilien und -geschlechtern, die Entwicklung von Ortschaften zu bedeutenden und einflussreichen Städten. Auch die Stadt Werl verdankt ihre ursprüngliche Bedeutung weitgehend dem Salz, das hier gewonnen wurde.

Scherbenfunde belegen, dass schon mindestens 3000 Jahre vor Christus das Gebiet der heutigen Stadt Werl besiedelt war. Hier wurden schon in früher Zeit salzhaltige Quellen genutzt. Außerdem schneiden sich hier zwei alte bedeutende Handelswege: die Verbindung von Süden nach Norden - von der Ruhr über den Haarstrang zur Lippe - und von Westen nach Osten, der Hellweg, ein bedeutender Handels- und Heerweg. Werl erlebte eine bedeutende Entwicklung unter den Grafen von Arnsberg im 10. und 11. Jahrhundert und später unter der Herrschaft des Erzbischofs von Köln. Seit 1661 ist die Stadt ein bedeutender Wallfahrtsort mit der Verehrung der Gottesmutter Maria - heute der drittgrößte in Deutschland.

Unter den führenden Familien und Geschlechtern der Stadt nahmen die "Erbsälzer" eine herausgehobene Stellung ein. Noch heute gibt es viele unterschiedliche Zeugnisse und Spuren von Werls langer Bedeutung als Stadt des Salzes. Deswegen und weil Salz, das frühere "weiße Gold", auch heute noch zur Lebenswirklichkeit aller Menschen gehört, lassen sich an diesem Beispiel unterschiedliche historische Zugänge auch für Kinder im Grundschulalter finden und eröffnen. Dabei spielen mehrere Aspekte eine besondere Rolle: das Lernen in und an außerschulischen Orten, der fächerübergreifende Ansatz, das Entdecken und altersgemäße Auswerten historischer Spuren im eigenen Wohnort, der Einsatz unterschiedlicher Methoden, der Aufbau eines individuellen Wissensnetzes, durch das exemplarische Lernen die Möglichkeit von Übertragbarkeiten und Transfers und in der Zusammenschau eine positive Sicht der jungen Menschen für die Notwendigkeit zum Erhalt kulturellen Erbes.

Das Projekt "Salz aus Werl" lässt sich aus verschiedenen "Bausteinen" zusammensetzen. Nach einer thematischen Einführung ist das Städtische Museum "Haus Rykenberg" in Werl Ausgangspunkt und weiterer Mittelpunkt sowie Anlaufstation im Laufe des Projektes. Die anderen außerschulischen Lernorte verteilen sich über das Gebiet der historischen Stadt Werl.

Themenfelder und Aktivitäten in den "Bausteinen" befassen sich mit
  • Vernetzung der Lernorte zu "Salz in Werl"
  • Salzgewinnung (Geschichte, Verfahren, Handel Salzkristalle züchten, Modellbau eines Gradierwerkes)
  • Erbsälzergeschlechter und -familien in Werl
  • Werl als Solbad
  • Literarische Texte zum Thema Salz

Für die LehrerInnen: Möglichkeiten eines projektorientierten Unterrichtes am Themenbeispiel.
 
 
Projektverlauf
Salz spielt im täglichen Leben auch der jungen Schülerinnen und Schüler eine wichtige, aber in der Regel unbewusste Rolle. Gerade hier ergibt sich aus der Lebenswirklichkeit der Kinder ein Ansatzpunkt "Salz" zu thematisieren.

Ausgehend vom - weitgehend unstrukturiertem - Vorwissen der Kinder wird das Städtische Museum Haus Rykenberg Mittelpunkt des Projektes. An Hand von Modellen, Bildern und Gegenständen bekommen die Kinder eine erste Vorstellung von der Bedeutung des Salzes für die Entwicklung der Stadt Werl. Sie erhalten eine Karte der Stadt mit Markierungen und kurzen Erläuterungen zu Stellen, an denen geschichtliche Zeugnisse oder Hinweise zu finden sind. Die wichtigsten zugänglichen Orte sind die Propsteikirche, der Kurpark, einige Häuser der Erbsälzer, Straßen, Parkfriedhof und das Salzsiederdenkmal, mit Einschränkungen auch das Stadtarchiv. Diese Orte suchen sie in Gruppen mit konkreten Arbeitsaufträgen auf. Diese Aufträge zielen auf das Entdecken, das genaue Hinsehen und die Aussagekraft der jeweiligen Quelle.

