MEDIEN

(93 KB)   Rathaus Rüthen / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Rathaus Rüthen / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELRathaus Rüthen


INFORMATIONNach zwei Vorgängern ist das alte Rathaus von Rüthen - ein ansehnlicher, aber schlichter Barockbau - zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Michael Spanner, der auch die Klöster Grafschaft und Liesborn errichtet hat, gebaut worden. Das Mauerwerk besteht aus verputztem Bruchstein, während Gesimse, Treppen, Rahmen der Fenster und Türen aus Rüthener Grünsandstein gefertigt sind. Die rechteckige, symmetrische Anlage von neun Achsen, deren Ecken - wie auch die des dreiachsigen Mittelrisalits - Quadersteine zeigen, erhebt sich über einem niedrigen, nur leicht hervortretenden Sockelgesims. Im Erdgeschoß des zweistöckigen Gebäudes liegen auf beiden Seiten der Freitreppe Eingänge, die ebenso wie die Fenster beider Stockwerke eine schlichte Sandsteinumrahmung besitzen. Vor dem Mittelrisalit befindet sich eine große, zweiarmige Freitreppe, die zum oberen Stockwerk führt. Ein erstes, wenige Stufen hohes Podest endet vor einem von zwei Pilastern gerahmten, rundbogigen Tor, hinter dem der Zugang zum Keller liegt, der nur aus einem kleinen Raum besteht. Im Feld über dem Tor ist die Jahreszahl 1730 angebracht. Geschwungene Treppenläufe führen zu einem weiteren, geräumigen Podest mit dem Eingang zum Ratssaal, dessen reich geschmücktes Portal mit einem Engelkopf als Schlußstein abschließt. Gequaderte Pilaster, vor denen Säulen mit ionischen Kapitellen stehen, und ein stark verkröpfter Architrav bilden den Rahmen. Innerhalb des gesprengten Giebelbogens befindet sich das Stadtwappen. Es zeigt vor einem silbernen Hintergrund ein schwarzes Kreuz - das ebenfalls im kölnischen Landeswappen auftaucht -, in dessen Mitte sowie in den Winkeln fünf rote Rauten stehen. Darüber bildet ein Dreiecksgiebel den Abschluß des Mittelrisalits, der in der Mitte eine Muschelnische mit einer von Friedrich Schellen angefertigten, lebensgroßen Statue der Justitia enthält. Wie die Nord- bzw. Hauptfassade des Rathauses besitzt auch die Südseite einen entsprechenden Mittelrisalit mit einer Nische im Giebeldreieck, in der sich eine Statue des heiligen Nikolaus, des Schutzpatrons von Rüthen, befindet. Die West- und Ostseite des Baus sind schlicht gehalten. Das zunächst ungewöhnlich flach, dann aber steil ansteigende Dach wird von Dachgauben und einem kleinen Dachreiter mit heimartiger Kuppel bekrönt.

Im Rathaus waren ursprünglich die städtische Verwaltung, das Gericht und Gefängnisräume untergebracht. 1842 zog das Gericht in das 1684 erbaute Kapuzinerkloster um. In den Jahren 1843-1876/1883 befand sich in den nicht von der städtischen Verwaltung genutzten Räumen eine Mädchenschule. 1876 zog in das obere Stockwerk eine "provisorische Lehrerbildungsanstalt" ein, die 1883 in ein Lehrerseminar umgewandelt wurde, welches dann das ganze Gebäude beanspruchte. Die städtische Verwaltung erhielt zur gleichen Zeit ein neues Domizil. Heute sind in den Räumen des alten Rathauses die Arbeiterwohlfahrt und das Gesundheitsamt untergebracht; zudem finden dort Kultur- und Festveranstaltungen statt.

Die auf einem steilen Bergvorsprung der Haar über dem Möhnetal gelegene Stadt Rüthen geht zurück auf den Kölner Erzbischof Adolf von Berg. Unter dem Gründungsmotto "pro pace terre", für den Frieden des Landes, ist sie zur Sicherung des westfälischen Herzogtums als Grenzfestung gegen das Bistum Paderborn und die Grafen von Arnsberg im Jahr 1200 gegründet worden und erhielt daher eine starke Befestigung. Der planmäßige Charakter der Gründung ist noch heute im Stadtbild zu erkennen, das trotz des geländebedingten, unsymmetrischen Grundrisses gerade und rechtwinkelig zueinander angelegte Straßenzüge aufweist.

Schon kurz nach 1200 gab es in Rüthen eine Kaufmannsgilde, die bald auch eine eigene Kirche besaß. Schnell entwickelte sich ein bedeutender Fern- und Nahhandel, dem allerdings erst 1469 der Anschluß an die Hanse folgte. Mit dem Rückgang und Verfall der Hanse, den Folgen des Dreißigjährigen Krieges und mehreren Bränden sowie Seuchen im 16. und 17. Jahrhundert begann langsam der wirtschaftliche Niedergang. Einen vorübergehenden wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr die Stadt noch einmal in der Mitte des 17. Jahrhunderts, als sie sich für den ostwestfälischen Raum zu einem Zentrum der Bauindustrie entfaltete. Besonders günstige Voraussetzungen bot hierfür das Vorkommen des Rüthener Grünsandsteins, der sich wegen seiner guten Verarbeitungsmöglichkeit und Wetterbeständigkeit als hervorragender Baustoff vor allem für dekorativen Bauschmuck eignete, wie ihn das gesteigerte Repräsentationsbedürfnis im Zeitalter des Barock verlangte.


Literatur

J. Preising
Das "alte" Rathaus in Rüthen, in: Rüthen in geschichtlichen Einzelbildern, hg. v. J. Preising, Lippstadt 1924, S. 161-164.

775 Jahre Stadt Ruthen
hg. v. d. Stadt Rüthen, Lippstadt 1975.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 22, S. 80-82
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort1.11.9   Rüthen, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT1450
AUFRUFE IM MONAT174