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(62 KB)   August Rohlings "Talmudjude" von 1871 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   August Rohlings "Talmudjude" von 1871 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELAugust Rohlings "Talmudjude" von 1871
DATIERUNG1871
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONIm Jahre 1871 gab der Münsteraner Theologieprofessor August Rohling das antisemitische Pamphlet "Der Talmudjude" heraus, dessen Titelblatt die nebenstehende Abbildung zeigt. Es handelt sich hier um die aufgrund ihrer Auflagenhöhe vielleicht am stärksten nachwirkende Schrift des konfessionellen Antisemitismus - allein von der 6. Auflage wurden in Westfalen 38.000 Exemplare kostenlos unter das Volk gebracht.

Der aus einem Dorf bei Rheine stammende Professor für Katholische Exegese schreckte hier vor keinem Vorurteil und keiner Verleumdung zurück und lieferte den aufkommenden Rassefanatikern, zu denen er im eigentlichen Sinne nicht zu rechnen ist, willkommenes Hetzmaterial über die Juden, ihre Ethik, ihr vermeintliches Weltmachtstreben und ihren bis zur Schändung christlicher Frauen und zum Mord gehenden Haß auf die nichtjüdische Umwelt. Dem in leicht faßbarer Sprache geschriebenen und mit unzähligen angeblichen Talmudzitaten untermauerten pseudowissenschaftlichen Pamphlet gegen die Juden und das Judentum sollten später viele ähnliche Schriften folgen.

Es half wenig, daß Rohling in Münster umgehend von jüdischer Seite öffentlich zur Rechenschaft gezogen wurde, daß er später als Professor einen in Wien gegen ihn angestrengten Prozeß in dieser Sache schmachvoll verlor und daß er 1899 aufgrund kirchlicher Zensurierung von seinem Lehramt zurücktreten mußte. Als er im Jahre 1931 im Alter von fast 92 Jahren starb, war die ausgestreute Giftsaat bereits aufgegangen: Hitler stand unmittelbar vor den Toren der Macht.

August Rohling, dem sein Hebräisch-Nachhilfelehrer einst schriftlich die völlige Unfähigkeit bescheinigt hatte, auch nur leichte Talmudstellen übersetzen zu können, erfuhr von einem damals führenden christlichen Talmudkenner folgendes vernichtende Urteil:
"Sein bekanntes Buch, der Talmudjude, ist ein dreistes, über alle Maßen dreistes Plagiat aus Eisenmengers einseitigem, aber immerhin subjektiv ehrlichem Buche 'Entdecktes Judentum', und seine auf das angebliche Blutritual der Juden bezüglichen Veröffentlichungen enthalten grobe Fälschungen und zahlreiche Beweise schimpflicher Unwissenheit." [1]


[1] Vgl. lsaak Arie Hellwing: Der konfessionelle Antisemitismus im 19. Jahrhundert in Osterreich, Wien 1972 (bes. S. 7, 89 und 117). Vgl. auch Hans Engelmann: Kirche am Abgrund, in: Studien zu jüdischem Volk und christlicher Gemeinde, Band 5, Berlin 1984, S. 40ff.


TECHNIKTypendruck
MATERIALPapier
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Aschoff, Diethard | Juden in Westfalen | Dia 08, S. 35
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Sachgebiet6.8.10   Juden
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT118
AUFRUFE IM MONAT8