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(90 KB)   Steckbriefe jüdischer Räuber der Regierung des Stifts Münster, 1752 / Münster, Stadtarchiv   Steckbriefe jüdischer Räuber der Regierung des Stifts Münster, 1752 / Münster, Stadtarchiv
TITELSteckbriefe jüdischer Räuber der Regierung des Stifts Münster, 1752
DATIERUNG1752
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONDie hier im Bild gezeigte Fahndungsliste der stiftsmünsterischen Regierung vom 07.04.1752 enthält 55 Steckbriefe einer "interkonfessionellen" Räuberbande, der 19 Christen und 36 Juden angehörten. [1]

Während des 18. Jahrhunderts geriet das westfälische Judentum unter starken wirtschaftlichen und sozialen Druck. Ohne die Möglichkeit, ein Geleit zu erwerben und sich hinreichend zu ernähren, sank ein zahlenmäßig nicht genau zu bestimmender, aber wohl nicht unbeträchtlicher Teil der jüdischen Unterschicht ins Gaunertum ab und verstärkte die damals allenthalben aufblühenden Räuberbanden. Gewiß war Westfalen in dieser Hinsicht nur ein Nebenschauplatz. Die Schwerpunkte des Bandenwesens lagen im Rheinland und in Holland, wo der wohl größte Bandenführer seiner Zeit, der Jude Abraham Picard, beheimatet war. Nach zeitgenössischen Polizeierkenntnissen war der berühmte "Schinderhannes" im Vergleich mit ihm nur "ein nicht eben ungewöhnlicher Buschklepper". [2]

Die oft ausführlichen Steckbriefe, von denen hier nur zwei mitgeteilt werden, enthalten eine Reihe interessanter Angaben nicht nur über das "Wo" und "Wie" der Delikte, die ihnen zur Last gelegt wurden, sondern auch über die Lebensumstände der Räuber. So wird hier unter anderem deutlich, daß sie gewöhnlich in den Banden mit ihren Familien zusammenlebten und, wie in unserem Fall, sogar einen eigenen Hauslehrer ("Präceptor") für ihre Kinder mitführten. Sie bildeten in gewisser Weise eine in sich geschlossene (Unter-)Welt mit eigener Hierarchie, eigenem Recht, ja eigener Sprache. Bezeichnenderweise sind in das "Rotwelsch", die Gauner- und Bettlersprache, besonders viele Hebraismen, wie z.B. Kassiber, Pleite, Schmiere, Kaff und Schickse, eingeflossen.

Daß der hohe Anteil am damaligen Räuberunwesen den Juden nicht "im Blute lag", sondern oftmals durch schiere Not erzwungen war, geht daraus hervor, daß jüdische Räuber nach 1815, als wieder geordnete Zustände in Westfalen eingetreten und die wichtigsten Beschränkungen für die Juden gefallen waren, völlig verschwanden.


[1] Vgl. Stadtarchiv Münster, Acta criminalia Nr. 282.
[2] Näheres bei B. Becker: Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins, 2. Theil, Cöln 1804, S. 5ff.


TECHNIKTypendruck
MATERIALPapier
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZMünster, Stadtarchiv


QUELLE    Aschoff, Diethard | Juden in Westfalen | Dia 05, S. 29
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.6   1750-1799
Ort2.21   Münster, (Fürst-)Bistum < - 1802>
Sachgebiet4.5   Kriminalität
6.8.10   Juden
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT1644
AUFRUFE IM MONAT342