Im Modul "Salzgewinnung" soll neben den - auch im Laufe der Geschichte - unterschiedlichen Verfahren auch selbst Sole hergestellt werden, das Salzsieden ausprobiert werden und Salzkristalle sollen gezüchtet werden. Aus einem Bausatz wird das Modell eines Gradierwerkes angefertigt. Im Stadtgebiet werden Orte der früheren Salzgewinnung aufgesucht, ihre Spuren gelesen und altersgemäß ausgewertet. Salzproduktion, Salzhandel und Salztransport werden als zusammengehöriger Komplex gesehen. Dazu werden Bilder, Karten und Texte ausgewertet.

Der Baustein "Erbsälzerfamilien und -geschlechter" befasst sich vornehmlich mit den Menschen, ihren Lebensumständen und ihrer politischen Macht. Portraits von Erbsälzern im Haus Rykenberg, ihre Stadtwohnungen wie die heutige Stadtbücherei, Wappen ihrer Familien im Museum und in der Propsteikirche, Beispiele von Stiftungen wie die Kanzel in der Propsteikirche oder die Bedeutung der Erbsälzer im Zusammenhang mit dem Offizialatgericht in der Propsteikirche lassen Menschen der Vergangenheit für die Kinder wieder lebendig werden, schärfen den Blick für das Detail und lassen Wissen in bedeutungsvollen Lernzusammenhängen entstehen.

Das Modul "Werl als Solbad" bringt den wirtschaftlichen Gesichtspunkt des Salzes unter veränderten Bedingungen gegenüber dem früheren Salzhandel in den Blick der Schüler. Anhand alter Ansichten und Bilder im Museum werden Einrichtungen und Funktion des ehemaligen Kurbetriebes erläutert. Die Orte werden anschließend im Kurpark aufgesucht. Außerdem werden Methoden der Werbung früher und heute verglichen.

Zu allen Bausteinen werden literarische Texte und/oder Quellentexte angeboten. Dazu gehören Märchen, Sagen, Redensarten, Sachtexte oder Lieder. Im Archiv der Stadt Werl, das auch in das aufzubauende Wissensnetz eingebunden ist, sind Urkunden, Akten und Schriften zum Bereich Salz wertvolle Beispiele für originäre Begegnungen.

Gruppen oder Klassen, die das Projekt angehen wollen, können an unterschiedlichen Stellen beginnen und einzelne Module mit unterschiedlicher Gewichtigkeit bearbeiten. Zentraler Lernort und "Anlaufstelle" sollte das Museum Haus Rykenberg sein.

Die Lehrerinnen und Lehrer sollten das Projekt in der Schule vorbereiten, Regeln für die Durchführung mit den Kindern erarbeiten (Zeiten, Treffpunkte, Ausrüstung etc.) und das benötigte Material bereitstellen. Arbeitsaufträge müssen klar und eindeutig formuliert sein. Die Lehrer selbst sind in der Rolle eines Moderators. Die Kinder arbeiten und lernen überwiegend in kleinen Gruppen. Alle Arbeitsergebnisse werden dokumentiert und in einer individuellen Mappe o.ä. aufbewahrt.

Das Aufsuchen verschiedener Lernorte, das Anwenden verschiedener Methoden, der Umgang mit unterschiedlichen Materialien, der Zugang zu vielfältigen Quellen, die Einbeziehung vieler Unterrichtsfächer, all das ist auch exemplarisches Lernen, Lernen mit allen Sinnen und "Lernen mit Kopf, Herz und Hand".
 
 
Allgemeine Hinweise
zum Thema
Jeder Mensch hat eine Geschichte und diese Geschichte ist immer eingebettet in die Geschichte seines Lebensumfeldes.

