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(107 KB)   Entlausung von Kriegsgefangenen im Stalag 326 VI (Senne) im Sommer 1941   Entlausung von Kriegsgefangenen im Stalag 326 VI (Senne) im Sommer 1941
TITELEntlausung von Kriegsgefangenen im Stalag 326 VI (Senne) im Sommer 1941
DATIERUNG1941
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONVon Anfang an waren die hygienischen Verhältnisse m Stalag 326 (VI K) mangelhaft und menschenunwürdig; selbst nach dem Endausbau entsprachen sie nie den fundamentalsten Erfordernissen. Beim Eintreffen der ersten Gefangenen gab es weder Brunnen noch Latrinen, ein Sachverhalt, der den damaligen Lagerarzt in der Rückschau zu dem Urteil veranlaßte: "Die allgemein bekannten und anerkannten Ursachen für das Auftreten ansteckender Krankheiten trafen auch auf dieses Lager zu, im wesentlichen also die Massierung nicht voll widerstandsfähiger Menschen und unzulängliche hygienische Verhältnisse." Bereits Anfang August 1941 breitete sich eine Ruhrepidemie aus, an der Anfang September mehr als 500 Männer erkrankt waren. Die durch Hunger geschwächten Gefangenen starben reihenweise wegen Austrocknung und Kreislaufschwäche, so daß die bis Ende November 1941 überlieferten Sterbefallanzeigen immer wieder "Ruhr" als Todesursache angeben.

Weitaus gefürchteter war seit dem Ersten Weltkrieg das Fleckfieber, eine hochansteckende, von der Kleiderlaus übertragene Krankheit, die unbehandelt in etwa 50 % der Fälle zum Tode führt. Sie galt als eine typische Krankheit des Ostens, wo, wie es im Ministerialblatt des Reichsinnenministeriums hieß, "die Laus ein ständiger Begleiter des Menschen ist". Läuse könnten vereinzelt durch Kriegsgefangene und Zivilarbeiter von dort eingeschleppt werden. Die völlig unzureichenden hygienischen Bedingungen in den Gefangenenlagern des Ostens begünstigten die Verlausung der Gefangenen enorm, und nachdem dort die ersten Fleckfieberfälle festgestellt worden waren, war durch die Massentransporte ins Deutsche Reich eine schnelle Ausbreitung der Seuche kaum noch aufzuhalten. Wesentlich begünstigt durch die geringe körperliche Widerstandsfähigkeit starben die gefangenen Rotarmisten in den Stalags zu Tausenden; Ende Januar 1942 waren beispielsweise von 61 Lagern nur 13 fleckfieberfrei.

Die einzige Möglichkeit, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern, bot die Entlausung. Dabei wurde die Kleidung jeder Person durch Heißdampf oder Auskochen desinfiziert, um die Läuse und ihre Eier zu vernichten. Die Männer selbst wurden komplett enthaart und dann geduscht. Nach einer Quarantänezeit von etwa drei Wochen galt man als fleckfieber- und übertragungsfrei und konnte zur Arbeit eingesetzt werden. Die Entlausung wurde nicht nur bei Kriegsgefangenen, sondern auch bei deutschen Urlaubern durchgeführt.

In der Senne standen zu diesem Zweck zunächst nur einige tschechische Entlausungswagen zur Verfügung, die lediglich eine provisorische Entlausung ermöglichten. Das Bild aus dem Spätsommer 1941 zeigt drei dieser Wagen, in denen die Kleidung desinfiziert wird. Die Männer stehen in der Nähe des Lagerzaunes unter der Aufsicht einiger deutscher Soldaten nackt vor den Beutegeräten und warten auf ihre Kleidung. Die Problematik dieses Vorgehens liegt auf der Hand: bei feuchtem und kühlem Wetter mußten Krankheiten zwangsläufig folgen. Hinzu kam, daß durch den Zwang zur Eile - im Hintergrund sieht man eine weitere Gruppe auf die Entlausung warten - oftmals die Kleidung verwechselt wurde und dann nicht mehr paßte.

Andere Bilder, auf denen Gefangene ihre Kleidung nach Läusen durchsuchen, belegen, daß diese Wagen der Masseneinlieferung von Gefangenen nicht mehr gewachsen waren. Deshalb ließ die Lagerleitung bis zum Jahresende 1941 eine feste steinerne, noch heute existierende Entlausungsanlage errichten, unter deren Mittelfirst eine von zwei Gefangenen modellierte und in Beton gegossene Laus deutlich zu erkennen ist. Die Umstellung hat der ehemalige Gefangene W. J. Schimanskij geschildert:
"Da die Geräte (die tschechischen Beutewagen) für... alle Entlausungen nicht ausreichen würden, begann man schon bald mit der Errichtung einer massiven modernen Entlausungsanlage, die eine einwandfreie Entlausung von 2.000 Mann in 24 Stunden schaffen konnte. Russische Fachleute unter deutscher Aufsicht bedienten die Anlage. Die Bekleidung wurde in Heißluftkammern behandelt, die Männer total enthaart und gründlich geduscht. Je zwei Mann erhielten ein Stuck (Kriegs)Seife und ein Handtuch."

Infolge dieser offenbar recht zügig und umsichtig durchgeführten Maßnahmen spielte das Fleckfieber im Stalag Senne eine im Vergleich zu anderen Lagern relativ unbedeutende Rolle. Zwar war auch dieses Lager gegen Ende des Jahres 1941 für etliche Wochen gesperrt, als häufige Todesursache ist das Fleckfieber jedoch selbst den Gefangenen nicht in Erinnerung geblieben. Sporadisch trat die Krankheit gleichwohl immer wieder auf, wie die Todesfallmeldung des 29jährigen Soldaten Tichan Dukin aus dem Ablast Smolensk mit der Erkennungsmarke 326/1898 bezeugt. Er war der 3.513. Gefangene, der im Stalag Senne ums Leben kam.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-SIGNATURVerwaltungsarchiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe


QUELLE    Otto, Reinhard | Das Stalag 326 (VI K) Senne | Dia 07, S. 30-32
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.2.9   Schloß Holte-Stukenbrock, Gemeinde
DATUM AUFNAHME2004-02-03
AUFRUFE GESAMT2620
AUFRUFE IM MONAT535