QUELLE

DATUM1622 / 1623   Suche   Suche DWUD
TITEL/REGESTEinquartierung der Anholtschen Truppen 1622/1623 im Stift Paderborn: Sitzungsprotokolle der Regierungskanzlei betr. die Kriegslasten
TEXT[150] Sitzungsprotokoll vom 30. Mai 1622
Blatt 166

Auff der von Wartpurgh vorgetragene beschwerung wegen einlogirter 500 ungemusteter soldaten, und daz dadurch die statt zum höchsten beschwert und allgemeiner auffstandt, mordt, unnd bluedtbadt entstehen mogte, ist deß hern hoffmeisters [1] rathliches bedencken, daz, weilln die statt Wartpurgh vor ihr haupt hertzog Christian 8000 reichsthaler erlegt [2], auch darüber noch besatzung einnehmmen mußen, nunmehr so lang zeit der churfürstlichen durchlaucht volckh undergehalten, gleichwoll sich jederzeit ihrer churfürstlichen durchlaucht gehorsamblich bezaiget, dieße statt hingegen rebellirt [3], auch bei hochgemelten hertzog zu Braunschweig umb guarnison selbst starckh mit fueßfallen angesucht, daz sie alhie in dieße statt einquartirt werden mugten.



Sitzungsprotokoll vom 30. November 1622
Blatt 217f

Seindt ihrer churfürstlichen durchlaucht schreiben wegen der nachtpahrlicher zusammensetzung unnd daz die last und burden deß kriegs volckh zugleich in allen dreien landen [4] tragen sollen, verleßen.

Weilln nhun anno 1619 dießer stifft auff 7 monat funff fendlein [5] knecht und ein cornet[6] reuter underhalten und verpfleget, auch daz negst vorige jahr durch hertzog Christian auffs eußerst verherget, verbrandt und ruinirt. Nach abzug hertzog Christian hatt nunmehr dießer stifft 2200 zu fueß und 200 pferdt underhalten. Uber deme ist jetziger stifft mit der einquartirung, da 2200 zu fueß unnd 19 cornet reuter hiehin eingelegt, ubernohmmen, und daz ertzstifft Colln, wie auch stifft Munster gahr verschönet und dabei ein große ungleichheit gehalten, da doch Cölln etc. und Munster bei weitem niht soviell gelitten, auch in fruchten eingearmet, die acker dero zeit besamet, welches hie im stifft nicht beschehen konnen; also daz ohnmöglich daz volckh ferner zu underpringen und zu erhalten. Nhun wehre der stifft jederzeit gehorsamb verplieben, hingegen aber der stifft Munster gahr ungehorsamb, inmaßen dan die einquartirung von den Munsterischen verwaigert wirt. Ist geschloßen, daz oberregte motiven ihrer churfürstlichen durchlaucht underthenigst zu gemuth geführt werden sollen.

Danebenst mit copeilicher zulegung ihrer churfürstlichen durchlaucht schreiben dem hern veldtmarschalcken [7] eingeschickt werden sollen, zu dem endt dan der herr landtdrost Westphall [8] zu dem von Anholt abzuschicken.


[1] Ursprünglich führte der Hofmeister die Aufsicht über den bischöflichen Hof und das Hofgesinde. Im 16. Jahrhundert wurde der Hofmeister zu einem Ehrenamt.
[2] Diese Summe mußte die Stadt an den Braunschweiger entrichten, da sie sich gegen die Aufnahme einer Besatzung gewehrt hatte.
[3] Paderborn hatte mit Christian von Braunschweig kooperiert und gegen die landesherrliche Stadtverfassung verstoßen.
[4] Münster, Herzogtum Westfalen und Paderborn.
[5] Kompanien
[6] Kompanie
[7] Graf Anholt
[8] Der Landdrost war der politische und militärische Leiter des Oberamtes Dringenberg und gehörte der Regierungskanzlei an.



[S. 151] Sitzungsprotokoll vom 9. Januar 1623
Blatt 246

Herr landtdrost referirt, daz auff anbevohlene werbung der herr obrister veldtmarschalckh sich endlich dahin erclert, daz ein guete anzhall volckhs auß diesem stifft abgefürt werden sollen, unnd versprochen, solchs alsofort zu effestuiren [9], alles fernen inhalts verschrifftlicher resolution [10].

Waß nhun wegen einquartirung unnd gleichmeßig außtheilung der guarnison, daz Munster 2 theil, Cölln [11] ein vierten theill unnd Paderborn ein vierten theill zugelegt werden solle, und sonsten wegen deß obrist Blanckardt regiments und deme nhun in 8 monatlang subministrirte [12] provision betreffend sich resolviert [13], hatt er schrifftlich ubergeben und dabei mundlich berichtet, daz bei den Munsterischen wenig zu erhalten. Weilln auch wegen der newer Manßfeldt unnd Halberstattischer werbung [14] in den benachtparten landt unnd herschafften beraits ahn Minden, Oßnabrug, graven zu Tecklenburg, Bentheim, Lippe, Schaumburg und Altenburg geschrieben, selbige werbung nicht zu gestatten, ist geschloßen daz in nhamen sambtlich herren rhäte an Braunschweig, Heßen, Waldeckh, Redtperg in simile [15] geschrieben werden solte.