Salz ist ein unmittelbares Stückchen Lebenswirklichkeit eines jeden Menschen. Kinder im Grundschulalter nehmen diese Lebenswirklichkeit selten bewusst wahr. Andererseits ist dieses Stückchen Lebenswirklichkeit ein Teil ihrer Stadt, die ohne ihre Salzgeschichte heute nicht so wäre wie sie ist. Auch heute sehen Grundschulkinder täglich, wie sich ihre Stadt verändert und damit auch ihr Lebensumfeld. Sie haben noch eine gesunde Neugier und oft eine unbefangene Fragehaltung. Beides gilt es zu nutzen. Am Beispiel Salz lassen sich Fragehaltungen entwickeln, Möglichkeiten aufzeigen, Wissen über geschichtliche Vorgänge und ihre Bedeutungen früher und für heute zu erwerben, dieses Wissen gezielt, strukturiert und dennoch individuell zu vernetzen und somit Verständnis für die Bedeutung der eigenen Lebenswirklichkeit zu erwerben. Damit werden dann aber die Grundlagen geschaffen, dieses "kulturelle Erbe" zu bewahren und sich für den Erhalt einzusetzen. Salz ist nur ein Beispiel, aber als Beispiel kann es "Pilot-Funktion" haben, bei den Kindern in Werl und auch in allen anderen Orten mit ihren jeweils unterschiedlichen historischen Schwerpunkten.

Und: Lernen ist immer dann besonders erfolgreich, wenn es in bedeutungsvollen Sinnzusammenhängen passiert.
 
 
Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen am Beispiel "Salz aus Werl"...
  • erfahren und lernen, dass das Werden, Wachsen und die Bedeutung einer Stadt von bestimmten Umständen geprägt und abhängig ist, in diesem Fall z.B. vom Salz;
  • lernen, dass ihre heutige Lebenswirklichkeit in einen historischen Kontext eingebettet ist;
  • lernen, dass ein Ort vielfältige Spuren aus seiner Geschichte und Verweise in seine Vergangenheit hat, die es zu entdecken gilt;
  • lernen, Wege zu finden, die unterschiedlichen Spuren und Zeugnisse der Geschichte zu entdecken (Gebäude, Straßen, Einrichtungsgegenstände, Bilder, Schriften Zeichnungen, etc.) und zu "lesen";
  • lernen, unterschiedliche außerschulische Lernorte als lebendige Zeugnisse zu sehen und unter einem thematischen Gesichtspunkt zu vernetzen;
  • lernen, dass man von unterschiedlichen Ansätzen, Quellen, Fächern oder Methoden - zum großen Teil selbstlernend - aus einen nachvollziehbaren Zugang zu einem Geschichte und Gegenwart verbindenden Themenbereich bekommen kann;
  • lernen, dass das Thema Salz wie andere geschichtliche Felder auch vielfältige Aspekte hat, die in ihrer Gesamtheit wesentlich die Stadtentwicklung geprägt haben.
  • lernen, handlungsorientiert mit unterschiedlichen Materialien umzugehen, praktisches und theoretisches Lernen miteinander zu verbinden;
  • übertragbare Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, andere Sachverhalte ähnlich anzugehen;
  • zu einem Verständnis geführt werden, bedeutendes kulturelles Erbe sowie dessen Zeugnisse zu bewahren.

Die LehrerInnen sollen am Beispiel Salz aus Werl...
  • Möglichkeiten des Findens und der Nutzung außerschulischer Lernorte aufgezeigt bekommen;
  • die Bedeutung der Erarbeitung von Themenfeldern aus dem Bereich des kulturellen Erbes erkennen;
  • ihre Rolle als Organisator und Moderator von Unterrichtsprozessen und weitgehend selbstgesteuertem Lernen verstehen;
  • ein Methodenrepertoire angeboten bekommen, Themen aus dem Bereich des kulturellen Erbes mit Kindern gemeinsam zu bearbeiten.
 
 
Nützliche Adressen
Städtisches Museum Haus Rykenberg
Tel.: 02922/861631
Fax: 02922/911213
URL: http://www.werl.de/Werl/Freizeit/rykenberg.html
E-Mail: stadtmuseum-werl@web.de

Stadtarchiv
Rathaus
Hedwig-Dransfeld-Str. 23
59457 Werl
Tel.: 02922/8001018
Fax: 02922/8001098
URL: http://www.werl.de/Werl/Stadt/archiv.html
E-Mail: post@werl.de
Für Besuche vereinbaren Sie bitte mit beiden Institutionen Termine.

Das Projekt ist entwickelt auf dem Hintergrund der "Unterrichtseinheit für Grundschulen: Rund um's Salz", hg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe 1992

Ansprechpartner des Projektes:
Burkard Feldmann
Petri-Grundschule, Werl
Langenwiedenweg 18
59457 Werl
Tel.: 02922/85103
E-Mail: Petri-Grundschule-Werl@t-online.de
 
 


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