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(121 KB)   III. Lehre der Täufer: Taler aus der Zeit der Königsherrschaft in Münster, 1534 / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   III. Lehre der Täufer: Taler aus der Zeit der Königsherrschaft in Münster, 1534 / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELIII. Lehre der Täufer: Taler aus der Zeit der Königsherrschaft in Münster, 1534
DATIERUNG1534


INFORMATIONObgleich mit der Einführung der Gütergemeinschaft die Abschaffung des Geldes zusammenging und auf dem Besitz von Geld und Gold die Todesstrafe stand, ließen die Täufer Münzen prägen, um für sich - vor allem im Münsterland - zu werben (Propaganda!), um Landsknechte in die Stadt zu locken und Proviant für die belagerte Stadt zu beschaffen.

Diese Münzen vermögen eine Fülle von Informationen zu liefern. Zunächst: die Münzen der Täufer tragen - ganz im Gegensatz zu der damaligen und heutigen Gewohnheit - keine Bilder, nur Schrift; damit illustrierten sie die Bilderfeindlichkeit der Täufer.

Der erste Text in der Mitte der einen Seite lautet: DAT WORT IS FLEISCH GEWORDEN UN WANET IN UNS (Das Wort ist Fleisch geworden und wohnt unter uns, Ev. Joh. 1, 14). Die Täufer vertraten - wie Melchior Hoffman - die Meinung, daß Christus sein Fleisch nicht aus Maria angenommen habe, sondern - ohne Mitwirkung menschlicher Natur - Fleisch geworden sei. Die zweite Hälfte des Satzes "und wohnt unter uns" bedeutet, daß nach ihrer Meinung Christus in ihrer Gemeinde in Münster gegenwärtig sei; ein Beispiel für die wörtliche Auslegung der Bibel. Weil sie glaubten, daß Gott nur in dem "lebendigen" Tempel, d.h. in ihren Herzen wohne, verabscheuten sie, Gott in Bildwerken darzustellen. Daher stammt ihre Bilderfeindlichkeit.

Der zweite Text als äußere Umschrift auf der Vorderseite heißt: WE NICHT GEBORE IST UTH DE WAT(er) UN GEIS(t) MAC NICH, fortgesetzt auf der Rückseite: IN GAEN INT RIKE GADES EIN KONINCK UPREG O(ver) A(l) (Wer nicht geboren ist aus dem Wasser und dem Geist, mag nicht eingehen in das Reich Gottes, Joh. 3, 5, ein König aufrecht über alle). Maßgebend für die Zugehörigkeit zum "Reiche Gottes" und zur "Gemeinde Christi" war für sie allein die Glaubenstaufe (s. S. 8). Der Zusatz "Ein König aufrecht über alle" wird in den zeitgenössischen Quellen ausgelegt als "ein König, gerecht über alle". Die Vorstellung von dem gerechten König, der über alle auf Erden herrschen soll, kann auch so gedeutet werden, daß das Wiedertäuferreich sich als Vorläufer des ersehnten apokalyptischen "Tausendjährigen Friedensreiches" verstand.

Der dritte Text als innere Umschrift der Rückseite: "EIN GODT - EIN GELOVE - EIN DOEPE" (Ein Gott, ein Glaube, eine Taufe, Eph. 4, 5) mit "1534 THO MUNSTER" in der Mitte klingt es fast wie ein Schlachtruf; es ist die Devise der Täufer. Gleichzeitig verweist der Zusatz "zu Münster" auf das Neue Jerusalem, wo die Auserwählten Gottes in der Gewißheit der nahen Endzeit und in der Hoffnung auf die Bestrafung alles Bösen sich versammelt haben.


MATERIALSilber
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
OBJEKT-SIGNATURMünzkabinett
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Stiff, Ursula | Die Wiedertäufer zu Münster | Dia 03, S. 20f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
145   Zahlungsmittel, Medaillen
Zeit3.1   1500-1549
3.1.20   Täuferzeit in Münster <1534-1535>
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
16.5   Sonstige Kirchen, Konfessionen, Sekten
DATUM AUFNAHME2004-04-28
AUFRUFE GESAMT749
AUFRUFE IM MONAT172