[9] auszuführen
[10] Beschluß
[11]kurkölnisches Herzogtum Westfalen
[12] ausgezahlte
[13] erklärt
[14] Christian und Mansfeld waren nach der siegreichen Schlacht gegen Spanien bei Fleurus (29. August 1622) in den Niedersächsischen Kreis gezogen, um dort ein neues Heer aufzustellen. Da Christian nicht die Unterstützung des Kreises und Hessens gewinnen konnte, wollte er sein Heer von 16.000 Mann zu Fuß und 6000 Reitern in die Niederlande führen. Dies gelang aber nicht, da Tilly und Anholt schneller als erwartet nachrückten und ihn am 6. August 1623 bei Stadtlohn vernichtend schlugen.
[15] gleicher Weise



Sitzungsprotokoll vom 19. Januar 1623
Blatt 252´

An alle ortter soll geschrieben werden, dazjenig, so bei dießer einlagerung durch die reuter verzehrt unnd an scheden zugefuegt, richtig zu verzeichnen unnd zur cantzlei einzuschicken. Weilln auch in die guarnisonen ein ubermäßges an korn, hew, haber, strohe unnd andern so gar uberflüßiglich unnd ohnnötiglich verthan werden, daz gelt den leuthen abgepreßet und gleichwoll von den leuthen verpfleget werden.

Soll dießerhalb mit dem obristen Otto Ludwig von Blanckart geredet und die unordnung abgeschaffet werden. Die quartir auff die funff compagnie pferdt seindt dergestalt außgesetzt, daz im ambt Schwalenberg und Oldenburg: ritmeister Nievenheim
Wartpurg: ritmeister Palandt
Borgentreich, Peckelßheim, Borcholtz : ritmeister Bernsale
Brackell, Vorde, Drieburg: ritmeister Horrion
Saltzkotten, Beuren, Lichtenaw: ritmeister Blanckart
Steinheimb, Beverung, Herstelle: capitain Schaffhaußen



[S. 152] Sitzungsprotokoll vom 11. März 1623
Blatt 270f

Wegen verpflegung unnd tractament der officirer ist dahin geschloßen, daz durch ein schrifftlichen receß dem obristen Blanckart angedeutet werden solte; weilln die burgerschafft gahr erschöpfet, man auch dafür haltet, daz sie hoeestißime damit außkommen konnen alß

dem hauptman vor alles in alles mit den Pferden wochentlich 6 rthr.

lieutenant fenderich 4 rthr.

veldtwebell 1 1/2 rthr.

regiment schultheiß 4 rthr.

furirer, gemeine webell, corporal 1 rthr.

ein gemeinem soldaten den die burger nicht verplegen konn, soll geraichtet werden taglich 4 g.

Weilln aber auch die soldaten außer der statt sich mit rauben unnd spolirung [16] der leuth unnd garten waidlich sehen laßen, soll dem obristen angedeutet werden, solches unnd daz die soldaten nicht auß der pforten gehen, zu verpieten bei straff.

Item den soldaten so außlauffen auff die dorffer, soll nichst gereichet werden und da sie g[e]walt thun wurden, dieselbe einzihen und anhalten, und soll dieß auff den dorffern publicirt werden.
Item die reformirte [17] und andere frembde, item die pagagi pferdt soll der obrister vermög ihrer churfürstlichen durchlaucht bevelch abschaffen.

Regiments secretarius wochentlich 1 1/2 thr.

Regiments wachtmeister 1 1/4 thr.

Regiments [...] 1 thr.

Weilln auch ihre churfürstliche durchlaucht gnädigst bevohlen, daz der obrister seine statt so hoch nicht anschlagen solte und man ietzo die quartir selbst machen khann und thuet, daz man des general quartiermeisters nicht notig, hat man deme nichst zulegen konnen.

Die außwendighe und andere, so wegen der landtschafft von den herren rhate nicht verschrieben, kahn die statt ohnvermögenheit halber nicht underhalten.

Die hundte außerhalb des obristen sollen abgeschaffet werden.

Artelareimeister 1 1/2 thr

[...] 1 thr.


[16] Plünderung
[17] entlassene Soldaten


PROVENIENZ  Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn e.V.
BESTANDCodices
SIGNATUR139


QUELLE    Neuwöhner, Andreas | Im Zeichen des Mars | S. 150-152


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.3   1600-1649
3.3.1   Dreißigjähriger Krieg / Westfälischer Friede <1618-1648>
Ort2.28   Paderborn, (Fürst-)Bistum < - 1802>
Sachgebiet5.2   Militärorganisation, Wehrverfassung
5.4   Militärische Ausrüstung
5.9   Kriege, militärische Konflikte
DATUM AUFNAHME2004-04-13
AUFRUFE GESAMT4205
AUFRUFE IM MONAT377