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(97 KB)   Rathaus Schwerte / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Rathaus Schwerte / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELRathaus Schwerte


INFORMATIONDas spätgotische, traufenständige Rathaus von Schwerte, das parallel zur Nordseite der St. Viktor-Kirche steht, ist 1547 errichtet worden. Es besitzt im Erdgeschoß eine offene Laubenhalle, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als Markthalle genutzt wurde. Das Obergeschoß ist durch ein umlaufendes Wasserschlaggesims vom Erdgeschoß getrennt und an der Traufenseite mit Steinkreuzfenstern ausgestattet. Hier befanden sich ursprünglich ein großer Saal und eine Küche, die über eine Wendeltreppe erreicht werden konnten. An den Schmalseiten des Gebäudes, wo die einzelnen Stockwerke des Dachraumes ebenfalls durch Wasserschlaggesimse betont werden, befinden sich schlichte Treppengiebel. Die Umrisse der Giebelseiten, die Säulen, Bögen sowie Fenster der Traufe des Rathauses sind im Gegensatz zu den verputzten Wandflächen aus Werkstein gemauert.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude als Rathaus genutzt und diente gelegentlich auch als Sitz des Stadt- und Landgerichtes. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts war die Verwendung des Gebäudes zahlreichen Wechseln unterworfen. Die Verwaltung erhielt in dieser Zeit eine neue Unterkunft, und eine Schule zog in das alte Rathaus ein. Zudem war in dem Gebäude noch eine Dienstwohnung untergebracht und zeitweilig auch das Gefängnis. Nach einer vorübergehenden Nutzung als Stadtbücherei ist dort 1933 das Ruhrtal-Museum eingerichtet worden. Im Jahr 1981 wurde nach Renovierungsarbeiten das Museum neu eröffnet und zeigt nun die Sammlungen des ersten Museumsleiters Josef Spiegel und des Heimatvereins.

Der Ort "Suerta", früher unmittelbar an einem wichtigen Ruhrübergang gelegen, taucht erstmals im 10. Jahrhundert im Grundsteuerbuch des Klosters Werden auf, als Abt Engelbert (961-972) dem Kloster Grundbesitz in der Nähe von Schwerte stiftete. Um 1050 übertrug eine Adelige aus dem Geschlecht der Grafen von Cappenberg einen Hof in Schwerte dem Stift in Xanten, das dort etwas später die St. Viktor-Kirche errichtete, die erstmals 1245 in den Quellen erwähnt wird. Seit dem Isenburger Erbfolgekrieg (1225-1243) befand sich Schwerte im Besitz der Grafen von der Mark. Nach einer Mitteilung Levolds von Northof über das Abbrennen des Ortes soll dieser schon 1242 durch Graf Adolf I. von der Mark mit einer Mauer befestigt und mit Stadtrechten ausgestattet worden sein, doch fehlen weitere Belege für eine so frühe Stadtwerdung, die vermutlich erst in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts fällt. So enthält ein Brief Graf Adolf II. von 1344 die erste Erwähnung der "Stad Sverte", seit 1363 sind Bürgermeister und Richter, seit 1370 Gilden beurkundet.

Nachdem Schwerte im Verlauf des 14. Jahrhunderts bereits zahlreiche städtische Rechte erworben hatte, verlieh Graf Dietrich von der Mark der Stadt im November 1397 die vollen Stadtrechte. Diese beinhalteten die jährliche Wahl von Rat und Bürgermeistern durch Vertreter der städtischen Gilden sowie Markt- und Münzrecht. Daneben garantierten Wegegeld für Karren und Wagen, Wiegegeld für die Benutzung der Stadtwaage, Erhebung von Bierpfennigen und Weinsteuer sowie Eingangszoll auf Brot und Salz die finanzielle Sicherheit der Stadt. Zugleich bestätigte der Landesherr der Stadt das Recht zur Haltung eines eigenen Gerichts, dem er eine ungewöhnlich hohe Autonomie zuerkannte. Kläger wie Angeklagte, die einen Fürsprecher hinzuziehen konnten, vertraten ihre Angelegenheiten selbst. Das Urteil richtete sich nach den Aussagen der Fürsprecher der Angeklagten, bei Rechtszweifeln konnte der Dortmunder Hof angerufen werden. Vermutlich urteilte der Bürgermeister bei kleineren Vergehen, schwierigere Angelegenheiten kamen vor ein aus Ratsherren bestehendes Schöffengericht unter dem Vorsitz des Bürgermeisters.

Mit der Stadterhebung begann ebenfalls der wirtschaftliche Aufschwung. 1425 erhielt Schwerte das Recht, einen Wochenmarkt abzuhalten, und bekam somit größere Bedeutung als Zentrum des Nahhandels. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Stadt Mitglied in der Hanse und unterhielt Handelsbeziehungen im Ostseeraum und später auch in Flandern. Bedeutung erlangte der Raum Schwerte zudem im 15. und 16. Jahrhundert durch die Produktion von Metallwaren, insbesondere von Draht, Panzern und Waffen.


Literatur

Schwerte
Bd. 2, Aus dem Ruhrtal einst und jetzt. Die Geschichte des Raumes Schwerte bis 1918, Stadt Schwerte (Hg.), Meinerzhagen 1983.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 09, S. 39-41
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort1.12.7   Schwerte, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT710
AUFRUFE IM MONAT8