QUELLE

DATUM1883   Suche   Suche DWUD
AUSSTELLUNGSORTSchildesche
TITEL/REGESTWortlaut einer an Bismarck von Mitgliedern des Schildescher landwirtschaftlichen Verbandes gerichteten Petition bezüglich der Juden
TEXTWortlaut einer an Sr. Durchlaucht den Fürsten Bismarck zu richtenden Petition. - Als Manuskript gedruckt. -

Durchlauchtigster Fürst, Hochgebietender Herr Reichskanzler und Minister-Präsident!

In allen Gauen Deutschlands hat sich die Ueberzeugung durchgerungen, daß das Ueberwuchern des jüdischen Elementes die ernstesten Gefahren für unser Volksthum in sich birgt. Allerwärts, wo Christ und Jude in socialer beziehung treten, sehen wir den Juden als Herrn, die eingestammte christliche Bevölkerung aber in diensbarer Stellung. An der schweren Arbeit der großen Masse unseres Volkes nimmt der Jude nur einen verschwindend kleinen Antheil; auf dem Acker und in der Werkstatt, in Bergwerken und auf baugerüsten, in Sümpfen und Canälen - allerwärts regt sich nur die schwielige Hand des Christen. Die Früchte seiner Arbeit aber erntet vor allem der Jude. weitaus der größte Theil des Capitals, welches die nationale Arbeit erzeugt, concentrirt sich in jüdischer Hand; gleichzeitig mit dem beweglichen Capital aber mehrt sich der jüdische Immobilarbesitz. Nicht nur die solzesten Paläste unserer Großstädte gehören jüdischen Herren, deren Väter oder Großväter schachernd und hausierend die Grenzen unseres vaterlandes überschritten haben, sondern auch der ländliche Grundbesitz, diese hochbedeutsame conservative Basis unseres staatlichen Gefüges, gelangt mehr und mehr in die Hände der Juden.

Angesichts dieser Verhältnisse und des massenhaften Eindringens semitischer Elemente in alle Stellungen, welche Macht und Einfluß gewähren, erscheint vom ethischen wie vom nationalen Standpunkte die Frage nicht unberechtigt: welche Zukunft steht unserem Vaterlande bevor, wenn es dem semitischen Element noch auf ein Menschenalter hinaus möglich bleibt, auf unserem heimischen Boden gleiche Eroberungen zu machen, wie in den letzten beiden Jahrzehnten? Wenn der Begriff 'Vaterland' seiner idealen Bedeutung nicht entkleidet, wenn der Gedanke, daß es unsere Väter waren, die diesen Boden der Wildnis entrissen, die in tausend Schlachten mit ihrem Blute gedüngt haben, unserem Volke nicht verloren gehen, wenn der innige Zusammenhang von deutschem Brauch und deutscher Sitte mit christlicher Weltanschauung und christlicher Ueberlieferung erhlaten werden soll, dann darf ein fremder Stamm, dem unsere humane Gesetzgebung das Gast- und Heimatrecht gewährt hat, deruns aber seinem Fühlen und Denken nach ferner steht, als irgend ein Volk der gesammten Arischen Welt, auf deutschem Boden nie und nimmer zum herrschenden aufsteigen.

Die Gefahr für unser Volksthum muß sich naturgemäß in demselben Maße steigern, in welchem es den Juden gelingt, nicht nur das nationale und religiöse Bewußtsein unseres Volkes durch die Presse zu verkümmern, sondern auch in Staatsämter zu gelangen, deren Trägern es obliegt, über die idealen Güter unseres Volkes zu wachen. Wir denken dabei vor allem an die Berufsstellungen der Lehrer und Richter; beide waren den Juden bis in die jüngste Zeit hinein unzugänglich und müssen ihnen wiederum verschlossen werden, wenn nicht die Autoritätsbegriffe des Volkes verwirrt und seine Rechts- und Vaterlandsgefühle erschüttert werden sollen. Schon beginnt das germanische Ideal persönlicher Ehre, Mannestreue, echter frömmigkeit sich zu verrücken, um einen kosmopolitischen Pseudo-Ideal Platz zu machen.

Soll unser volk nicht der wirthschaftlichen Knechtschaft unter dem Druck jüdischer Geldmächte, soll es nicht dem nationalen Verfall unter dem Einfluß einer vorzugsweise von dem Judenthum vertretenen materialistischen weltanschauung überantwortet werden, dann sind Maßregeln, welche dem Ueberwuchern des Judenthums halt gebieten, unabweisbar geboten. Nichts liegt uns ferner, als irgend welche Bedrückung des jüdischen Volkes wieder herbeiführen zu wollen, das, was wir erstreben, ist lediglich die Emancipation des deutschen Volkes von einer Art Fremdherrschaft, welches es auf die Dauer nicht zu ertragen vermag. es ist Gefahr im verzuge, deshalb gestatten wir uns Ew. Durchlaucht mit der ehrfurchtsvollen Bitte zu nahen:

Hochdieselben mögen Ihren mächtigen Einfluß in Preußen und Deutschland dahin gelten machen:
1) daß die Einwanderung ausländischer Juden, wenn nicht gänzlich verhindert, so doch wenigstens eingeschränkt werde;
2) daß die Juden von allen obrigkeitlichen (autorativen) Stellungen ausgeschlossen werden und daß ihre Verwendung im Justizdienste - namentlich als Einzelrichter - eine angemessene Beschränkung erfahre;
3) daß der christliche Charakter der Volksschule, auch wenn dieselbe von jüdischen Schülern besucht wird, streng gewahrt bleibe und in derselben nur christliche Lehrer zugelassen werden, daß in allen übrigen Schulen aber jüdische Lehrer nur in besonders motivirten Ausnahmefällen zur Anstellung gelangen;
4) daß die Wiederaufnahme der amtlichen Statistik über die jüdische Bevölkerung angeordnet werde.

Mit dem Ausdruck größter Ehrerbietung und unerschütterlichen Vertrauens verharren wir als Euer Durchlaucht aufrichtigst ergebene (Unterschriften umstehend)

An Reichskanzler, Fürsten von Bismarck, Durchlaucht in Berlin
ERLÄUTERUNGDer Petition ist eine Unterschriftenliste mit 57 Unterschriften angehängt.
SONSTIGE BETEILIGTE  Bismarck, von, Otto  |  


PROVENIENZ  Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
BESTANDKlE 1880-83, 213


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
45   Brief, Bildpostkarte / Briefsammlung
Zeit3.8   1850-1899
Ort1.5   Deutsches Reich <1871-1918>
2.30.37   Westfalen, Provinz (Preußen) <1815-22.08.1946>
4.1   Bielefeld, Kreis
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
3.4   Verwaltungsrecht
3.13   Öffentlicher Dienst
3.20   Politische und soziale Bewegungen
6.5   Migration, Auswanderung, Einwanderung
6.8.10   Juden
10.6.3   Industrie- und Handelskammern
12.2   Bildungspolitik
14.3   Politische PR, Propaganda
14.9   Flugblätter, Flugschriften
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
DATUM AUFNAHME2004-03-26
DATUM ÄNDERUNG2010-04-20
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