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(78 KB)   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Polnische Kriegsgefangene / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Polnische Kriegsgefangene / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELRaesfeld im Zweiten Welkrieg: Polnische Kriegsgefangene
URHEBER ABBILDUNGBöckenhoff, Ignaz (1911-1994)
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONAm 13.04.1940, einem Samstag, trafen in Raesfeld die ersten polnischen Kriegsgefangenen ein, die die inzwischen zur Wehrmacht einberufenen Männer vor allem in der Landwirtschaft ersetzen sollten. In der Ortsmitte wurde eine Scheune zum Lager ausgebaut und eine Freifläche mit Stacheldraht umzäunt. Wenig später heißt es in einem Tagebuch:
"Die Raesfelder Bauern schätzen die polnischen Kriegsgefangenen als willige und gute Arbeiter. Einige Polen sprechen schon ein bißchen Platt. Es sieht originell aus, wenn sie zu ihrem gelbbraunen Uniformrock die Holzschuhe tragen. Die deutschen Wachtposten in Arns Scheune haben ein herrliches Leben. Dort können sie den Krieg gut aushalten... ". [5]

Anfang September 1940 wurden die polnischen Kriegsgefangenen durch staatlichen Erlaß zu Zivilgefangenen erklärt. Das bedeutete in der Alltagspraxis vor allem, daß sie ihre Uniform gegen Zivilkleider vertauschen und auf dem Hof, dem sie zur Arbeit zugeteilt waren, auch übernachten durften (oder mußten). Im April 1942 kamen zusätzlich ukrainische Zivilarbeiter nach Raesfeld, und im September desselben Jahres folgten ihnen kriegsgefangene Angehörige der Roten Armee. Da den Polen gemeinsame Gottesdienste mit der deutschen Bevölkerung verboten waren, las der Ortsgeistliche den Gefangenen in unregelmäßigen Abständen sonntags die Messe in der Schloßkapelle oder in der Pfarrkirche. Doch bereits 1941 wurde der Raesfelder Kaplan Wilhelm Meyer von der Gestapo verhaftet, weil er sich offenbar aus gegebenem Anlaß für eine menschlichere Behandlung der kriegsgefangenen Polen eingesetzt und gegen jede Form von Fremdenhaß gepredigt hatte.

Auch wenn das Verhältnis zwischen der Dorfbevölkerung und den "Fremdvölkischen" gelegentlich gut und vertrauensvoll war, gestalteten sich die Arbeitsbedingungen doch unmenschlich genug. Der Überlegenheitswahn der "Herrenmenschen" fand auch hier Ausdruck in einer Vielzahl von diskriminierenden Vorschriften, über deren Einhaltung die örtlichen Parteigliederungen penibel wachten:
  1. "Alle Zivilarbeiter polnischen Volkstums (sind) zum Tragen des Kennzeichens 'P' auf sämtlichen Kleidungsstücken verpflichtet...
  2. ... Für Polen (besteht) Aufenthaltszwang am Arbeitsort. Nur mit besonderer
    polizeilicher Genehmigung ist ausnahmsweise das Verlassen des Arbeitsortes zulässig. Dadurch ist für die auf dem Lande wohnenden Polen die Möglichkeit der Beschaffung von Bedarfsgegenständen begrenzt.
  3. Im Zusammenhang hiermit steht das Verbot der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Haltung von Fahrrädern ist Polen nicht erlaubt...
  4. Der Besuch von öffentlichen Schaustellungen wie Kino, Theater und dergleichen ist den Polen untersagt...
  5. Die Verpflegung der Polen im Reich ist im allgemeinen der der übrigen Ausländer anzugleichen. Eine Abweichung besteht bei polnischen Deputanten in der Landwirtschaft, die gegenüber anderen Ausländern eine geringere Menge an Brot und Nährmitteln erhalten." [6]


  6. [5] A. Friedrich, Jahre, S. 30.
    [6] Harald Focke/Uwe Reimer, Alltag der Entrechteten. Wie die Nazis mit ihren Gegnern umgingen, Reinbek 1980, S. 246.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZRaesfeld, I. Böckenhoff
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Jakob, Volker | Raesfeld im Zweiten Weltkrieg | Dia 03, S. 14f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.1.10   Raesfeld, Gemeinde
DATUM AUFNAHME2004-02-05
AUFRUFE GESAMT646
AUFRUFE IM MONAT342