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TITEL | Pfahlhängen - "Opfer", aus der Serie "Straßen hat die Erde" (Wewelsburg Zyklus), 1983 | |||||||||||||
URHEBER OBJEKT | Blecke, Gertrud (geb. 1928) | |||||||||||||
DATIERUNG | 1983 | |||||||||||||
INFORMATION | Das Bild entstammt einem Holzschnittzyklus, den die Paderborner Künstlerin Gertrud Blecke unter dem Eindruck der Dauerausstellung im Kreismuseum "Wewelsburg 1933-45 - Kult- und Terrorstätte der SS" im Jahr 1982 geschaffen hat. Dargestellt ist die Lagerstrafe des "Pfahlhängens". (Zu den übrigen "Lagerstrafen" vgl. Dokument 7 ![]() Das Bild lebt sehr stark - wie der ganze Zyklus - von der Dramatik der Beziehung zwischen Opfer und Täter. Bildaufbau, Konturierung der Figuren, Hell-Dunkel-Kontraste und eine nuancenreiche Verwendung unterschiedlicher Holzschnittechniken vermitteln einen zentralen Zusammenhang: So sehr alle Verhältnisse und Umstände im Konzentrationslager beim Tod von Häftlingen fast betriebsförmig zusammenwirkten, letztlich hat jeder Tote - wenn auch nicht juristisch, so doch sittlich - einen persönlich verantwortlichen Mörder. Die Holzschnitte von Gertrud Blecke klagen dies ein. Sind in diesem Bild die Häftlinge ausschließlich Opfer der SS, was sie in Wirklichkeit auch fast gänzlich waren, so darf doch nicht unerwähnt bleiben, daß selbst unter den Bedingungen äußersten Ausgeliefertseins, wie sie das Leben im Konzentrationslager bestimmten, die Gefangenen versuchten, sich zu verweigern und - wo möglich - Widerstand zu leisten. Eine Möglichkeit dazu boten die von der SS eingeführten Häftlingsfunktionen im Rahmen der sog. "Häftlingsselbstverwaltung". Sie hatte den Zweck, die Abhängigkeit der Gefangenen zu steigern und sie in Gruppen zu spalten. Dabei sah ihre Hierarchie vereinfacht folgendermaßen aus: [1] Die Bezeichnungen der Häftlingsfunktionen leiteten sich zum größten Teil aus dem militärischen Bereich ab. Das Wort "Kapo" für die Häftlingsvorarbeiter entstammte dem Arbeitermilieu. Es war von den italienischen Arbeitern übernommen worden, die ihren Vorarbeiter so anredeten ("capo" = italienisch "Kopf"). Für das Leben und Überleben der Häftlinge kam es entscheidend darauf an, ob sich die Funktionshäftlinge auf das Angebot der SS einließen, kleiner Privilegien wegen - z.B. brauchte der "Kapo" auf den Arbeitsstellen nicht selbst zu arbeiten - ihre Mithäftlinge zu drangsalieren und zu verraten, oder ob sie aufgrund ihres Informationsvorsprungs und ihrer, wenngleich eingeschränkten, Handlungsbefugnisse versuchten, ihre Mitgefangenen zu schützen und den SS-Terror zu mildern. Vor allem die politischen Schutzhäftlinge bemühten sich, von der SS für solche "Funktionen" ausgewählt zu werden, um lagerinterne Informationsdienste und Widerstandszellen aufzubauen. Sie hatten andererseits - und darin besteht die Tragik solcher Versuche - auch an von der SS befohlenen, gegen die Häftlinge gerichteten Maßnahmen mitzuwirken. Von allen Häftlingsgruppen verweigerten allein die "Zeugen Jehovas" aus diesem Grunde in der Regel die Übernahme von "Häftlingsfunktionen". Das Konzentrationslager in Wewelsburg stellt insofern eine Besonderheit dar, als sich hier ab Februar 1940 für mehrere Monate nur "Bibelforscher Häftlinge" befanden. In dieser Situation mußten sie alle "Häftlingsfunktionen" übernehmen. Auch wenn ihr Einfluß zurückging, als das Lager durch Häftlinge anderer Kategorien vergrößert wurde, blieben in Wewelsburg - und auch das stellt eine Ausnahme dar - Zeugen Jehovas "Lagerältester" und "Lagerschreiber". Wenn sie die Möglichkeit dazu sahen, nutzten selbst die "Bibelforscher"-Häftlinge alle Formen illegaler Arbeit zur Ausübung ihres Glaubens und zur Festigung ihres religiösen Zusammenhalts. Bereits seit 1942 wurden die "Bibelforscher"-Häftlinge in Wewelsburg durch Bibelforscherinnen, die noch in Freiheit lebten, mit "Wachtturm"-Heften versorgt. Die Zeitschriften wurden in "toten" Briefkästen nahe den Arbeitsstellen versteckt, die Häftlinge schmuggelten sie von dort ins Lager. Nachdem im Winter 1942/1943 der illegale Druckbetrieb in Oberhausen, der den norddeutschen Bereich mit Schriften versorgte, ausgehoben worden war, bauten die Häftlinge des Restkommandos in Wewelsburg einen eigenen, provisorischen Druckbetrieb unter den Augen der SS auf. [1] U. Bauche u.a. (Hrsg.), Arbeit und Vernichtung - Das Konzentrationslager Neuengamme 1938-1945, Hamburg 1986, S. 157. | |||||||||||||
TECHNIK | Holzschnitt | |||||||||||||
MATERIAL | Japanpapier | |||||||||||||
FORMAT | jpg | |||||||||||||
MASZE | 60,5 x 51 cm (65,0 x 53,5 cm) | |||||||||||||
OBJEKT-PROVENIENZ | Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster | |||||||||||||
OBJEKT-SIGNATUR | C-3891 LM | |||||||||||||
FOTO-PROVENIENZ | Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster | |||||||||||||
QUELLE | ![]() | |||||||||||||
PROJEKT | ![]() | |||||||||||||
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN |
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DATUM AUFNAHME | 2004-02-25 | |||||||||||||
AUFRUFE GESAMT | 3349 | |||||||||||||
AUFRUFE IM MONAT | 617 | |||||||||||||
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