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(88 KB)   "Trümmerfrauen" in Münster nach dem Zweiten Weltkrieg / Münster, Stadtmuseum / Münster, Stadtmuseum/T. Samek   "Trümmerfrauen" in Münster nach dem Zweiten Weltkrieg / Münster, Stadtmuseum / Münster, Stadtmuseum/T. Samek
TITEL"Trümmerfrauen" in Münster nach dem Zweiten Weltkrieg
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONWährend der langen Abwesenheit der Männer in Krieg und Gefangenschaft war den Frauen nicht nur die Aufgabe zugefallen, sie bei der Arbeit zu ersetzen, sondern sich wie vorher auch um die übrigen Mitglieder der Familie zu kümmern. Sie leisteten schwere und schwerste Arbeit in Fabriken und Verkehrsbetrieben, in Geschäften und Büros. Nach dem Krieg änderte sich zunächst nur wenig an der Doppelbelastung. Sie halfen als Trümmerfrauen beim Wiederaufbau und Trümmerräumen, hielten die Familie zusammen und sorgten für Unterkunft, Verpflegung, Kleidung und Erziehung.

Das Foto, in einer Straße in Münster aufgenommen, verdeutlicht die Doppelbelastung, der die Frauen in Krieg und Nachkriegszeit ausgesetzt waren. Dem Fotografen mit dem Rücken zugewandt steht eine Frau im Arbeitsanzug, einem offensichtlich viel zu langen Overall, der vermutlich zuvor von einem Mann getragen wurde. Dahinter die typische Hausfrau mit Rock und Schürze, mit beiden Händen einen gefüllten Topf tragend.

Der in vielen Familien über lange Jahre vollzogene Rollentausch brachte einen Organisationswandel und eine Änderung des Rollenverständnisses innerhalb der Familie mit sich, der viele Familien vor Zerreißproben stellte. Auf der anderen Seite stellt man eine scheinbar mit der vorherigen Äußerung in Widerspruch stehende Tatsache fest, daß nämlich die Familie in der zusammengebrochenen politischen und wirtschaftlichen Gesamtordnung als letzter Hort von Stabilität gesucht wurde. [1]

Die Scheidungsziffern in Deutschland, die 1946 bei 11,2 Scheidungen auf 10.000 Einwohner lagen (gegenüber 8,9 im Jahr 1939), stiegen bis 1948 auf 18,8 an, sanken danach aber wieder deutlich ab. Mit der Scheidungsrate zeitlich einher gingen in den Jahren nach dem Zusammenbruch Ansätze zur Emanzipation der Frau gegenüber dem tradierten und im Dritten Reich ideologisch pervertierten Rollenverständnis der Frau als Mutter und Hausfrau. Diese Entwicklung brach in ihren Grundzügen ebenfalls 1948 ab. Die Rolle der Frau knüpfte danach mehr und mehr wieder an die dominanten Traditionswerte der Zeit bis 1945 an. Dennoch bietet - trotz des Rückschrittes 1948 - die frühe Nachkriegszeit erste Ansatzpunkte für eine veränderte Stellung der Frau, die nicht wieder aufgehoben wurden. Die traditionelle Vormachtsposition des Mannes in der Familie wurde geschwächt und auch der Anstieg der Frauenarbeit außerhalb der Familie, über die Ausnahmesituation unmittelbar nach dem Zusammenbruch hinaus, war offensichtlich und trotz des Einbruches 1948 nicht umzukehren.


[1] Kleßmann, Ch., a.a.O., S. 57.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZMünster, Stadtmuseum
FOTO-PROVENIENZMünster, Stadtmuseum/T. Samek


QUELLE    Santel, Josef | Nachkriegsjahre: Münster 1945-1949 | Dia 07, S. 23f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet6.8.8   Frauen
DATUM AUFNAHME2004-02-08
AUFRUFE GESAMT5442
AUFRUFE IM MONAT385