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(67 KB)   Grabbeigaben aus dem sächsischen Fürstengrab bei Beckum / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Grabbeigaben aus dem sächsischen Fürstengrab bei Beckum / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELGrabbeigaben aus dem sächsischen Fürstengrab bei Beckum
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef


INFORMATIONGrabbeigaben in frühmittelalterlichen, nichtchristlichen Brand- und Körpergräbern gehören zum archäologischen Erscheinungsbild, obwohl auch beigabenlose Gräber dokumentiert sind. Die Grabsitte ist allerdings regional und zeitlich verschieden, außerdem in sich differenziert hinsichtlich der Menge, der Art und des Wertes der Grabbeigaben: einfach ausgestattete Gräber mit Gegenständen des täglichen Bedarfs (Trink- und Eßgefäße), Männergräber mit Waffen, Frauengräber mit Schmuckbeigaben und/oder hauswirtschaftlichen Arbeitsgeräten und sog. "Prunkgräber", deren reiche Ausstattung an Edelmetallen den allgemeinen Durchschnitt der Beigaben bei weitem übertrifft. [1] In der Grabausstattung kann sich - in Kenntnis der regionalen und zeitlichen Unterschiede - der soziale Status des Bestatteten widerspiegeln.

Als beispielhaft für den Reichtum des Fürstengrabes gelten die kostbaren Taschenbeschläge, die "in ihrer Art einmalig und herrlichste Schöpfungen der germanischen Goldschmiedekunst der Frühzeit (sind)". [2] Die Beschläge sind aus starkem Goldblech gearbeitet, an den Rändern sind sie mit Leisten versehen. Sie waren mit bronzenen Nieten auf einer Tasche befestigt. Die Schauseiten zeigen flächendeckende Filigranverzierungen, die aus gedrehten Golddrähten gearbeitet wurden. Verschiedene Ornamente wie Flechtbänder, Dreier- und Viererknoten und U-förmige Bogen bilden die Muster der einzelnen Stücke. Rechteckige und quadratische Erhebungen (Buckel) unterbrechen die ebene Fläche. Die Seitenstücke sind gleich groß, ihre Länge beträgt 4 cm und ihre Breite 2 bis 2,5 cm, während der mittlere Beschlag eine Seitenlänge von 5,5 cm und eine Breite von 3 bis 3,5 cm hat. Die Verwendung dieses kostbaren Edelmetalls für die Taschenbeschläge zu einer Zeit, die durch zunehmende Verknappung an Edelmetallen gekennzeichnet ist, deutet auf den immensen Reichtum und damit auf die gehobene soziale Stellung des Mannes hin. Während die Taschenbeschläge keine Vergleichsstücke in anderen sächsischen Gräbern haben, ist das seegrüne Trinkglas in sächsischen und fränkischen Gräbern weit verbreitet. Es ist ein sog. Spitzbecher, der seinen Namen aufgrund des sich verjüngenden, fast spitz zulaufenden Unterteils erhält. Da der Standfuß fehlt, kann das mit einem Getränk gefüllte Gefäß nicht abgestellt werden; ein Hinweis auf die Trinksitte der Germanen? Die Verzierung des Gefäßes besteht aus girlandenartigen Fadenauflagen. Die Technik des Aufschmelzens dünner Glasfäden auf das Gefäß sowie des Einschmelzens von Fäden in die Glaswandung wird als Verzierungsart seit dem 6. Jahrhundert bei den germanischen Stämmen vorherrschend, ist aber schon seit Jahrhunderten in Gebrauch. Gemessen an der Technikvielfalt (Formgebung, Farbe und Verzierung) römischer Gläser ist die Entwicklung der Glasherstellung in technisch-künstlerischer Hinsicht seit dem Ende des Römischen Reiches rückläufig.

Eigene Glaswerkstätten besaßen die im deutschen Verbreitungsgebiet ansässigen Sachsen allerdings nicht. Die Glasartikel bezogen sie von Betrieben, die im Rheinland, Nordostfrankreich und Belgien beheimatet waren. [3] Der Trinkbecher aus dem sächsischen Grab stammt vermutlich aus einer rheinischen Werkstatt. Wie er allerdings in den Besitz des Mannes gekommen ist, ob unmittelbar durch fränkische Händler, durch Zwischenhändler oder als Geschenk eines Franken, kann anhand der archäologischen Quellen nicht ermittelt werden.


[1] Vgl. H. Steuer, S. 474.
[2] W. Winkelmann, 1984, S. 138.
[3] Vgl. B. Thieme, S. 179f.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Frick-Lemmer, Gundi | Alltagsleben der Sachsen | Dia 11, S. 33f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit2   Mittelalter
Ort3.8.2   Beckum, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-03-01
AUFRUFE GESAMT4244
AUFRUFE IM MONAT233